Wirtschaft

Einst der Staat, jetzt die Börse Schaeffler ruft die Investoren

Georg F. W. Schaeffler und Maria-Elisabeth Schaeffler, beide sind Mitglieder im Aufsichtsrat.

Georg F. W. Schaeffler und Maria-Elisabeth Schaeffler, beide sind Mitglieder im Aufsichtsrat.

(Foto: picture alliance / dpa)

In der Conti-Krise bat der Autozulieferer Schaeffler um Staatshilfen. Nun soll die Börse beim restlichen Schuldenabbau helfen. Aber bitte keine Privatanleger.

Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann ist stolz auf ihr Familienunternehmen. Die Matriarchin trägt gerne die Verantwortung für die 80.000 Mitarbeiter des Autozulieferers. Auch durch schwere Zeiten. Wie damals, als sich Schaeffler fast an der Übernahme der größeren Continental verhob.

Continental
Continental 62,72

Schaeffler hatte sich bei der Finanzierung verkalkuliert, hinzu kam die Lehman-Krise. Die explodierenden Schulden bedeuteten fast das Aus für das Familienunternehmen, das schließlich nach dem Staat rief. Doch der stellte sich auch angesichts von ungünstigen Pressebildern der Champagner trinkenden Unternehmenschefin im Pelzmantel taub.

Die Mitarbeiter hielten allerdings zu ihrer Chefin. Als 8000 Menschen "Wir sind Schaeffler" skandierend durch Herzogenaurach zogen, sei das einer der bewegendsten Momente in ihrem Unternehmerinnen-Leben gewesen, verrät Schaeffler-Thumann im kalten Januar 2015 in einem kuscheligen Interview mit dem "Handelsblatt". Für die Rettung noch wichtiger war allerdings der Rückhalt der Commerzbank.

Der erfreulich steigende Conti-Aktienkurs sanierte schließlich die privaten Finanzen der Schaefflers, die heute mit geschätzten 25 Milliarden Euro Privatvermögen die Aldi-Familie als reichste Deutsche abgelöst haben. Die hungrige Autoindustrie sorgte für steigende Umsätze und Mitarbeiterzahlen. Nur der Schuldenberg ist immer noch nicht verschwunden – er ist lediglich kleiner geworden. Von den zehn Milliarden Euro auf dem Höhepunkt der Krise waren Ende 2014 immer noch 5,8 Milliarden Euro übrig.

Die Frage, ob Schaeffler angesichts der Unternehmensschulden erwägt, einen externen Investor ins Haus zu holen oder einen Börsengang zu wagen, wies Maria-Elisabeth Schaeffler im Januar gegenüber dem "Handelsblatt" rundheraus zurück – sie wolle nichts am Konzept "Familienunternehmen" ändern. "Oder schaue ich so aus?", fragte sie kokett den Interviewer.

Branchenbeobachter waren allerdings damals schon sicher, dass Schaeffler genau auf das Parkett zusteuert. Schließlich wurde Ende 2014 der Konzern umfassend umgebaut und ein möglicher Börsengang so deutlich vereinfacht. So wurde der rund 13 Milliarden schwere Anteil an Continental aus der Schaeffler AG herausgelöst und in eine übergeordnete Beteiligungsgesellschaft der Familie Schaeffler gepackt. Auf diese Weise investieren künftige Aktionäre ausschließlich in das operative Geschäft des Autozulieferers und nicht gleichzeitig auch in die 13-Milliarden-schwere Conti-Beteiligung.

Institutionelle Investoren gefragt

Nun sollen rund ein Viertel aller Schaeffler-Anteilsscheine an die Börse gebracht werden. Ab 28. September können die Aktien gezeichnet werden, der Preis wird am 2. Oktober festgelegt, am 5. September soll dann das Debüt gefeiert werden.

Bis zu 166 Millionen neue und bestehende Vorzugsaktien will das Unternehmen im Rahmen eines Bookbuilding-Verfahrens bei institutionellen Investoren platzieren. Die sollen vor allem mit einer Dividende in Höhe von 25 bis 35 Prozent des Jahresüberschusses angelockt werden. Bis zu 100 Millionen Aktien stammen dabei aus dem Familienbestand, weitere 66 Millionen kommen aus einer Kapitalerhöhung.

Angesichts der guten operativen Zahlen der Schaeffler AG werden sich wohl viele Investoren für die Papiere interessieren. Der Konzernumsatz stieg im ersten Halbjahr um 12,4 (währungsbereinigt 4,9) Prozent auf 6,7 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand ein Gewinn von rund 309 Millionen Euro, 99 Millionen mehr als im ersten Halbjahr 2014. Und für 2015 rechnet man in Herzogenaurach mit einem Umsatzplus von fünf bis sieben Prozent. Ein Stellenabbau und Effizienzsteigerungen sollen die schwächelnde Industriesparte wieder auf Kurs bringen und das Wachstum ankurbeln.

Trotz der soliden Erfolge wird das Familienunternehmen Schaeffler die Champagner-Bilder wahrscheinlich auch diesmal nicht richtig hinter sich lassen können. Denn wie Branchenbeobachter bemerkten, ist schon der Anteil an Conti mehr wert, als die Restschulden, nur will sich die Familie nicht davon trennen. Kleinanleger können ohnehin nur staunen, wie man gleichzeitig 25 Milliarden Euro auf dem Hauskonto und 5 Milliarden Miese auf dem Firmenkonto haben kann. Sie sind bei diesem Börsengang aber auch nicht gefragt.

Quelle: ntv.de

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