Wirtschaft

Preisabsprachen bei Kugellagern Schaeffler muss Millionen-Strafe zahlen

370 Millionen Euro Kartellstrafe für Schaeffler: EU verhängt Bußgeld gegen Hersteller von Kugellagern.

370 Millionen Euro Kartellstrafe für Schaeffler: EU verhängt Bußgeld gegen Hersteller von Kugellagern.

(Foto: REUTERS)

Autozulieferer ziehen weiter den Zorn der EU-Kommission auf sich: Nun trifft es die Hersteller von Kugellagern, die sich über Jahre auf preise verständigt haben. Zwei Drittel der Milliardenstrafe entfallen auf nur zwei Unternehmen - darunter ein deutsches.

Der Automobilzulieferer Schaeffler muss wegen illegaler Preisabsprachen eine Kartellstrafe im dreistelligen Millionenbereich zahlen. Die EU-Kommission hat gegen mehrere Lieferanten von Kugellagern für die Automobilindustrie ein Bußgeld von insgesamt fast einer Milliarde Euro verhängt. Die höchste Strafe entfiel mit 370,5 Millionen Euro auf den fränkischen Wälzlagerhersteller Schaeffler. Der schwedische SKF-Konzern muss 315,1 Millionen Euro bezahlen. Zudem wurden vier japanische Firmen zu Strafen verdonnert.

EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia sprach von einem Meilenstein im Kampf gegen Kartelle im Markt für Autoteile. "Ich hoffe, dass die verhängten Geldstrafen Unternehmen abschrecken werden, sich an solch illegalem Verhalten zu beteiligen und helfen, den Wettbewerb in dieser Branche wiederherzustellen." Wenn illegale Absprachen nicht verfolgt würden, könne dies die Wettbewerbsfähigkeit der Automobilindustrie beeinträchtigen und die Preise für Autos künstlich erhöhen. Das Kartell habe von 2004 bis 2011 Preise abgesprochen. Der Markt für Kugellager in Europa wird auf mindestens zwei Milliarden Euro geschätzt.

Schaeffler hat Rücklagen gebildet

Die EU-Kommission ermittelt bereits seit über zwei Jahren gegen Autozulieferer und hatte im vergangenen Jahr Herstellern von Kabelbäumen Geldstrafen von insgesamt 142 Millionen Euro aufgebrummt. Die Industrie hatte mit weiteren hohen Strafzahlungen gerechnet. Schaeffler hatte deshalb bereits 380 Millionen Euro wegen zu erwartender Bußgelder zur Seite gelegt. Schaeffler ist Großaktionär des Autozulieferes Conti und hält 46 Prozent der Aktien.

Ein Sprecher des Familienunternehmens aus Herzogenaurach sagte, man habe die Verhaltensregeln bereits zu Beginn der EU-Ermittlungen verschärft, um Verstöße künftig früher zu erkennen und zu verhindern. Auch SKF teilte mit, die Trainingsprogramme und Compliance-Regeln überarbeitet zu hab en. "Was geschehen ist, ist unakzeptabel und darf nie wieder passieren", sagte Vorstandschef Tom Johnstone.

Japaner profitieren von Kronzeugenregelung

Die Strafen fielen insgesamt niedriger aus, als der Bußgeldkatalog der EU vorsieht, weil die Unternehmen mit den Behörden zusammenarbeiteten beziehungsweise darauf verzichteten, juristisch dagegen vorzugehen. Die japanische Firma JTEKT entging einer Strafe sogar ganz, weil sie die Preisabsprachen ans Tageslicht gebracht hatte.

Die EU-Kommission hatte in den vergangenen zwei Jahren Razzien bei Herstellern von Sitzgurten, Airbags, Lenkrädern, Klimaanlagen und Motorkontrollsystemen veranlasst. Parallel hatte das deutsche Bundeskartellamt im September Lieferanten von Autoblechen, Hutablagen und Kofferraumisolierungen durchsucht. In einigen Bereichen laufen die Ermittlungen noch.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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