Wirtschaft

"Überschuldung" schockt Anleger Bafin untersucht SKW-Kurssturz

Außerplanmäßige Abschreibungen bringen den Stahlzulieferer SKW in Schieflage. Händler sprechen von "Überschuldung". Die Anleger flüchten aus dem Wert, der Kurs halbiert sich. Die Bafin schaltet sich ein.

Der plötzliche und deutliche Kursrückgang der Aktie von SKW Stahl-Metallurgie bereits kurz vor der Bekanntgabe einer hohen Wertberichtigung und scharfen Gewinnwarnung könnte ein juristisches Nachspiel haben. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) bestätigte eine Untersuchung der genauen Umstände. "Ja, die Bafin untersucht den Fall - routinemäßig und ergebnisoffen", sagte eine Sprecherin der Behörde. Untersucht werde, ob sich ein Anfangsverdacht auf mögliche Insidergeschäfte ergebe.

Die SKW-Aktie war am Donnerstag im regulären Handel ohne offensichtlichen Grund um rund 16 Prozent eingeknickt. In den Tagen zuvor hatte sich der Kurs dagegen kaum bewegt. Erst am Abend und damit nach Börsenschluss hatte das Unternehmen außerordentliche Wertberichtigungen angekündigt.

Am Freitagmorgen war die Aktie in Reaktion auf die Gewinnwarnung gleich zu Handelsbeginn um rund 40 Prozent eingebrochen, zeitweise hatte sich der Kurs sogar halbiert. Am Abend gingen die SKW-Papiere mit einem Schlusskurs von 3,50 Euro aus dem Handel - ein Tagesverlust von 51,4 Prozent.

"Unternehmen droht Überschuldung"

SKW Stahl-Metallurgie ist nach eigenen Angaben ein weltweit führender Anbieter von Entschwefelungs- und Sekundärmetallurgielösungen für die Stahlindustrie.

SKW Stahl-Metallurgie ist nach eigenen Angaben ein weltweit führender Anbieter von Entschwefelungs- und Sekundärmetallurgielösungen für die Stahlindustrie.

(Foto: SKW)

Laut SKW belaufen sich die außerordentlichen Wertberichtigungen auf 84 Millionen Euro. Bei einer Überprüfung aller Geschäfte durch den neuen Vorstand habe sich herausgestellt, dass in einzelnen Sparten eine "weitaus konservativere Geschäftsentwicklungen" zu erwarten sei als bislang angenommen, teilte das Unternehmen mit. Das Konzernergebnis wird wegen der Restrukturierung im zweiten Halbjahr deutlich negativ ausfallen. Der Stahlzulieferer gerät damit finanziell in die Schieflage.

SKW gehe davon aus, dass auf Ebene der Holding auf Grund der Wertberichtigungen das  Eigenkapital deutlich sinken und im Gesamtjahr 2014 ein "signifikanter" Bilanzverlust eintreten werde. Schwierige Verhandlungen stehen SKW nun mit den Banken bevor. Wegen der Belastungen könnten bestimmte Kreditvereinbarungen (Financial Covenants) aus den laufenden Finanzierungsverträgen nicht eingehalten werden, weshalb die Kreditgeber nun die Reißleine ziehen könnten - allerdings haben die Gläubiger vorerst bis Ende September auf dieses Kündigungsrecht verzichtet.

Um gegenzusteuern, legt der im April angetretene neue Vorstandschef Kay Michel ein Programm für den Konzernumbau auf. Mittelfristig sollen dadurch  Umsatz und Ergebnis gesteigert sowie ein dauerhaft positiver Free Cash Flow sichergestellt werden.

"Dem Unternehmen droht die Überschuldung", lautete die Einschätzung eines Händlers. "Anscheinend gibt es in dem Unternehmen schon länger Probleme", so ein anderer Marktteilnehmer. Ein Blick auf das Abstimmungsergebnis der letzten Hauptversammlung zeige, dass dem Vorstand mit Frau Kolmsee, Herrn Bunnenberg wie Herrn Schuster die Entlastung verweigert worden sei.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

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