Wirtschaft

Steigende Kosten belasten SAP-Gewinn schrumpft

SAP-Hauptsitz in Walldorf.

SAP-Hauptsitz in Walldorf.

(Foto: REUTERS)

Der Umbau fordert seinen Tribut: SAP baut seit Jahren das Cloud-Geschäft stark aus. Dies erfordert steigende Investitionen in neue Technologien. Auch die Personalkosten gehen hoch. Im zweiten Quartal verzeichnet SAP einen sinkenden Nettogewinn.

Steigende Personalkosten und Investitionen in neue Technologien haben den Gewinn des Softwareriesen SAP im zweiten Quartal gedrückt. Für Forschung und Entwicklung sowie Vertrieb und Marketing gab der Weltmarktführer für Firmensoftware mit allein 3000 Neueinstellungen seit Jahresbeginn mehr aus. "Wir fahren weiter unsere Investitionen herauf", betonte Vorstandschef Bill McDermott.

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Die operativen Kosten nahmen um mehr als ein Fünftel zu und damit gut doppelt so stark wie der Umsatz. Die Kehrseite: Der unbereinigte Betriebsgewinn brach von April bis Juni um 27 Prozent auf 926 Millionen Euro ein.

SAP baut seit Jahren das Cloud-Geschäft, also den Verkauf von Software über Abonnements, stark aus. Es legte im zweiten Quartal mit einem Plus von 27 Prozent währungsbereinigt auf 932 Millionen Euro erneut stark zu und machte 16 Prozent des Quartalsumsatzes von 5,78 Milliarden Euro aus. Damit wollen sich die Walldorfer gegen reine Cloud-Anbieter wie Salesforce durchsetzen. Der auf Vertriebsprogramme spezialisierte US-Konzern konnte im abgelaufenen Quartal mit einem Umsatzplus von 25 Prozent auf 2,39 Milliarden Euro glänzen - machte unter dem Strich allerdings erneut Verlust.

Bei SAP hat der Umschwung zur Cloud das Lizenzgeschäft bisher nicht kannibalisiert, obwohl viele Programme nach beiden Bezahlmodellen angeboten werden. Das klassische Lizenzgeschäft legte weiter zu, um vier Prozent währungsbereinigt auf 1,09 Milliarden Euro. Beim Erzrivalen Oracle hingegen schrumpfte in dem Ende Mai abgeschlossenen vierten Quartal der Verkauf neuer Lizenzen um vier Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar.

Der Nettogewinn von SAP sank von April bis Juni um 18 Prozent auf 666 Millionen Euro. Ein Grund dafür waren die an den stark gestiegenen Aktienkurs gekoppelten Vergütungen der Beschäftigten. "Das sind erfreuliche Ausgaben für die Teilhabe unserer Mitarbeiter", sagte Finanzchef Luka Mucic. Nach rund 250 Millionen im abgelaufenen Quartal kalkuliert er weiterhin rund eine Milliarde Euro im Jahr dafür ein, denn die Belegschaft wächst und wächst. Mittlerweile arbeiten gut 87.000 Beschäftigte weltweit bei SAP, knapp 7200 mehr als vor Jahresfrist.

Der mit mehr als 112 Milliarden Euro Marktkapitalisierung wertvollste Dax-Konzern arbeitet auf Hochtouren an neuen Softwarelösungen für den jüngsten Digitalisierungsschub in der Industrie. Mit künstlicher Intelligenz und dem Auswerten von Massendaten will SAP den Kunden in 25 Branchen Werkzeuge für neue digitale Geschäftsmodelle liefern.

Anleger über verpasste Gewinnprognose verschnupft

An der Börse verpuffte unterdessen die um 100 Millionen Euro auf 23,3 bis 23,7 Milliarden Euro angehobene Umsatzprognose für 2017. Und auch das Volumen von bis zu 500 Millionen Euro für das schon in Aussicht gestellte Aktienrückkaufprogramm verfing nicht. Die Aktie des Dax-Konzerns, der traditionell den Reigen der Quartalszahlen eröffnet, sank zeitweise um mehr als ein Prozent auf Kurse knapp über 90 Euro.

Die Umstellung auf Cloud führt beim größten europäischen Softwarehaus auch zu weiterem Personalumbau im Service. Beschäftigte ab Jahrgang 1962 und älter können entscheiden, ob sie sich für den Kundendienst zur Mietsoftware qualifizieren oder freiwillig gegen Abfindung gehen. Die Registrierung läuft noch bis Mitte September. Vor zwei Jahren hatten altgediente SAP-Mitarbeiter ein ähnliches Programm stärker genutzt als erwartet, rund 3000 Mitarbeiter gingen.

Für das laufende Angebot rechnet SAP mit Kosten von über 250 Millionen Euro im Gesamtjahr. Davon sind 242 Millionen Euro bereits ausgeschöpft, weil außerhalb Deutschlands die Aktion schon abgeschlossen ist.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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