Reise

Service statt Schmuddelimage? Ryanairs laute Kampfansage an die Branche

Alle Ryanair-Maschinen sind vom selben Typ - auch das spart Kosten.

Alle Ryanair-Maschinen sind vom selben Typ - auch das spart Kosten.

(Foto: imago/CTK Photo)

Die Städtereise-Saison ist im vollen Gange, da suchen die Kurzurlauber gerne nach Billigflügen. Ob Eurowings, Easyjet oder Ryanair – die Auswahl an Billigfluggesellschaften ist groß. Besonders Ryanair wirbt massiv um neue Kunden in Deutschland.

Der Flughafen Berlin-Schönefeld ist ein Ort, der die Herzen von Billigflieger-Fans höher schlagen lässt. Diverse Low-Cost-Airlines haben hier ihr Lager aufgeschlagen. Von hier aus starten die Städtereisenden mit kleinem Handgepäck oder Rucksack in Richtung London, Mailand oder Barcelona. Die Taxifahrt von zu Hause bis zum Flughafen kostet meistens mehr als der einfache Flugpreis; so günstig ist es momentan, durch Europa zu fliegen.

Welche Billigflieger-Marke die Reisenden wählen, ist für viele wohl unwichtig, Hauptsache, der Preis und die Flugverbindung sind gut. Verbindungen gibt es von den deutschen Flughäfen massig: Über 200 verschiedene Verbindungen bietet alleine die irische Ryanair an, mit großen Basis-Stationen unter anderem in Berlin-Schönefeld und Düsseldorf/Weeze. Das britische Unternehmen Easyjet bringt etwa 90 Routen an den Start. 

Großes Marktangebot der Billigfluggesellschaften

Eurowings, die zur Lufthansa gehört, ist ebenfalls sehr breit aufgestellt. Gerade weil die Fluggesellschaften oftmals dieselben Routen haben, hängt die Kaufentscheidung in vielen Fällen vom Preis ab. Ryanair will es am billigsten machen - das offenbart die Ryanair-Führung bei jeder Gelegenheit. Für 19,99 Euro oder manchmal sogar weniger kann man von Deutschland in verschiedene europäische Städte fliegen. Die Anzahl der Verbindungen wird alle paar Monate größer, zuletzt gab es im Februar Neuankündigungen, Ende April wurden schon den nächsten Routen präsentiert. Wie weit geht das Wachstum noch?

Zumindest ist eines ausgeschlossen: die Langstrecke."Das ist nicht unser Spiel", so Ryanairs Marketing-Chef Kenny Jacobs. Sie konzentrieren sich weiter auf Europa - besonders auf Deutschland mit seiner Mentalität der Sparfüchse.

Gewerkschaften demonstrieren gegen Lohndumping bei Ryanair am Flughafen Kopenhagen/Kastrup (Februar 2015).

Gewerkschaften demonstrieren gegen Lohndumping bei Ryanair am Flughafen Kopenhagen/Kastrup (Februar 2015).

(Foto: imago/Dean Pictures)

Jacobs sieht Deutschland als idealen Wachstumsmarkt. Im Gespräch mit n-tv.de erklärt er, dass das Unternehmen gelernt habe und seinen Service und seine Pünktlichkeit weiter verbessern wolle. Die Billigfluggesellschaft will künftig in Deutschland noch stärker wachsen und auch eine weitere Ausbreitung in und etwas außerhalb Europas ist für ihn denkbar: "Wenn Sie mich fragen, ob wir nach Israel fliegen würden - wahrscheinlich ja. Weiter in den Mittleren Osten? Womöglich nicht. Wir sind auch in Skandinavien noch nicht so groß, da gibt es Potenzial. Wir wollen in Europa insgesamt wachsen, vor allem in Deutschland wollen wir 20 Prozent Marktanteil erreichen".

Wer zahlt den Preis für "billig, noch billiger"?

Die Kampfansage an die europäische Billigflug-Konkurrenz ist gewaltig. Doch wer zahlt den Preis für die niedrigen Flüge? Vielleicht die Crew, die Mitarbeiter von Ryanair? Diese Thesen werden immer wieder laut. Doch diese Rufe beirren das Unternehmen scheinbar nicht, eher trommeln sie umso lauter für ihr Unternehmen, für ihre niedrigen Preise.

Ryanairs Image war in der Vergangenheit schrill, unkonventionell, die Fluggesellschaft war dank greller Auftritte so etwas wie das Schmuddelkind der Branche. Diesen Ruf möchten die Iren ändern. Aber Gewerkschaften werfen der Airline stetig vor, ihre Mitarbeiter, Crew und Piloten nicht ordentlich zu vergüten. Das sieht das Unternehmen anders: "Wir hatten noch nie so eine lange Warteliste für Piloten und Crew-Mitglieder, die für uns arbeiten wollen – und das sind Jobs, die man auch woanders machen kann, nicht nur bei uns", entgegnet Kenny Jacobs auf diese kritische Frage. Sie seien vor allem effizienter in der Auslastung der Flugzeuge und auch dass sie nur einen Flugzeugtyp hätten, käme ihnen zugute.

Was die Kritik an der Bezahlung angeht, schiebt Jacobs nach: "Ja, wir sparen wie in allen anderen Bereich auch beim Personal, aber die Mitarbeiter würden nicht die neuen Verträge unterschreiben, wenn sie damit nicht glücklich wären. Piloten von Lufthansa und Co. mögen Ryanair nicht, weil wir den Markt herausfordern." Die Spitze gegen die Konkurrenz kann er sich nicht verkneifen, aber das ist auch verbunden mit Ryanairs Image: aggressiv in den Markt einsteigen und die Konkurrenten sichtbar piesacken. Am Ende des Gespräches sagt Kenny Jacobs lächelnd: "We believe in Low Cost".

Quelle: ntv.de

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