Wirtschaft

Rückkehr zu Linde Reitzle soll seinen Nachfolger überwachen

Wolfgang Reitzle hat Linde ganz auf das lukrative Gasegeschäft ausgerichtet.

Wolfgang Reitzle hat Linde ganz auf das lukrative Gasegeschäft ausgerichtet.

(Foto: dpa)

Elf Jahre lang hat Wolfgang Reitzle den Industriegasekonzern Linde geführt. Nun soll der 66-Jährige als Aufsichtsratschef in sein altes Unternehmen zurückkehren. Zwei Jahre nach Reitzles Rückzug geht es dem Dax-Konzern nicht mehr so gut.

Der langjährige Linde-Chef Wolfgang Reitzle soll seinem unter Druck geratenen Nachfolger Wolfgang Büchele auf die Finger schauen. Der engste Führungszirkel will den 66-Jährigen als Aufsichtsratschef zurück in den Münchner Industriegasekonzern holen, wie Linde mitteilte. Unmittelbar nach Ablauf der gesetzlich vorgeschriebenen Abkühlphase von zwei Jahren soll die Hauptversammlung den ehemaligen Linde-Chef am 3. Mai in das Kontrollgremium wählen, dessen Vorsitz er anschließend übernehmen soll. Um Zeit für die neue Aufgabe zu haben, schmeißt Reitzle nach nicht einmal einem Jahr seinen Posten als Verwaltungsratspräsident beim Zementriesen LafargeHolcim  hin.

Der frühere BASF-Manager Büchele, der den Linde-Chefposten im Mai 2014 von Reitzle übernommen hatte, enttäuschte die Anteilseigner wiederholt. Zuletzt kippte er im Herbst zum zweiten Mal binnen Jahresfrist seine mittelfristige Geschäftsprognose. Unerwartet stark trafen den Konzern die weltweit lahmende Industriekonjunktur, schlechtere Preise im Medizingeschäft und die Folgen des niedrigen Ölpreises. Bereits ein Jahr zuvor hatte Büchele den bis 2017 geltenden Ausblick zusammengestrichen, den ihm Reitzle hinterlassen hatte. Seit Bücheles Amtsantritt ist der Aktienkurs von rund 150 Euro auf 120 Euro abgesackt.

Der Wirtschaftsingenieur Reitzle hatte 2003 das Ruder bei Linde übernommen und dem Traditionsunternehmen seinen Stempel aufgedrückt. Er trennte die Gabelstaplersparte ab und richtete den Konzern ganz auf das lukrative Gasegeschäft aus. Mehrere milliardenschwere Übernahmen machten das Unternehmen vorübergehend zum größten Gaseanbieter der Welt. Der radikale Umbau brachte Reitzle den Respekt vieler Kollegen ein.

Spitzenposten auch bei Conti

Nach dem Abschied bei Linde aus Altersgründen baute der bestens verdrahtete Reitzle die Zahl seiner Mandate in anderen Konzernen aus. Der mit der Fernseh-Moderatorin Nina Ruge verheiratete Manager ist Aufsichtsratschef des Autozulieferers Continental und sitzt auch in den Kontrollgremien des Medienkonzerns Axel Springer und des Weinhändlers Hawesko. Im August heuerte er bei der US-Investmentbank Perella Weinberg an. Auch als möglicher Aufsichtsratschef von Volkswagen war der frühere BMW-Vorstand Reitzle zeitweise im Gespräch.

Einer von Reitzles engsten Weggefährten kehrte bereits zum Jahreswechsel auf seinen früheren einflussreichen Posten bei Linde zurück: Harry Roegner, der Reitzle viele Jahre als Sprecher begleitet hatte, löste überraschend Bücheles Vertrauten Ulrich Porwollik als Kommunikationschef des Konzerns ab.

Rücktritt bei LafargeHolcim in schwieriger Zeit

Wie zuvor Roegner verlässt nun auch Reitzle LafargeHolcim. Als Nachfolger beim Konzern aus Zürich ist sein gegenwärtiger Vize Beat Hess gesetzt. Der 1949 geborene Schweizer war zuvor unter anderem Chefjurist beim Elektrokonzern ABB und beim Ölmulti Shell.

Reitzle war maßgeblich am Zusammenschluss der französischen Lafarge und der Schweizer Holcim beteiligt und wurde im Juli 2015 erster Präsident des Weltmarktführers. LafargeHolcim sei bestens aufgestellt, seine Ziele zu erreichen, erklärte Reitzle.

Sein Rücktritt kommt allerdings zu einer schwierigen Zeit. Der Zementriese leidet unter der schwächelnden Nachfrage in den Schwellenländern, die Aktien haben seit der Fusion rund die Hälfte an Wert verloren. Alleine am Montag sackten die Titel acht Prozent ab.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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