Wirtschaft

Milliarden-Abschreibung Reichster Inder fordert Vodafone heraus

Indien ist einer der wichtigsten Märkte für Vodafone - und recht kompliziert.

Indien ist einer der wichtigsten Märkte für Vodafone - und recht kompliziert.

(Foto: REUTERS)

Indien ist einer der größten Telekom-Märkte der Welt. Mit Kampfangeboten fordert ein Einheimischer den britischen Konzern Vodafone heraus. Der holt zum Gegenschlag aus - muss aber einen Wirkungstreffer einstecken.

Indien ist für Vodafone einer der wichtigsten Märkte - und für den britischen Telkom-Konzern ein überaus raues Pflaster. Abschreibungen auf das Geschäft in dem bevölkerungsreichen Land drückten das Unternehmen tief in die roten Zahlen. Der weltweit zweitgrößte Mobilfunkanbieter wies für das Ende März abgeschlossene Geschäftsjahr 2016/17 einen Verlust von 6,1 Milliarden Euro. Das ist bereits der zweite Milliarden-Fehlbetrag in Folge. Vor zwölf Monaten hatte der Konzern ein Minus von 5,1 Milliarden Euro gemeldet.

Vodafone
Vodafone ,79

Grund ist, dass die Briten den Wert ihrer indischen Tochter um fünf Milliarden Euro mindern mussten. Der indische Telekom-Markt ist in Aufruhr wegen des Neueinsteiger Reliance Industries. Das von einem der reichsten Männer des Landes, Mukesh Ambani, kontrollierte Unternehmen verkauft seit September unter der Marke Jio Gesprächsminuten und Megabyte an die mehr als eine Milliarde Inder. Da Jio sehr spät auf dem global zweitgrößten Telekom-Markt startete, versucht die Firma mit günstigen Datenpreisen und Gratis-Gesprächen Kunden zu locken.

Konzernchef beglückt Anleger

Vodafone als zweitgrößter Mobilfunker in Indien kam unter Druck. Um dem Preiskampf zu begegnen, wollen die Briten in dem Land mit dem lokalen Anbieter Idea Cellular fusionieren. Mit zusammen 400 Millionen Kunden würde das neue Unternehmen auf einen Schlag Marktführer. Der im März angekündigte Deal wäre 23 Milliarden Dollar schwer.

Der Vodafone-Konzernumsatz fiel um 4,4 Prozent auf 47,6 Milliarden Euro. Für dieses Jahr prognostiziert Chef Vittorio Colao höhere Dividenden und einen Anstieg des Betriebsergebnisses (bereinigtes Ebitda) von bis zu acht Prozent auf 14,5 Milliarden Euro nach 14,1 Milliarden Euro im vorigen Jahr. Die rosigen Aussagen überraschten Anleger, weshalb die Vodafone-Aktien anzieht. "Viele am Markt hatten hier mit erheblich mehr Zurückhaltung gerechnet", sagte ein Händler. Die Schlussdividende erhöhte Vodafone angesichts der besseren operativen Entwicklung um zwei Prozent auf 10,03 Cent. Damit liegt die Gesamtdividende je Aktie bei 14,77 Cent.

In Deutschland verdiente Vodafone dank eines Tritts auf die Kostenbremse und neuer Kunden mehr Geld. Das operative Ergebnis stieg um 4,5 Prozent auf gut 3,6 Milliarden Euro. Es sei das stärkste Ebitda-Wachstum seit sechs Jahren, erklärte Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter. Die Zahl der Mobilfunkkarten des Telekom-Konkurrenten kletterte um sieben Prozent auf 44,6 Millionen.

Schließlich aber drückt auch der Brexit auf die Bilanz. Weil Vodafone einen Großteil seiner Geschäfte auf dem europäischen Kontinent macht, bilanziert das Unternehmen inzwischen in Euro. Das Pfund aber ist nach dem Brexit-Beschluss aber stark gefallen - daher kommt von den in der Heimat erzielten Erlösen nach der Umrechnung in der Bilanz weniger an.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen