Wirtschaft

Energieversorger im Börsenfeuer RWE-Chef: Kursrutsch "übertrieben"

"Leider übertreibt der Markt manchmal": Peter Terium (Archivbild).

"Leider übertreibt der Markt manchmal": Peter Terium (Archivbild).

(Foto: dpa)

Wie sieht die Zukunft für Kraftwerksbetreiber wie RWE aus? Der Mann der Spitze des Energiekonzerns glaubt nicht daran, dass die Börsianer die Perspektiven derzeit korrekt einschätzen. Spekulationen um einen Einstieg von außen, erteilt er eine Absage.

RWE-Chef Peter Terium bewertet den jüngsten Kursabsturz der RWE-Aktie als Überreaktion des Marktes. Er glaube nicht, dass der gegenwärtige Aktienkurs den Unternehmenswert des Versorgers widergebe, sagte Terium am Rande einer Konferenz in Düsseldorf.

Der Markt habe zwar immer Recht, wie Terium in Anspielung an eine alte Börsenweisheit betonte - nur um die Aussage gleich darauf einzuschränken: "Leider übertreibt der Markt manchmal." Die Risiken für den Konzern würden zurzeit überinterpretiert.

Minus 60 Prozent seit Jahresbeginn

Die Aktien von RWE haben in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres rund 60 Prozent an Wert verloren. Sowohl RWE als auch Eon stehen seit Jahresbeginn erheblich unter Druck: Bei dem Energieversorger Eon, der mit denselben Rahmenbedingungen wie RWE zu kämpfen hat, beläuft sich der Kursverlust seit Jahresbeginn auf rund 46 Prozent.

Die Finanzaufsicht Bafin will sich die Kursturbulenzen näher ansehen. Mittlerweile steht sogar die Mitgliedschaft im Leitindex zur Debatte. Aktuell können RWE-Aktien wieder etwas Boden gutmachen: Die RWE-Aktien klettern im freundlichen Mittwochshandel zeitweise um bis zu 5,8 Prozent auf 10,45 Euro.

RWE-Aktien so günstig wie 1991

Seit Monatsbeginn haben die RWE-Aktien - ähnlich wie die Eon-Titel - über 25 Prozent an Wert eingebüßt. Anleger fürchten hohe Kosten beim Rückbau von Atomkraftwerken. Am Vortag hatten die RWE-Aktien mit 9,98 Euro so niedrig wie seit mindestens 1991 nicht mehr geschlossen.

Zu den aktuellen Risiken gehören laut RWE-Chef insbesondere die Ergebnisse des Stresstests über die AKW-Rückstellungen. Der Konzern werde jedoch seine Strategie fortsetzen, bekräftigte Terium. Zusammenschlüsse strebe er nicht an.

Kein Verkauf an die Araber

Die Schwierigkeiten will der Energiekonzern demnach aus eigener Kraft in den Griff bekommen. Eine Beteiligung Dritter am Aktienkapital des Energiekonzerns lohne sich beim jetzigem Kurs nicht, wie Terium erklärte.

RWE steckt derzeit in einer tiefen Krise: Die Gewinne des Konzerns brechen unter anderem wegen der sinkenden Börsenstrompreise ein. Vergangene Woche hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass ein Anteilsverkauf an einen arabischen Investor nicht zur Debatte stünde.

RWE führt demnach aber weiterhin Gespräche mit Investoren. Dabei geht es allerdings nur um Möglichkeiten für einzelne Projekte in der Mena-Region, also im Nahen Osten und in Nordafrika. RWE hatte bereits im März angekündigt, dass der Konzern in Gesprächen mit einem Investor aus dem arabischen Raum sei.

Terium lobt Werner Brandt

Zu den anstehenden Personalfragen bei RWE erklärte Terium, dass er Werner Brandt als Kandidat für den Posten des Ausichtsratschefs unterstützt. Vergangene Woche hatte sich bereits der Aufsichtsrat für den ehemaligen SAP-Finanzvorstand als Nachfolger für den Vorsitz des Kontrollgremiums ausgesprochen. Die offizielle Nominierung soll aber erst im Dezember erfolgen.

Im Rennen um den Posten als RWE-Chefkontrolleur war auch der frühere Bundeswirtschaftsminister Werner Müller gewesen. Der derzeitige Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Schneider hatte bei der Hauptversammlung im April gesagt, dass er für eine Wiederwahl nicht zur Verfügung stehe. Der 76-jährige Schneider hat das Amt seit 2009 inne.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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