Wirtschaft

Finanzaufsicht prüft Marktmissbrauch RWE-Aktien im Visier

Angespannte Zeiten für RWE.

Angespannte Zeiten für RWE.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Absturz der RWE-Aktie ruft die BaFin auf den Plan. Die Untersuchung richtet sich allerdings nicht gegen den Konzern. Der hat an diesem Tag ohnehin genug Probleme zu lösen. RWE sucht jemanden, der das Ruder rumreißen kann.

Die Finanzaufsicht BaFin nimmt Geschäfte mit Aktien des Energiekonzerns RWE unter die Lupe. "Wir führen wegen des Verdachts auf Marktmissbrauch eine routinemäßige Analyse in den Aktien der RWE AG durch. Zugrunde liegen unterschiedliche Verdachtshinweise von August und September", sagte eine BaFin-Sprecherin.

Es handele sich um eine ergebnisoffene Untersuchung des Handels, die sich nicht gegen RWE richte. Die BaFin startet pro Jahr 700 bis 800 solcher Routineprüfungen. Wenn sie fündig wird, leitet sie das Ganze an die Staatsanwaltschaft weiter. RWE erklärte dazu: "Sollten sich Ermittlungen gegen die RWE AG als Emittentin richten, würden wir angehört werden. Dies ist bislang nicht erfolgt." Die "Rheinische Post" hatte zuvor über den Fall berichtet.

Ist das noch eine Dax-Aktie?

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Die Aktien von RWE haben in diesem Jahr rund 60 Prozent an Wert verloren. Die Papiere reagierten unter anderem auf Berichte über mögliche zusätzliche Milliardenbelastungen durch den Atomausstieg mit heftigen Kursreaktionen.

Am Donnerstag waren die Aktien nach einem Bericht über einen kurz bevorstehenden Einstieg eines arabischen Investors in die Höhe geschossen, ehe es sie nach einer Klarstellung durch RWE einen großen Teil der Gewinne wieder einbüßten. Börsenfachleute halten neuerdings sogar ein Ausscheiden von RWE aus dem Dax für möglich.

Schwierige Themen bei der Aufsichtsratssitzung

Am Freitag kam der Aufsichtsrat des angeschlagenen Energieriesen zu seiner turnusmäßigen Herbstsitzung zusammen. Es geht um Wege zur Sanierung des Konzerns, dem die Gewinne weggebrochen sind. Thema bei der Sitzung ist außerdem die Kür eines neuen Aufsichtsratschefs. Er soll vom Frühjahr 2016 an helfen, beim Stromkonzern das Steuer herumzureißen. Als Kandidaten genannt werden Ex-Bundeswirtschaftsminister Werner Müller und der frühere SAP-Finanzchef Werner Brandt.

Laut "Handelsblatt" will der jetzige Aufsichtsratschef Manfred Schneider an seinem Kandidaten Brandt festhalten, obwohl die Kommunen als wichtige RWE-Aktionäre Müller befürworten. Laut der Zeitung sollen außerdem Vorentscheidungen für die Besetzung neuer RWE-Vorstände für Kraftwerke, Netze, Vertrieb und Erneuerbare Energien fallen, die Anfang 2017 ihr Amt antreten.

Positiv für RWE werten Händler Aussagen von Gewerkschaftschef Michael Vassiliadis. "Vor allem, dass er den Staat mit in der Haftung beim Atom-Rückbau sieht, sollte stützen", sagt ein Händler. Der Leiter der Chemie- und Bergbaugewerkschaft IGBCE warnte die Politik in der "WAZ" vor einer Entwertung der Versorger-Konzerne. "Wenn der Bundeswirtschaftsminister betont, Eltern haften für ihre Kinder, dann sage ich: Ja, beide Eltern der Atomkraft haften gemeinsam, die Mutterkonzerne und Vater Staat", sagte Vassiliadis gegenüber der Zeitung. Er favorisiert eine Stiftung der beiden, die die Kosten des Atomausstiegs zu tragen hätte.

"Das ist zwar nur eine einzelne Aussage, aber immerhin steht da die stärkste Gewerkschaft der Branche dahinter", so ein anderer Händler: "Und wenn man bedenkt, auf welche belanglosen Aussagen von CEO und Staatssekretär und das Gerücht um einen Araber-Einstieg gestern heftig reagiert wurde, dann sind das hier schon starke Worte."

Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts/DJ

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