Wirtschaft

Spekulieren auf Zuschlag Postbank lockt Zocker an

Auch die Postbank-Aktionäre hoffen auf günstige Konditionen.

Auch die Postbank-Aktionäre hoffen auf günstige Konditionen.

(Foto: dpa)

Fünf Jahre nach dem Kauf will die Deutsche Bank ihre Tochter wieder loswerden. Dazu soll die Postbank von der Börse genommen und später wieder zurückgebracht werden. Warum macht die Deutsche Bank das? Und hat der Anleger etwas davon?

Die Deutsche Bank will sich im Rahmen des geplanten Konzernumbaus von der Postbank trennen. Nachdem die Mutter zuletzt ihren Anteil von 94,1 Prozent auf 96,8 Prozent aufgestockt und damit die notwendige Schwelle von 95 Prozent für einen Squeeze-out überschritten hat, kann sie einen solchen bei der Tochter durchführen und dabei die Minderheitsaktionäre herausdrängen.

Bei der außerordentlichen Hauptversammlung der Postbank im August soll die Zwangsabfindung der verbliebenen Anteilseigner formal beschlossen werden. Sie hoffen auf einen Kurszuschlag. Als die Deutsche Bank im Frühjahr 2012 durch mehrere Transaktionen den Anteil von 52 auf 93,7 Prozent aufgestockt und daraufhin einen Beherrschungsvertrag mit der Postbank geschlossen hatte, war die Abfindung um 0,18 Euro auf 25,18 Euro angehoben worden. Anleger konnten damals ihre Aktien noch behalten, weil die 95-Prozentschwelle nicht erreicht wurde. Wer seine Aktien nicht an die Deutsche Bank verkauft hatte, bekam seitdem eine Garantiedividende von 1,66 Euro pro Jahr.

Squeeze-out

Unter einem Squeeze-out (engl. Ausquetschen) oder Ausschluss von Minderheitsaktionären versteht man den zwangsweisen Ausschluss von Minderheitsaktionären aus einer Aktiengesellschaft durch den Mehrheitsaktionär.

Beispiele von Squeeze-Outs

* Altana am 27. August 2010 zu 15,01 € plus 1,05 € an SKion GmbH

* Brainpool am 03. Juli 2002 zu 3,70 € an Viva Media

* Debitel am 13. Mai 2005 zu 11,79 € an Swisscom

* Degussa am 21. September 2006 zu 45,11 € an RAG

* Dresdner Bank am 11. Juli 2002 zu 51,50 € an Allianz

* Hoechst am 15. Juli 2005 zu 63,80 € plus 1,20 € an Sanofi-Aventis

* Mannesmann am 22. Februar 2002 zu 217,91 € an Vodafone

* Schering am 17. Januar 2007 zu 98,98 an Bayer

* Hypo Real Estate am 05. Oktober 2009 zu 1,39€ an die Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (SoFFin)

Nun ist die Situation anders und der Abfindungskurs für die verbleibenden Aktionäre ist beim Squeeze-out der durchschnittliche Börsenkurs der vergangenen drei Monate vor der Bekanntgabe der geplanten Maßnahme. Aktuell liegt dieser Durchschnittskurs bei 35,22 Euro. Dass der aktuelle Kurs mit 36,80 Euro über diesem Niveau liegt, zeigt, dass etliche Investoren diesmal auf einen deutlichen Aufschlag spekulieren. Nach der Bekanntgabe sprang die Aktie zeitweise um fast 15 Prozent an.

Warum zuerst der Squeeze out?

Viele Anleger dürften sich fragen, warum die Deutsche Bank zuerst die Tochter von der Börse nimmt, um die Postbank innerhalb weniger Quartale wieder an die Börse zu bringen? In der Präsentation, die die Co-Vorstandschefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain anlässlich des geplanten Konzernumbaus gehalten haben, steht dazu Folgendes: "Der Squeeze-out gibt der Deutschen Bank Flexibilität im Hinblick auf den Beherrschungsvertrag." Auf Deutsch: Nach einem Squeeze-out kann die Mutter die Abspaltung der Tochter energisch vorantreiben, ohne wie bisher auf die Kleinanleger Rücksicht nehmen zu müssen. Die Gründe für einen Squeeze-out sind neben der Reduzierung des Verwaltungsaufwands vor allem die Vermeidung von möglichen Anfechtungsklagen von Minderheitsaktionären.

So wird die Integration der Postbank in die Deutsche Bank eingestellt und die Tochter kehrt zu einem eigenständigen Geschäftsmodell zurück. Zwar hat sich die Postbank mit der Gewerkschaft Verdi auf einen Kündigungsschutz bis Mitte 2017 und damit bis nach einer möglichen Rückkehr an die Börse Ende 2016 geeinigt. Dennoch könnte die Deutsche Bank versuchen, sich beispielsweise mit Abfindungen verstärkt von Postbank-Mitarbeitern zu trennen. Wegen der Garantiedividende von 1,66 Euro für die verbleibenden sieben Millionen Aktien der Minderheitsaktionäre, also für insgesamt 11,62 Millionen Euro – sprich für "Peanuts" -, nimmt die Deutsche Bank die Kosten für ein Delisting und eine spätere Börsenrückkehr der Postbank wohl kaum auf sich. Denn ein Börsengang ist um ein vielfaches teurer als die Summe für die Garantiedividende.

Anleger der Postbank können sich auf den 28. Mai freuen. Dann findet die nächste ordentliche Hauptversammlung statt. Am Folgetag wird die Garantiedividende wohl letztmalig ausgezahlt. Die Dividendenrendite liegt bei 4,5 Prozent. Insgesamt sollten die verbliebenen Minderheitsaktionäre so allmählich über einen Ausstieg aus der Aktie nachdenken. Denn es ist zweifelhaft, ob die Deutsche Bank der Postbank tatsächlich einen derart kräftigen Aufschlag gegenüber dem 3-Monatsdurchschnittskurs von 35,22 Euro zahlen wird.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen