Wirtschaft

Traumhafte Perspektiven Pokémon sorgen für Geldregen

Immer mehr Menschen sind im Freien auf der Jagd nach den Pokémon.

Immer mehr Menschen sind im Freien auf der Jagd nach den Pokémon.

(Foto: REUTERS)

Nintendos Börsenwert klettert mal eben um mehrere Milliarden Dollar, und auch Apple und Google dürfen sich freuen. Millionen Menschen starren derweil auf ihre Smartphones. Der Grund: drollige virtuelle Tierchen.

Gibt es in Sachen Wirtschaft etwas, das derzeit für mehr Gesprächsstoff als Brexit oder drohende Bankenkrise sorgt? Na klar, "Pokémon Go". Worum es bei diesem Hype geht? Virtuelle "Pokémon"-Figuren sind an verschiedensten Orten platziert. Um sie auf dem Smartphone-Bildschirm zu sehen und zu fangen, muss der Spieler sich in ihre Nähe begeben.

Während immer mehr Menschen weltweit mit ihren Smartphones im Freien auf die Jagd nach diesen possierlichen Monstertierchen gehen und diese in virtuellen Kämpfen antreten lassen, knallen in Kalifornien und Japan die Korken.

Warum? Weil nur ganz wenige das viele Geld unter sich aufteilen, das sich mit diesem Hype verdienen lässt. Und die sitzen im Silicon Valley und in Tokio und heißen unter anderem Google, Apple und Nintendo.

Alphabet und Nintendo beteiligt

Entwickelt wurde "Pokémon Go" von Niantic. Die Firma wurde vor nicht ganz einem Jahr von der Google-Mutter Alphabet abgespalten – und sowohl Alphabet als auch Nintendo (der Erfinder der Pokémon) – sind an dem Entwickler beteiligt. Wie hoch ihr jeweiliger Anteil ist, ist nicht bekannt. Er dürfte erheblich sein.

Auch wie viel Geld sie durch die App verdienen, weiß niemand. Die Marktforscher von "Super Data Research" nennen dennoch eine Hausnummer: Sie schätzen, dass "Pokémon Go" alleine in den ersten vier Tagen mehr als 14 Millionen US-Dollar generiert hat. Andere sind etwas zurückhaltender und gehen davon aus, dass mit der App täglich rund eine Million Dollar verdient wird.

Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil die App kostenlos auf dem Smartphone installiert werden kann. Doch das ist ja erst der Anfang: Spieler können eine virtuelle Währung kaufen, um damit ihre Pokémon zu pimpen, damit sie im nächsten Kampf reüssieren.

"Verdammt viel Vorschuss"

Diese so genannten In-App-Käufe bieten ein gewaltiges Potenzial: "Market Watch" zufolge werden solche Käufe in diesem Jahr schätzungsweise insgesamt bei rund 58 Milliarden Dollar liegen und im kommenden Jahr ein Volumen von knapp 76 Milliarden Dollar erreichen. Das Finanzportal beruft sich auf Daten, die die Statistikdatenbank Statista zusammengetragen hat.

Und hier kommt Apple ins Spiel. Das Unternehmen hat zwar nichts zur Entwicklung oder dem Erfolg von "Pokémon Go" beigetragen, wird aber trotzdem kräftig kassieren. Denn Apple verdient an jedem Einkauf in seinem App Store in der Regel 30 Prozent. "Das Stück vom Kuchen, das sich Apple aus seinem Store abschneidet, fällt wie immer groß aus und dürfte die Umsätze des App-Store massiv befeuern", sagt Daniel Saurenz von Feingold Research im Gespräch mit n-tv.de. David Gibson vom Finanzdienstleister Macquarie geht davon aus, dass Apple deshalb etwa dreimal mehr an der App verdienen wird als Nintendo.

Bald mehr Nutzer als Twitter

Das scheint vielen Börsianern egal zu sein. In nur vier Handelstagen legte die Nintendo-Aktie an der Börse von Tokio fast 60 Prozent zu. Mit anderen Worten: Nintendos Bewertung stieg innerhalb kürzester Zeit um satte zwölf Milliarden Dollar. "Dies ist eindeutig verdammt viel Vorschuss für 'Pokémon Go', so interessant das neue Spiel auch sein mag", so Saurenz.

Doch so rosig die Umsatzprognosen für "Pokémon Go" auch sind, möglicherweise sind sie gerechtfertigt. Die App wird massenhaft heruntergeladen, sie liegt in den Stores für Apple und Android in den USA und Australien ganz vorne. In den Ländern, in denen es sie erst seit Mittwoch gibt, ist es bis zur Spitzenposition wohl nur eine Frage der Zeit. Die Analyse-Firma Similarweb geht davon aus, dass in Kürze täglich mehr Menschen die Pokémon-App nutzen als Twitter.

Um nicht nur mit In-App-Käufen Geld zu verdienen, wird es bald Werbung bei "Pokémon Go" geben. Niantic-Chef John Hanke stellt sich das so vor: Die App zieht ihren Reiz daraus, dass Spieler reale Orte aufsuchen müssen, um dort etwa Pokémon zu fangen oder die Wesen in Wettkämpfe zu schicken. Künftig sollen Firmen dafür Geld zahlen, dass ein bestimmter Ort Teil der Pokémon-Welt wird. Das könnte beispielsweise für Einzelhändler interessant sein, um Menschen erst vor und dann in einen Laden zu locken. Was der Spaß die Firmen kosten soll, sagte Hanke der "Financial Times" nicht. Nur so viel: Bezahlt werden soll für jeden Spieler, der aufkreuzt.

Quelle: ntv.de

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