Wirtschaft

Piech-Nachfolger gefunden Pötsch soll VW-Chefaufseher werden

Das neue Führungs-Duo bei Volkswagen: Konzernchef Winterkorn (l.) und der designierte Aufsichtsratschef Hötsch.

Das neue Führungs-Duo bei Volkswagen: Konzernchef Winterkorn (l.) und der designierte Aufsichtsratschef Hötsch.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es ist die letzte Etappe im Wachwechsel bei VW: Der bisherige Finanzchef soll Europas größten Autobauer künftig kontrollieren. Nun sind die Aktionäre am Zug.

Die Weichen für die Nachfolge des zurückgetretenen Ferdinand Piëch an der Spitze des VW-Aufsichtsrats sind gestellt. Neuer Chef des Kontrollgremiums soll Hans Dieter Pötsch werden. Er war bisher Finanzchef bei Europas größtem Autobauer. Dies teilten die Porsche SE und die Volkswagen AG mit. Piëch war im Frühjahr nach einem verloren Machtkampf mit VW-Chef Martin Winterkorn zurückgetreten. Danach führte übergangsweise der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber den Aufsichtsrat.

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"Präsidium und Nominierungsausschuss des Aufsichtsrats der Volkswagen AG unterstützen den Vorschlag, Herrn Hans Dieter Pötsch in den Aufsichtsrat der Volkswagen AG und zu seinem neuen Vorsitzenden zu wählen", heißt es. Pötsch soll im November auf einer außerordentlichen Hauptversammlung zunächst in den Aufsichtsrat gewählt werden.

Seinen Posten als Finanzchef von Volkswagen würde er mit der Wahl in den Aufsichtsrat abgeben. Bei der Porsche SE behalte er seinen Posten als Finanzchef, teilte die Porsche SE, die mehr als 50 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen hält, mit.

Niedersachsen begrüßt Personalie

Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Kontrolleur Stephan Weil sprach von einem guten Nachfolger von Piëch. "Hans Dieter Pötsch verfügt über eine herausragende Expertise in der Automobilwirtschaft und kennt den VW-Konzern in allen Details", sagte der SPD-Politiker. Er unterstütze deshalb den Vorschlag ausdrücklich. Pötschs Wahl würde "überdies Gewähr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat bieten".

"Wir sind sicher, dass mit Herrn Pötsch ein überzeugender Vorschlag für die künftige Position des Aufsichtsratsvorsitzenden gemacht wurde", sagte der stellvertretende Vorsitzende und Gewerkschafter Berthold Huber. Der derzeitige VW-Finanzvorstand zeichne sich durch "strategische Weitsicht, tiefe Kenntnisse der Automobilindustrie und große Expertise an den Finanzmärkten aus", sagte Huber.

Experten uneinig

Branchenexperten sind über die Nachricht indes geteilter Meinung. Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment sagte: "Wir schätzen Herrn Pötsch als Finanzvorstand sehr, aber wir sind gegen seinen direkten Wechsel an die Spitze des Aufsichtsrates." Ein Aufsichtsratsvorsitzender brauche kritische Distanz, um Dinge zu hinterfragen. "Das ist ohne Cooling-off nicht möglich", sagte Speich.

Die Analysten von ISI stufen die Nachricht hingegen als positiv ein. Pötsch sei in der Finanzbranche sehr respektiert. Zudem habe er ein klares Verständnis für die größten Baustellen des Konzerns. Auch wisse der Manager, dass VW einen Plan präsentieren müsse, wie der Konzern die Profitabilität verbessern will.

Wird Audi-Chef für Finanzen zuständig?

Der 64-jährige Pötsch gilt als ausgewiesener Finanzexperte und auch als einer der Architekten der vollständigen Übernahme von Porsche durch den VW-Konzern am 1. August 2012. Audi-Chef Rupert Stadler gehört laute dpazum Kreis der Kandidaten als Nachfolger von Pötsch als VW-Finanzchef. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, es gebe mehrere Kandidaten, heiße es in Konzernkreisen.

Erst am Mittwoch war bekanntgeworden, dass Winterkorns Vertrag als Vorstandschef bei Volkswagen bis Ende 2018 verlängert werden soll. Der VW-Aufsichtsrat soll am 25. September abschließend darüber befinden.

Erst im Frühjahr hatte der inzwischen 68-Jährige ein wochenlanges Machtgerangel mit Piëch überstanden. Winterkorn war beim einstigen VW-Patriarchen Piëch in Ungnade gefallen. "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn", war der damalige Chefaufseher im April vom "Spiegel" zitiert worden. Insidern zufolge soll Piëch Winterkorns Ablösung betrieben haben. Doch Winterkorn entschied den Machtkampf am Ende für sich, Piëch und seine Frau Ursula legten ihre Aufsichtsratsposten nieder.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts/DJ

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