Wirtschaft

Einnahmen brechen ein Pleitewelle erschüttert US-Ölbranche

Fracking im US-Bundesstaat Colorado.

Fracking im US-Bundesstaat Colorado.

(Foto: AP)

Der sehr niedrige Ölpreis fordert seinen Tribut. In den USA krachen immer mehr Ölfirmen zusammen. Ein Ende ist nicht in Sicht: Experten rechnen mit einer weiteren Zuspitzung der ohnehin schon angespannten Lage.

Der Ölpreisverfall hat in den USA eine der größten Pleitewellen ausgelöst. Durch die massiv gesunkenen Einnahmen sahen sich bislang 59 Öl- und Gasfirmen gezwungen, einen Antrag auf Gläubigerschutz zu stellen. Jüngste Opfer sind Midstates Petroleum und Ultra Petroleum, die diese Woche in die Insolvenz gingen. Allein im Auftaktquartal waren es damit 15 Unternehmen.

Fachleute rechnen mit einer weiteren Zuspitzung der Lage - ungeachtet der jüngsten Erholung des Ölpreises. Nach Worten von Charles Gibbs, Experte für Unternehmenssanierungen bei der Anwaltskanzlei Akin Gump in Texas, ist die Branche noch längst nicht über den Berg. Nicht einmal die Hälfte sei geschafft. "Nach meiner Einschätzung wird es im zweiten Quartal mehr Pleiten geben als im ersten", sagte er.

Multis wie Shell, BP und Exxon können wegbrechende Erlöse mit Einsparungen auffangen. Besondere Probleme haben dagegen junge, kleinere Firmen, die in der Öl- und Gasförderung aus Schiefergestein mitmischen. Die Fracking-Technik ist nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes umstritten, sondern auch aufwendig und teuer. Die Produzenten kommen nun immer schwerer an frisches Geld.

Bei der Kreditvergabe zeigen Banken zunehmend Härte, auch weil ihnen selbst die Aufsichtsbehörden im Nacken sitzen. Zudem stocken rettende Fusionen, weil die schwankenden Ölpreise Bewertungen schwierig machen und Käufer die Schulden der anvisierten Unternehmen erst dann übernehmen wollen, wenn diese das Insolvenzverfahren abgeschlossen haben.

Börsenwerte schrumpfen dramatisch

Seit Mitte 2014 haben US-Energiefirmen insgesamt gut eine Billion Dollar an Börsenwert eingebüßt, wie aus dem entsprechenden Dow-Jones-Branchenindex hervorgeht. An den Anleihemärkten gibt es Anzeichen, dass Anleger hier ebenfalls eine Menge Geld verlieren dürften, vor allem mit Hochzins-Bonds solcher Unternehmen.

Wenn die Pleitelawine in der US-Ölindustrie sich fortsetzt, könnte sie größere Ausmaße annehmen als das Firmensterben in der Telekombranche in den Jahren nach 2000. Damals meldeten 68 Unternehmen Insolvenz an. Beide Entwicklungen weisen deutliche Parallelen auf: So führten hier wie dort neue Technologien zu Investitionsoffensiven. Es entstanden viele kleine Firmen, die sich hoch verschuldeten. Sie gerieten in Bedrängnis, als ihr Überangebot auf die Preise drückte und zeitgleich die Nachfrage deutlich zurückging. Für beispiellose Auswirkungen weltweit sorgte die Finanzkrise der Jahre 2007 bis 2009, die auf dem US-Hypothekenmarkt ihren Ausgang nahm.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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