Wirtschaft

Erst die Bahn, dann Germanwings Piloten folgen auf Lokführer

Keine gute Woche für Reisende: Erst legt ein Streik bei der Bahn den deutschen Schienenverkehr lahm, dann kündigen die Piloten bei Germanwings einen Ausstand im Flugverkehr an. Zum Ende der Herbstferien in NRW und Thüringen fallen etwa 100 Flüge aus.

Ein Pilotenstreik sorgt für neue Behinderungen im deutschen Reiseverkehr. Bis Donnerstagmorgen soll der Ausstand der Lokführer noch andauern, wenige Stunden später wollen dann die Kapitäne der Lufthansa-Tochter Germanwings bundesweit die Arbeit für zwölf Stunden niederlegen.

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Der Beginn des Streiks ist für Donnerstag, 12.00 Uhr (MESZ) angesetzt, kündigte die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) an. Mit einem kurzfristig aufgestellten Ersatzflugplan versucht Germanwings, die Auswirkungen der Arbeitsniederlegungen so gering wie möglich zu halten.

Rund 100 von 500 Flügen würden gestrichen, kündigte Germanwings an. Betroffen seien vorwiegend Verbindungen im Inland. In dem Tarifkonflikt mit der Pilotengewerkschaft geht es um die Übergangsrente und Vorruhestands-Konditionen für Flugkapitäne.

Der Streik steht damit in Zusammenhang mit den Arbeitsniederlegungen bei der Lufthansa in den vergangenen Wochen. Die Lufthansa-Tochter Germanwings fliegt in Deutschland fast alle größeren Verkehrsflughäfen außer Frankfurt und München an. Die Fluglinie veröffentlichte einen Ersatzflugplan im Internet.

"Alle betroffenen Germanwings Fluggäste werden gebeten, sich regelmäßig vor Reiseantritt über den Status Ihres Fluges zu informieren", heißt es bei Germanwings. "Passagiere, deren Germanwings-Flug stattfindet, werden gebeten, sich zwei Stunden vor Abflug am Flughafen einzufinden." Die Flüge, die Eurowings im Auftrag der Germanwings absolviert, sind von dem Arbeitskampf demnach nicht betroffen.

Flugreisende sollen auf die Bahn ausweichen

Schwerpunkt bei der Flugplanung sei es, die Urlauber aus dem Mittelmeerraum zurückzubringen, sagte ein Germanwings-Sprecher. Dies gelinge nach bisherigem Stand komplett. Inlandsflüge fielen dagegen aus, die Passagiere könnten ab mittags auf die Bahn umsteigen. Die Züge dürften dann wieder halbwegs rollen: Die Lokführer wollen ihren Ausstand am Donnerstagmorgen um 4.00 Uhr beenden, erfahrungsgemäß kommt es danach aber noch für eine Weile zu Behinderungen im Bahnverkehr.

In Nordrhein-Westfalen und Thüringen gehen diese Woche die Herbstferien zu Ende. Viele Familien sind unterwegs. Nach Germanwings-Angaben sind im Streikzeitraum allein 1100 Kinder und Babys auf Flüge der Linie gebucht. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte: "Ich bedauere, dass gerade am Ferienende wieder tausende Menschen betroffen sein werden."

Gezielt gegen Familien?

Der Konzern warf der Gewerkschaft vor, der Streikaufruf richte sich gezielt gegen Familien. "Damit verabschiedet sich die Pilotengewerkschaft ganz offensichtlich von ihrem Grundsatz, nicht in erster Linie die Passagiere der Lufthansa Gruppe treffen zu wollen". VC gehe es nicht um eine konstruktive Lösung, sondern vielmehr um den größtmöglichen Schaden bei Lufthansa.

Die Gewerkschaft erklärte dagegen, Lufthansa habe alle Kompromissvorschläge im Konflikt um die Übergangsrente der Piloten nicht aufgegriffen und mauere weiter. "Deswegen müssen sich die Kunden in der nächsten Zeit auf weitere Streiks einstellen". Die Verhandlungen treten demnach auf der Stelle. "Wir bekommen nicht mal einen Anruf von Lufthansa. Bei den Kollegen macht sich das Gefühl breit, dass wir nicht mehr gewollt sind", sagte ein VC-Sprecher. Lufthansa habe ihr Angebot seit März nur in minimalen Nuancen geändert.

"Nicht einmal einen Anruf"

In dem Tarifkonflikt geht es um die künftigen Übergangsrenten für 5400 Piloten und Co-Piloten der Fluggesellschaften Lufthansa, Lufthansa-Cargo und Germanwings. Die Lufthansa hat die bisherigen Regeln zum Jahresende 2013 gekündigt. Sie will erreichen, dass die Piloten frühestens mit 60 (bislang 55) Jahren in den bezahlten Vorruhestand gehen können.

Zudem soll das durchschnittlich zu erreichende Austrittsalter von 58 auf 61 Jahre angehoben werden. Dazu wurden komplexe Übergangsregeln angeboten. Lufthansa erklärte, ihr zuletzt konkretisierter Vorschlag sehe einen umfassenden Bestandsschutz für alle bisherigen Piloten vor. "Von der VC ist bislang kein Angebot zur Neuregelung der Übergangsversorgung bekannt."

Sechs Streikwellen seit April

Zuletzt hatten die Piloten in dem Streit bei Germanwings Ende August für sechs Stunden die Arbeit niedergelegt. 116 Flüge fielen aus. Insgesamt hat Cockpit in dem Konflikt seit April bereits sechs Streikwellen organisiert und mehr als 4300 Flüge mit rund 500.000 betroffenen Passagieren ausfallen lassen.

Germanwings ist vor allem an den Flughäfen in Nordrhein-Westfalen vertreten. Standorte sind Köln/Bonn, Düsseldorf und Dortmund. Darüber hinaus fliegt die Lufthansa-Tochter Berlin, Hannover, Hamburg und Stuttgart an.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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