Wirtschaft

Der Patriarch verabschiedet sich Piëchs Porsche-Aktien werden bald verkauft

Hat Volkswagen geprägt: Ferdinand Piëch.

Hat Volkswagen geprägt: Ferdinand Piëch.

(Foto: REUTERS)

Nach zwei Jahren erbittertem Streit mit Volkswagen will Ferdinand Piëch sein Lebenswerk endgültig hinter sich lassen: Der 79-jährige dürfte sich in Kürze von seinen Aktien trennen.

Der Ausstieg des Autounternehmers Ferdinand Piëch aus den Konzernen Volkswagen und Porsche soll nach einem Zeitungsbericht schon bald vollzogen werden. Die Übernahme des Aktienpaketes durch andere Mitglieder der Familien Piëch und Porsche solle noch vor der Hauptversammlung am 30. Mai in Stuttgart abgeschlossen werden, berichtete die Zeitung "Bild am Sonntag".

VW Vorzüge
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Der gesamte Anteil Piëchs hat derzeit einen Marktwert von rund 1,14 Milliarden Euro. Die Porsche Holding verfügt über die Mehrheit der Stimmrechte am Volkswagen-Konzern und gilt daher als eigentliches Machtzentrum des weltweit größten Autoherstellers.

Die beiden weit verzweigten Familienstämme Porsche und Piëch sind die Erben des Autopioniers und "Käfer"-Konstrukteurs Ferdinand Porsche. Ihnen gehört über die Holding Porsche SE gut 52 Prozent an Volkswagen. An der Porsche SE wiederum hält der frühere VW-Chef Piëch über Stiftungen 14,7 Prozent, die nun verkauft werden sollen. Dabei haben seine Verwandten ein Vorkaufsrecht.

Sollte der langjährige VW-Chef und -Aufsichtsratsvorsitzende tatsächlich seinen Anteil verkaufen, wäre das eine einschneidende Zäsur. Piëch hat den Wolfsburger Konzern über viele Jahre maßgeblich geprägt und sich bis zu seinem Rücktritt als Kontrollchef vor rund zwei Jahren immer wieder aktiv eingemischt.

Sollten sich die Familien zum Kauf des Anteils entscheiden, dürften sie das finanziell wohl ohne größere Probleme stemmen können. Die Familien-Holding verfüge über Barmittel von rund 1,2 Milliarden, die für den Erwerb des Anteils genutzt werden könnten, zitiert die Nachrichtenagentur Dow Jones einen "Informanten".

Generationswechsel

Konkrete Auswirkungen hätte ein Verkauf des Anteils auf Volkswagen oder die zahlreichen Tochterunternehmen wie Audi, Seat oder Skoda nicht. Es dürfte aber letztlich dazu führen, dass sich die Repräsentation der Familie bei dem Konzern ändert. Ende Mai wird der Aufsichtsrat der Porsche-Holding neu gewählt. Dabei treten die Arbeitnehmervertreter aus dem Gremium aus, dass dann entsprechend verkleinert wird.

Zudem wird dann erwartet, dass Piëch bei diesem Treffen aus dem Kontrollgremium ausscheidet. Einer seiner Cousins, Hans-Peter Porsche, könnte dann ebenfalls aus dem Gremium austreten und den Posten an seinen Sohn Peter Daniell Porsche übergeben, so der "Informant" und ergänzte: "Diese Dinge werden derzeit diskutiert und könnten bald entschieden werden."

Der Machtwechsel innerhalb des Porsche-Clans bringt eine neue Generation hervor, die künftig Schlüsselpositionen innehaben werden. Im Gegensatz zu ihren Vätern ist aber niemand der jüngeren Familienmitglieder Ingenieur oder strebt eine aktive Rolle im Tagesgeschäft des VW-Managements an.

Piëch war bis 2002 VW-Vorstandsvorsitzender und im Anschluss bis 2015 im Aufsichtsrat des Autokonzerns. Völlig überraschend erlitt der technikversierte Machtmensch, der den Konzern über zwei Jahrzehnte als Aufsichtsratschef geprägt und dabei mehrere Manager abserviert hatte, eine krachende Niederlage: Winterkorn blieb, Piëch ging.

Der Skandal um manipulierte Abgaswerte kostete wenig später Winterkorn das Amt. Seither gibt es Streit um die Frage, wer wann über was Bescheid gewusst hat. Piëch wirft Vorständen und Aufsichtsräten des Konzerns vor, von den Abgasmanipulationen weit früher als bisher eingestanden gewusst zu haben. Diese weisen das zurück.

Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ

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