Wirtschaft

100 Milliarden Dollar nicht genug Pfizer-Offerte geht ins Leere

Die weltweite Pharmabranche erlebt derzeit ihr blaues Wunder: Mehrere Großübernehmen gehen über die Bühne oder werden angestrebt.

Die weltweite Pharmabranche erlebt derzeit ihr blaues Wunder: Mehrere Großübernehmen gehen über die Bühne oder werden angestrebt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Pfizer kennt sich mit Großübernahmen aus. Zwischen 2000 und 2009 stemmt der Konzern gleich drei große Zukäufe für insgesamt rund 200 Milliarden Dollar. Nun ist der US-Konzern an AstraZeneca dran. Doch die Briten zieren sich.

Es könnte eine der größten Übernahmen in der Pharmageschichte werden - wenn sie zustande kommt: Pfizer will den britischen Konkurrenten AstraZeneca schlucken. Gegenwärtig würden entsprechende Optionen geprüft, teilte der Konzern mit. Doch der Rivale wehrt sich.

AstraZeneca ist mit dem Gebot des US-Rivalen nicht zufrieden. Das soll sich alles in allem auf 100 Milliarden Dollar belaufen, wie die "Sunday Times" berichtet hatte. Eine Übernahme in diesem Volumen würde zu den größten Zusammenschlüssen der Branchengeschichte gehören.

Im Januar hatte Pfizer schon einmal einen Versuch unternommen und dabei 46,61 Pfund je Aktie geboten - ein Aufschlag von rund 30 Prozent auf den damaligen Aktienkurs von AstraZeneca. Die Offerte würde das Unternehmen und sein Potenzial "deutlich unterbewerten", hieß es nun von Seiten AstraZenecas.

Am Freitag gingen die Papiere mit 40,80 Pfund aus dem Handel, womit das Unternehmen mit 51,5 Milliarden Pfund (rund 63 Milliarden Euro bewertet wird. Zum Wochenstart zogen AstraZeneca-Titel um mehr als 14 Prozent an.

Die Pharmabranche leidet derzeit unter der Konkurrenz durch Nachahmerprodukte, da viele Medikamente ihren Patentschutz verlieren. Aus einem Zusammenschluss von Pfizer und AstraZeneca würde ein Pharmakonzern entstehen, der Medikamente für einen Großteil aller bedeutenden Krankheiten herstellen würde - von Diabetes über Herzerkrankungen bis hin zu Rheumaleiden.

Ein neuer Großkonzern würde Pfizers gezielte Krebstherapien - etwa das Mittel Xalkori zur Behandlung von Lungenkrebs - mit AstraZenecas vielversprechenden Krebsmedikamenten kombinieren, die Krebs über eine Stärkung des körpereigenen Immunsystems bekämpfen wollen. Solche Immuntherapien gelten in der Branche als die lukrativen Krebsmedikamente der Zukunft.

Übernahmewelle in der Pharmabranche

Pfizer kennt sich mit Mega-Übernahmen gut aus. Zwischen 2000 und 2009 stemmte der Konzern gleich drei große Zukäufe: Warner Lambert, Pharmacia und Wyeth aus den USA. Rund 200 Milliarden Dollar kosteten die Akquisitionen insgesamt. Vor zehn Jahren, als der Konzern Pharmacia erwarb, konnte er rund vier Milliarden Dollar an Einsparungen erzielen. Das war mehr als ein Drittel der Jahreskosten bei Pharmacia.

Pfizers Interesse an dem britischen Konkurrenten kommt zu einer Zeit, da viele Transaktionen verfolgt und auch gemacht werden, vor allem im Gesundheitsbereich. In der vergangenen Woche überstieg das Gesamtvolumen der in diesem Jahr bislang weltweit erzielten Deals die Marke von 1 Billion Dollar. Diese Schwelle wurde seit 2007 nur in drei Jahren früher überschritten als 2014, wie aus Daten von Dealogic hervorgeht.

Erst vergangene Woche hatte der kanadische Pharmakonzern Valeant eine Übernahmeofferte in Höhe von fast 46 Milliarden Dollar für den Botox-Herstellers Allergan vorgelegt. Die schweizerische Novartis baut sich derzeit um und besiegelte den Tausch von Geschäftsbereichen mit dem britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline (GSK). Den Bereich Tiergesundheit veräußert Novartis an den US-Pharmakonzern Eli Lilly für knapp 5,4 Milliarden Dollar.

Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ

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