Wirtschaft

Pfizer stockt auf AstraZeneca blockt weiter ab

Der US-Pharmariese Pfizer lässt im Kampf um AstraZeneca nicht locker.

Der US-Pharmariese Pfizer lässt im Kampf um AstraZeneca nicht locker.

(Foto: REUTERS)

Pfizer legt nach: Für den britischen Wettbewerber AstraZeneca greift der Hersteller der blauen Helfer-Pillen tiefer in die Tasche. Auch die Regierung in London wird eingebunden. Doch die Briten bleiben ihrer Linie treu.

Der US-Pharmakonzern Pfizer lässt mit den Plänen für die größte Übernahme in der Geschichte der Pharmabranche nicht locker. Das Unternehmen erhöht sein Angebot für den britischen Rivalen AstraZeneca auf nun 106 Milliarden Dollar. Das Unternehmen aber lehnte aber auch das Angebot ab. Das Unternehmen sei mit diesem neuen Angebot unterbewertet.

Damit blitzte Pfizer ein drittes Mal ab. Die neue Offerte war um rund sieben Prozent aufgestockt worden. Der Viagra-Hersteller bot nun 50 Pfund je Aktie statt wie bislang 46,61 Pfund.

Kostensenkung und Steuervorteil

Pfizer zufolge entspricht die Offerte einem Aufschlag von 39 Prozent auf den AstraZeneca-Börsenkurs von Anfang Januar. Sie beinhalte zudem einen etwas größeren Baranteil. Dies war Aktionärsseite gefordert worden, ebenso wie ein Angebot von mindestens 50 Pfund je Aktie. Die Eigentümer des britischen Unternehmens sollen nun für jedes Papier 1,845 Aktien des neuen Konzerns sowie 1,598 Pence in bar bekommen.

Pfizer erhofft sich von der Übernahme erhebliche Kostensenkungen und auch Steuervorteile. Außerdem dürfte ein Deal die Stellung bei Krebsmitteln verbessern. Bei AstraZeneca laufen demnächst zwar viele Patente ab. Das macht die Briten verwundbar für Übernahmen. Gleichzeitig hat AstraZeneca aber vielversprechende Mittel für die Krebs-Immuntherapie in der Pipeline.

Politische Brisanz

Die Pfizer-Pläne sind aber auch politisch brisant, denn es wäre die größte Übernahme eines britischen Unternehmens durch einen ausländischen Konzern. Pfizer-Chef Ian Read nahm deswegen bereits Kontakt mit der Regierung in London auf, um mögliche Sorgen um die Arbeitsplätze bei AstreZeneca zu zerstreuen. Er sagte Premierminister David Cameron in einem Brief zu, das von AstraZeneca in Cambridge geplante Forschungszentrum fertigzustellen und auch an dem Werk in Macclesfield festzuhalten. Zudem sollen 20 Prozent der Mitarbeiter nach der Fusion in Großbritannien beschäftigt werden.

David Willetts, Minister für Hochschulen und Wissenschaft, sagte im britischem Rundfunk BBCRadio 4, man habe das Interesse Großbritanniens an der Forschung unnachgiebig klar gemacht.

Pfizer-Chef Read, der in dieser Woche in Großbritannien war, sagte weiter, die Aktionäre beider Konzerne hätten sich positiv zu dem Megadeal geäußert. Mit der britischen Regierung habe man "produktive" Gespräche geführt. Read hatte sich am Dienstag mit dem britischen Finanzminister George Osborne getroffen. Pfizer soll angeboten haben, sollte der Megadeal glücken, seine Konzernzentrale nach Großbritannien zu verlagern. Damit könnte Pfizer milliardenhohe Steuerforderungen umgehen. Laut einer Schätzung macht ein solcher Schritt Jahr für Jahr rund eine Milliarde Dollar aus.

Steuertricks von US-Unternehmen

Im vergangenen Jahr verabschiedete sich eine ganze Reihe US-Firmen aus ihrer Heimat, um von günstigeren Steuern etwa in Irland oder den Niederlanden zu profitieren. Bei diesen auch als "Inversionen" bekannten Transaktionen muss sich mindestens 20 Prozent des Aktienbesitzes in ausländischer Hand befinden. Pfizer könnte aber mit seinen Plänen in den USA erheblichen Zorn auf sich ziehen. Republikanische und demokratische Abgeordnete in Washington kritisierten immer wieder Unternehmen für ihre Versuche, US-Steuerforderungen zu umschiffen, indem sie auf Großbritannien ausweichen.

Derzeit rollt eine Fusionswelle durch die Pharmabranche, weil sich die Konzerne wegen Patentabläufen einer neuen Konkurrenz durch Nachahmerprodukte stellen müssen und sie sich auch wegen der Kürzungen im staatlichen Gesundheitswesen umorientieren. Im April kündigte Valeant Pharmaceuticals an, den Rivalen Allergen für knapp 46 Milliarden US-Dollar zu übernehmen. Novartis zurrte derweil Deals im Gesamtvolumen von mehr als 20 Milliarden Dollar fest. Die Schweizer tauschen Geschäfte mit GlaxoSmithKline und verkaufen eine Sparte an Eli Lilly. Insgesamt hat das Unternehmen Spartenkäufe und -verkäufe im Wert von rund 27 Milliarden Dollar angekündigt. Bayer mischt im Bieterwettbewerb um Geschäfte des US-Konkurrenten Merck & Co mit und will Insidern zufolge dafür rund 14 Milliarden Dollar zahlen.

Wenn es um Fusionen und Übernahmen geht, so ist Pfizer einer der weltweit bedeutendsten Akteure. Eine Übernahme von AstraZeneca wäre der größte Deal seit der Akquisition von Warner-Lambert für 90 Milliarden Dollar im Jahr 2000.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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