Wirtschaft

Pfizer beißt auf Granit AstraZeneca lehnt neue Offerte ab

Der Kurs der AstraZeneca-Aktie ist zuletzt kräftig gestiegen.

Der Kurs der AstraZeneca-Aktie ist zuletzt kräftig gestiegen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Pfizer will das weltgrößte Pharmaunternehmen werden und kämpft mit einem aufgestockten Angebot um AstraZeneca - allerdings ohne Erfolg. Eine feindliche Übernahme hat der US-Pharmagigant nicht im Sinn.

Der britische Pharmakonzern Astrazeneca hat auch der erhöhten Übernahmeofferte des US-Rivalen Pfizer eine Absage erteilt. Das auf knapp 117 Milliarden Dollar aufgestockte Gebot bewertete das Unternehmen als zu niedrig. Ob sich Pfizer weiter um Astrazeneca bemühen wird, ist damit unklar.

Der Viagra-Hersteller bot zuletzt pro Aktie 55 Pfund und damit zehn Prozent mehr als zuvor. Zudem erhöhte Pfizer den Bargeld-Anteil der Offerte, um das Angebot schmackhafter zu machen. Pfizer nannte das Angebot das allerletzte Wort und schloss eine feindliche Übernahme aus. Zuvor hatte AstraZeneca eine Offerte in Höhe von 50 Pfund je Aktie abgelehnt. Ein Zusammenschluss würde den Schweizer Novartis-Konzern vom Thron des weltgrößten Pharmaunternehmens stoßen.

Unmittelbar vor Bekanntgabe des Angebots hatten zwei Banker gegenüber Reuters die Summe von 55 Pfund je Aktie als "magische Zahl" bezeichnet, die eine Übereinkunft ermöglichen sollte. Pfizer ist vor allem an den vielversprechenden Krebsmitteln von AstraZeneca interessiert und erhofft sich zudem erhebliche Kostensenkungen und Steuervorteile. Sollte der Deal zustande kommen, wäre es die größte Fusion in der Geschichte der Branche sowie die größte Übernahme eines britischen Unternehmens durch einen ausländischen Bieter.

Pfizer stockt Baranteil auf

Die AstraZeneca-Aktionäre sollten nun im Falle einer Übernahme 45 Prozent Bargeld erhalten statt bislang 33 Prozent - den Rest will Pfizer mit eigenen Aktien begleichen. Das neue Angebot bedeutet einen beträchtlichen Aufschlag auf den gegenwärtigen Aktienkurs: Die AstraZeneca-Anteilsscheine waren am Freitag an der Londoner Börse mit 48,23 Pfund aus dem Handel gegangen. Vor Bekanntgabe der Fusionspläne Ende April hatten die Papiere noch weniger als 38 Pfund gekostet.

Die Übernahmepläne haben in Großbritannien, Schweden und den USA bei Politikern und Öffentlichkeit die Furcht vor dem Verlust zahlreicher Arbeitsplätze geschürt. Pfizer ist bekannt dafür, nach Übernahmen im großen Stil Stellen zu streichen. Pfizer hat jedoch vor allem in Großbritannien weitreichende Zusagen gemacht, an der umfangreichen Forschung von AstraZeneca festzuhalten.

Pfizer käme derzeit eine große Übernahme im Ausland gelegen, weil der Konzern mehrere zehn Milliarden Dollar in der Kasse hat, die von ausländischen Töchtern verdient wurden. Wenn Pfizer dieses Geld in die USA zurückführt, werden hohe Steuern fällig.

Deal wäre bisheriger Höhepunkt einer Fusionswelle

Derzeit rollt eine Fusionswelle durch die Pharmabranche, weil sich die Konzerne wegen Patentabläufen der Konkurrenz durch Nachahmerprodukte stellen müssen und sie sich auch wegen der Kürzungen im staatlichen Gesundheitswesen umorientieren. Novartis hat Spartenkäufe und -verkäufe im Wert von rund 27 Milliarden Dollar angekündigt. Bayer erhielt Anfang Mai den Zuschlag für das Geschäft mit rezeptfreien Mitteln und Gesundheitspräparaten des US-Konzerns Merck & Co für 10,4 Milliarden Dollar. Der letzte Mega-Deal in Deutschland geht auf das Jahr 2006 zurück. Damals schluckte Bayer für 17 Milliarden Euro Schering.

Eine Akquisition von AstraZeneca durch Pfizer würde es auch in die Rangliste der weltgrößten Transaktionen überhaupt schaffen. Diese hat wieder vermehrt Zulauf bekommen - etwa durch den Ausstieg von Vodafone bei Verizon Wireless für 130 Milliarden Dollar.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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