Wirtschaft

Neuer Schock trifft Chinas Börsen Peking geht gegen größte Broker vor

Tiefrot verabschieden sich die chinesischen Börsen ins Wochenende.

Tiefrot verabschieden sich die chinesischen Börsen ins Wochenende.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mitte des Jahres crasht Chinas Aktienmarkt. Die täglichen Verluste sind enorm, verunsichern die Anleger weltweit. Nun hat Peking offenbar die Schuldigen gefunden - und die Kurse purzeln erneut.

Das rigorose Vorgehen der chinesischen Behörden gegen führende Brokerhäuser des Landes versetzt immer mehr Beobachter in Alarmstimmung. In den vergangenen Tagen hat Peking die Razzien auf immer mehr Unternehmen ausgeweitet, die wegen der Börsen-Turbulenzen im Sommer eingeleitet wurden. "Die Regierung wünscht sich einen Aktienmarkt, der die Realwirtschaft stützt, nicht einen, der es den Anlegern erlaubt, spekulative Gewinne mit Hilfe von Derivaten einzuheimsen", sagte ein Analyst.

Investoren sind besorgt, Anleger verunsichert. Der Shanghai Composite Index beendete den Handel 5,5 Prozent im Minus. Der Component Index in Shenzhen büßte sogar 6,3 Prozent ein. Zu den größten Verlieren des Tages gehörten die Aktien der Broker Citic Securities und Guosen Securities, deren Papiere um jeweils 10 Prozent nachgaben - der maximal mögliche Tagesverlust, bevor die Unternehmen vom Handel ausgesetzt werden. Offenbar haben die Brokerhäuser die Volumina einer ganzen Reihe von Transaktionen deutlich zu hoch angegeben. Betroffen von den falschen Angaben waren vor allem Swap-Geschäfte im Zeitraum von April bis September. Damals war es zu wilden Bewegungen an den Börsen in China gekommen.

Citic hat der Börse mitgeteilt, dass die Aufsicht des Landes Ermittlungen aufgenommen hat. Man wolle mit der Behörde kooperieren, um eventuelle Verstöße gegen die Marktregeln aufzudecken. Auch der drittgrößte Broker des Landes, Guosen Securities, sagte seine Mithilfe zu.

Es geht um Milliarden

Im Mittelpunkt der Bemühungen Pekings, die massiven Schwankungen am Aktienmarkt von Mitte des Jahres aufzuarbeiten, steht Citic Securities. Regulierungsbehörden und die Polizei hatten angekündigt, in der gesamten Wertpapierbranche nach Unregelmäßigkeiten zu fahnden. Gegen zahlreiche Topmanager des Unternehmens wird derzeit ermittelt. Der Chef wurde in Gewahrsam genommen, und der lange amtierende Chairman kündigte an, die Firma zu verlassen.

Mitte dieser Woche hatte Citic dann mitgeteilt, die Volumina einer ganzen Reihe von Transaktionen deutlich zu hoch angegeben zu haben. Geschehen sei dies ausgerechnet Mitte des Jahres, als die chinesischen Börsen großen Schwankungen unterworfen waren. Die Aufsicht Securities Association of China sprach von einem "massiven Fehler". Citic machte in einer Stellungnahme "System-Upgrades" auf seinen Rechnern verantwortlich.

Anfang der Woche hatte die Aufsicht öffentlich von fehlerhaften Angaben in Monatsberichten im Zusammenhang mit Swaps von Citic gesprochen. Die von Citic und der Aufsicht bereitgestellten Daten zeigten, dass die berichteten Zahlen 26 Mal so hoch ausgewiesen wurden wie sie tatsächlich waren. Im fraglichen Zeitraum hat Citic Securities Swapgeschäfte in Höhe von 1,06 Billionen Yuan gemeldet, umgerechnet knapp 160 Milliarden Euro. Die tatsächliche Zahl lag jedoch eher im Bereich von 40 Milliarden Yuan.

"Ausmaß liegt über den Erwartungen"

Swaps sind relativ neu für Finanzfirmen in China, wo die Regularien jenen als riskant eingestuften Finanzinnovationen enge Grenzen setzen. Die oftmals komplexen Swaps erlauben Marktteilnehmern, gleichzeitig auf verschiedene Marktbewegungen auf einmal zu wetten. Sie werden privat gehandelt, was Regulierern die Überwachung erschwert.

"Das Ausmaß und die Tiefe der Razzien wegen der finanziellen Unregelmäßigkeiten seit dem Börsenabsturz im Juni liegt über den Erwartungen", erklärte Hao Hong, Managing Director bei der Bank of Communications. Die Ermittlungen gegen die führenden Broker des Landes seien ein ganz klares Warnsignal an alle Marktteilnehmer.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen