Wirtschaft

Knapp unter Schätzungen Patent-Streit verdirbt SAP das Quartal

In die Wolken geschaut: SAP traut sich im Cloud-Geschäft mehr zu.

In die Wolken geschaut: SAP traut sich im Cloud-Geschäft mehr zu.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Tagesgeschäft läuft es für den Walldorfer Software-Riesen SAP. Doch ein seit Jahren andauernder Rechtsstreit belastet das Ergebnis. Dennoch atmet der Markt auf: Ein neues Debakel wie bei der Software AG bleibt ihm erspart.

Der Umbau des Softwarekonzerns SAP zum Cloud-Unternehmen schreitet voran. Doch dem Walldorfer Dax-Konzern verhagelt ein bereits sieben Jahre währender Patentstreit den Gewinn im zweiten Quartal. Bereinigt um diesen Effekt konnte SAP den Überschuss zwar steigern, verfehlte aber die Analysten-Erwartungen. Auch beim Umsatz liegt Deutschlands größter Softwarekonzern knapp unter den Schätzungen. Positiv dürfte dagegen der angehobene Ausblick für das Cloud-Geschäft stimmen.

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Letztlich steigerte das Unternehmen zwischen April und Ende Juni den Umsatz auf Jahressicht leicht von 4,06 Milliarden auf 4,15 Milliarden Euro. Durch Rückstellungen in Höhe von 289 Millionen Euro für einen bereits sieben Jahre währenden Patentstreit mit dem US-Softwarehersteller Versata wird allerdings das Betriebsergebnis belastet: Statt wie im Vorjahresquartal 988 Millionen schrieb SAP daher hier nur 698 Millionen Euro. Analysten hatten mit einer Steigerung auf knapp 1,03 Milliarden Euro gerechnet. Nach Steuern blieb mit 556 Millionen Euro fast ein Viertel weniger hängen.

Leichte Prognoseanhebung

Jüngste Entwicklungen bei den Gerichten machten es wahrscheinlich, dass SAP an Versata wegen einer Patentverletzung zahlen muss, obwohl SAP die Löschung des betreffenden Patents in den USA durchsetzen konnte, sagte SAP-Finanzvorstand Luka Mucic in einer Telefonkonferenz. Die Rückstellungen lassen die operative Marge um 7,5 Punkte auf 16,8 Prozent absacken.

Derweil bestätigte SAP den Ausblick für Umsatz und Gewinn für das Geschäftsjahr 2014, wobei die Walldorfer im Cloud-Geschäft etwas optimistischer sind. Vor allem durch die im März verkündete Übernahme des Cloud-Softwareherstellers Fieldglass rechnet SAP 2014 bei Software und dem Support im Bereich Cloud-Software mit Umsätzen zwischen 1,0 Milliarde und 1,05 Milliarden Euro statt zuvor 950 Millionen bis einer Milliarde. Als Cloud-Computing werden via Internet bezogene IT-Ressourcen und Software bezeichnet, die meist in einem Abonnenten-Modell abgerechnet werden.

"Inline ist gut genug"

Am Markt werden die Zahlen in einer ersten Reaktion fast schon erleichtert aufgenommen. "Sehr positiv im Vergleich zur Software AG", heißt es. Die Kennziffern an sich seien zwar nur im Rahmen der Erwartungen ausgefallen mit leicht positiver Tendenz, aber sie dürften die Sorge mancher Marktteilnehmer entkräften. "Der Markt war eher auf negative Überraschungen vorbereitet, die Zahlen sollten daher für Erleichterungskäufe sorgen", meint ein Händler. Ein weiterer Marktteilnehmer bringt die Marktmeinung auf den Punkt: "Inline ist gut genug". Deutschlands zweitgrößter Softwarekonzern, die Software AG, hatte Anfang der Woche die Jahresprognose gekappt und damit für Verunsicherung in der Branche gesorgt.

Der bestätigte Ausblick sei in Ordnung, "wird allerdings auch als Kappung nach oben gesehen", sagt ein Händler. SAP habe diesbezüglich vor möglichen Währungsbelastungen gewarnt.

"Die Zahlen passen gut zum Chartbild", ergänzt ein weiterer Analyst. Hier sehe SAP klar nach Bodenbildung mit zunehmendem Momentum nach oben aus. Nach ihrer rund anderthalbjährigen Seitwärtsbewegung sei in den kommenden Tagen ein Ausbruch auf neue Jahreshochs möglich.

Zuletzt hatte es in der Softwarebranche einige Bewegung gegeben, die gefährlich werden könnte für SAP: Konkurrent Oracle verstärkte sich mit der Übernahme von Mircos Systems, der Cloud-Anbieter Salesforce.com gewann T-Systems als Vertriebspartner in Deutschland, die auch SAP-Partner sind und IBM und Apple verkündeten eine Partnerschaft bei Unternehmenssoftware.

Zukunft Cloud mit etlichen Nachteilen

Mit Blick auf die neue Allianz zwischen Apple und IBM gab sich SAP-CEO Bill McDermott gelassen: "Das ist etwas, das wir schon vor Jahren gemacht haben", sagt McDermott. "IBM hat angekündigt 100 Apps mit Apple bauen zu wollen, wir haben schon mehr als 300 gebaut."

SAP sieht das Cloud-Computing, die Nutzung von Programmen über das Internet, und die Echtzeitdatenbank Hana, als Basis für sein Softwaregeschäft der Zukunft. Im Vergleich zum klassischen On-Premise-Geschäft sind die mit Cloud-Software erzielten Umsätze allerdings noch klein - auch wenn das Wachstum hier stark ist.

Der Kapitalmarkt honorierte die Erfolge in dem neuen Geschäftsbereich aber bislang kaum, denn eine offene Frage bleibt, ob das Cloud-Geschäft langfristig ebenso hohe Margen erreichen kann wie das klassische sehr margenreiche Geschäft mit Software-Installationen in Unternehmen. Vieles, was für Kunden an Cloud-Lösungen bequem ist, ist für Software-Anbieter eher nachteilig: Abo-Modelle lassen den Anbieter leichter wechseln als feste Installationen, die mit hohen Anschaffungskosten verbunden sind und erhöhen so tendenziell die Konkurrenz. Wartungsaufwendungen, für Software-Anbieter wie SAP eine wichtige Umsatzquelle, gehen aufgrund leichterer Wartbarkeit zurück und sind in den Abo-Modellen bei Software überwiegend bereits abgegolten.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/dpa

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