Wirtschaft

Streikpläne "pervers" Passos Coelho warnt TAP-Piloten

Die Privatisierung soll Geld in die Staatskasse spülen: Die TAP-Piloten fürchten um ihren Arbeitsplatz.

Die Privatisierung soll Geld in die Staatskasse spülen: Die TAP-Piloten fürchten um ihren Arbeitsplatz.

(Foto: REUTERS)

Portugals Regierungschef Passos Coelho appelliert an die Flugzeugführer der Fluggesellschaft TAP. Mit der für Anfang Mai geplanten Streikmaßnahme setzten die Piloten, so heißt es, die "Existenz des Unternehmens" aufs Spiel.

Portugals Regierungschef Pedro Passos Coelho hat vor dem nächsten großen Pilotenstreik bei der staatlich-portugiesischen Fluggesellschaft TAP gewarnt. Durch den Ausstand werde "die Existenz des Unternehmens aufs Spiel gesetzt", sagte Ministerpräsident Coelho in Lissabon bei einer Rede im Parlament.

Der Streik sei "pervers", sagte Coelho wörtlich. Die Piloten wehren sich gegen die vorgesehene Teilprivatisierung des Unternehmens. TAP war im vergangenen Jahr erstmals seit Jahren wieder in die roten Zahlen gerutscht - unter anderem auch aufgrund von insgesamt 22 Streiktagen.

Regierungschef in schwierigen Zeiten: Pedro Passos Coelho (Archivbild).

Regierungschef in schwierigen Zeiten: Pedro Passos Coelho (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Verluste für die Staatskasse

In der Bilanz für das Jahr 2014 musste TAP Nettoverluste von 46 Millionen Euro ausweisen. TAP-Chef Fernando Pinto verwies ausdrücklich auf die Belastungen durch die Streiks, die Verzögerung bei der Inbetriebnahme neuer Flugzeuge und "operative Zwischenfälle". Diese drei Faktoren hätten insgesamt 108 Millionen Euro negativ zu Buche geschlagen.

2013 war das Ergebnis von TAP im Vergleich zum Vorjahr noch um 42 Prozent auf 34 Millionen Euro geklettert. Trotz der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise Portugals hatte TAP damit bereits das fünfte Gewinnjahr in Folge abschließen können. Vor dieser Gewinnserie hatte die Airline jedoch 2008 mit einem Minus von 209 Millionen das schlechteste Jahr der inzwischen 70-jährigen Firmengeschichte erlebt.

Wer steigt bei TAP ein?

Die schlechten Nachrichten der jüngeren Vergangenheit würden den Wert des Unternehmens vor der Überführung in private Hände nicht beeinträchtigen, versicherte Pinto bei der Bilanzpräsentation Ende März. Im Rahmen des Programms zur Sanierung der Staatsfinanzen will die Regierung TAP bis Mitte 2015 zu 66 Prozent privatisieren.

Nach dem Ausbruch der Finanzkrise in Portugal war ein erster Versuch zur Privatisierung der Airline - die wie die Lufthansa dem Verbund Star Alliance angehört - 2012 gescheitert. Die 1945 gegründete TAP hat als größte Fluggesellschaft Portugals mehr als 13.500 Mitarbeiter. Die Zahl der Passagiere stieg 2014 auf die Rekordzahl von 11,4 Millionen.

Zehn Tage im Mai

Angesichts der geplanten Privatisierung fürchten die Piloten schmerzhafte Einschnitte. Um die Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen zu verhindern wollen sie Anfang Mai in einen umfangreichen Streik treten. Angesetzt ist der Streik zunächst auf zehn volle Tage. Reisende, die Flüge mit TAP gebucht haben, müssen mit erheblichen Behinderungen rechnen. Für den Konzern dürften sich die Flugausfälle samt Folgekosten zu einer erheblichen finanziellen Belastung ausweiten. Noch bestehen allerdings Chancen auf eine gütliche Einigung.

Die Privatisierung der TAP ist Teil des Reformprogramms, das der portugiesischen Regierung von den europäischen Gläubigern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) auferlegt wurde. Das Vorhaben zählt zu den Bedingungen für Hilfszahlungen. Im Januar hatte die Regierung nach Streikdrohungen zugesichert, dass bei einer Privatisierung der hoch verschuldeten Fluggesellschaft Massenentlassungen so lange ausgeschlossen sind, wie der Staat noch Anteile an dem Unternehmen hält.

Geplant ist, dass der portugiesische Staat 34 Prozent der Anteile behält. Diese Anteile könnten den vorliegenden Angaben zufolge erst zwei Jahre nach der Privatisierung verkauft werden. Wer den Löwenanteil der TAP-Anteile im Rahmen der Privatisierung übernehmen wird, ist noch offen. Aus Lissabon heißt es, bislang hätten sich mindestens drei Interessenten gemeldet. Medienberichten zufolge sollen darunter die brasilianischen Fluggesellschaften Gol und Azul sein.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen