Wirtschaft

Keine Opfer für VW-Sparprogramm Osterloh will nicht zurückstecken

Der wortmächtige Betriebsrats-Chef Bernd Osterloh geht in Stellung.

Der wortmächtige Betriebsrats-Chef Bernd Osterloh geht in Stellung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die rund 100.000 Beschäftigten in den westdeutschen VW-Werken sehen schwierigen Tarifverhandlungen entgegen. Die Kernmarke schwächelt, Konzernchef Winterkorn hat klare Erwartungen. Betriebsratschef Osterloh bezieht ebenfalls klar Position.

VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh will sich durch das Sparprogramms bei der renditeschwachen Pkw-Kernmarke bei der nahenden Haustarifrunde nicht bremsen lassen. "Keine Angst, da lassen wir uns vom Vorstand nicht hinter die Fichte führen", sagte Osterloh der Nachrichtenagentur dpa.

Am Vortag hatten die Arbeitnehmervertreter Angaben der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAZ) zufolge einen rund 400 Seiten langen Bericht vorgelegt, in dem sie die Probleme des VW-Konzerns in Entwicklung, Planung, Produktion und Vertrieb anprangerten. Volkswagen will effizienter werden und feilt deshalb an Maßnahmen, um die Kosten zu senken. An den geltenden Regelungen im Haustarifvertrag werde in diesem Zusammenhang deshalb aber nicht gerüttelt, stellte Osterloh im Gespräch mit der FAZ klar: "Wir bringen keine Opfer."

Bericht zum Effizienzprogramm

Die Vorschläge aus der Belegschaft in dem Bericht sieht Osterloh als Beitrag, um das Ergebnis der Kernmarke VW bis zum Jahr 2018 deutlich zu verbessern: "Wenn der Vorstand diese konkret von unseren Kollegen vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzt, sind die fünf Milliarden Euro zu schaffen." Aus Sicht von Osterloh sind Schritte zu mehr Effizienz dringend nötig: "Es geht darum, dass wir den Konzern wetterfest und zukunftsfähig aufstellen", sagte er der FAZ. Der immer stärkere Gegenwind in einer wachsenden Zahl von Absatzmärkten zwinge zum Gegensteuern.

Im Sommer hatte Konzernchef Martin Winterkorn der Kernmarke mit dem VW-Logo ein milliardenschweres Spar- und Effizienzprogramm verordnet und das Verhältnis aus Arbeitskosten und Produktivität kritisiert. Dem hielt Osterloh schon damals entgegen, dass der Fehler mitnichten in der Belegschaft zu suchen sei, sondern im Management der Fabrikplanung. Vielmehr bügelten die Mitarbeiter diese Unwucht seit Monaten mit Mehrarbeit und Sonderschichten aus. Daher gebe es auch überhaupt keinen Grund für falsche Bescheidenheit in der Haustarifrunde, in der vom nächsten Februar an der neue Vertrag für die gut 100.000 Haustarif-Mitarbeiter ausgehandelt wird. Dabei rechnet Osterloh mit heiklen Gesprächen.

Rückzieher beim Rentenbonus

Ein erstes Anzeichen gab es jüngst, als der Konzern einen für 2014 in Aussicht gestellten Rentenbonus abschrieb. VW hatte die 300 Euro hohe Sonderleistung im Frühling 2013 für den laufenden Haustarif mit Vorbehalt als mögliche Leistung versprochen. Doch nun kam in ersten Gesprächen die Absage. Das wertet Osterloh als ein Vorzeichen. "Da hätte man ja auch sagen können: "Das regeln wir geräuschlos und um die 300 Euro soll es nicht gehen", sagte er. Doch das Unternehmen meine, sich das nicht leisten zu können. "Und das werden sie natürlich auch bei den Verhandlungen im nächsten Jahr bei anderen Dingen noch stärker betonen."

Auch die Anzeichen, wonach sich die Konjunktur eintrübt, sorgen den mächtigen Betriebsratsboss nicht. Er sieht darin auch eine Überzeichnung. "Immer, wenn eine Tarifrunde ansteht, gehen die Prognosen nach unten. Aber selbst, wenn es tatsächlich schlechter werden sollte: Mit mehr Geld kann man ja auch mehr Nachfrage erzeugen", entgegnete er Forderungen nach Lohnzurückhaltung.

Inhaltlich solle es in der VW-Haustarifrunde neben mehr Geld auch um qualitative Ziele gehen. Übereinstimmungen zum IG-Metall-Flächentarif gebe es dabei aber kaum. So stehe das Thema Freistellung für Bildung wegen VW-interner Regelungen kaum zur Debatte und auch der in der Fläche virulente Punkt Altersteilzeit sei im Haustarif noch bis 2016 geregelt. "Aber man muss gucken, was man aus dem Thema 'Gute Arbeit' macht und zum Beispiel zur Zahl der Ausbildungsplätze. Dieser Vertrag läuft nämlich aus", berichtete Osterloh.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa

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