Wirtschaft

Cloud-Dienst außerhalb der USA Oracle eröffnet deutsche Rechenzentren

Oracle-Gründer Larry Ellison gilt als einer der reichsten Menschen der Welt und trat erst kürzlich als Vorsitzender zurück.

Oracle-Gründer Larry Ellison gilt als einer der reichsten Menschen der Welt und trat erst kürzlich als Vorsitzender zurück.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der SAP-Konkurrent Oracle will im Geschäft mit deutschen Kunden Boden gutmachen. Um Bedenken wegen US-Überwachung bei Cloud-Diensten zu begegnen, eröffnet das Unternehmen Rechenzentren in Deutschland. Völlige Sicherheit bietet dies jedoch nicht.

Das IT-Unternehmen Oracle eröffnet in Deutschland zwei eigene Rechenzentren. Diese sollen an den Standorten Frankfurt/Main und München entstehen und sind für Unternehmen gedacht, die ihre Cloud-Dienste aus Deutschland beziehen wollen. Wie der Deutschland-Chef des Unternehmens aus San Francisco erklärte, sei Datensicherheit "in Deutschland ein besonders sensibles Thema. Die Ankündigung ist ein Zeichen dafür, dass Oracle als US-Unternehmen dem deutschen Markt verbunden bleibt", sagte Jürgen Kunz.

In einigen Bereichen wie Personaldaten müssten die Informationen in vielen Fällen in deutschen Rechenzentren gelagert werden. Oracle habe zwar Kunden aus Deutschland, die kein Problem damit hätten, ihre Daten im Ausland aufzubewahren. "Es gibt aber auch Kunden mit dem Bedürfnis, die Daten in Deutschland zu speichern, und wir wollen auch ihnen gerecht werden." Die Rivalität mit dem deutschen Unternehmenssoftware-Spezialisten SAP habe bei dieser Entscheidung keine Rolle gespielt, sagte Kunz. Die beiden Anbieter konkurrieren auch bei Cloud-Diensten, bei denen Software, Daten und Rechenleistung direkt aus dem Netz bereitgestellt werden.

Nach der Diskussion um die Internet-Überwachung durch Geheimdienste wie die NSA bieten US-Unternehmen für ihre Kunden in Europa verstärkt lokal angesiedelte Dienste an. So setzte sich jüngst der Deutschlandchef des Computerriesen Hewlett-Packard, Heiko Meyer, für eine europäische Cloud ein. "Wir sollten einen gemeinsamen Datenraum für Europa entwickeln wie den europäischen Wirtschaftsraum", sagte er. Microsoft prüft Cloud-Möglichkeiten für den deutschen Mittelstand.

"Geheimdienste gibt es auch hier"

Auch der ehemalige SAP-Chef Jim Hagemann Snabe hatte vergangenes Jahr europäische Regeln für Datendienste gefordert. Die Deutsche Telekom macht sich für ein sogenanntes Schengen-Routing stark: Internet-Dienste, bei denen die Daten auf dem Weg zwischen zwei Punkten in Europa entsprechend auch die europäischen Grenzen nicht verlassen sollen.

Der Oracle-Deutschlandchef zeigte sich bei diesen Ideen eher skeptisch. Man müsse sehen, was davon industriepolitisch getrieben sei. "Es ist überhaupt nicht notwendig, sich in einem einzelnen Datenraum abzuschotten." Es gebe Möglichkeiten, Daten überall auf der Welt sicher zu lagern, viele Unternehmen machten das auch. "Das darf man nicht vermischen mit der NSA-Diskussion. Geheimdienste gibt es ja auch hier."

Der Wechsel von Kunden-Unternehmen zu Cloud-Diensten sei grundsätzlich ein schrittweiser Prozess, sagte Kunz. Viele unterhielten bereits ähnliche Services innerhalb der eigenen Infrastruktur. "Es funktioniert nicht so, dass jemand seine etablierten Lösungen im eigenen Haus von einem Tag auf den anderen abschaltet und damit komplett in die Cloud umzieht. Es läuft meistens auf hybride Modelle hinaus." Der Wechsel in die Cloud werde eher von neuen Diensten angetrieben. So baue zum Beispiel die Autobranche neue Anwendungen mit großem Datenumschlag nicht in der eigenen Infrastruktur, sondern im Internet auf.

Quelle: ntv.de, bwe/dpa

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