Wirtschaft

Russischer "Markt in Turbulenzen" Opel drosselt auf Einschicht-Betrieb

Opel Adam auf der Moskauer Autoshow Ende August

Opel Adam auf der Moskauer Autoshow Ende August

(Foto: REUTERS)

Neben dem Volkswagen-Konzern ist vor allem General Motors in Russland aktiv. Drei Marken und ein eigenes Werk gehören bisher zur Strategie des größten US-Autobauers. Allerdings kriselt es am russischen Markt gewaltig - und die GM-Tochter Opel reagiert.

Auf die Verwerfungen in Russland reagiert der Autobauer Opel mit einem Umbau. "Im vergangenen Jahr war Russland unser drittgrößter Markt nach Großbritannien und Deutschland - aktuell steckt dieser Markt in ernsten Turbulenzen", sagt Karl-Thomas Neumann, Vorsitzender der Opel-Geschäftsführung. "Aktuell steckt dieser Markt in ernsten Turbulenzen." Allein im August seien 46 Prozent weniger Autos verkauft worden als vor Jahresfrist.

GM
General Motors (GM) 42,44

Neumann verwies darauf, dass der Autobauer zwar an das langfristige Potenzial Russlands glaube, doch derzeit seien Volumen und Preise unter Druck und der Rubel verliere weiter an Wert. Dies alles habe Einfluss auf die Geschäftsergebnisse und deswegen ergreife Opel nun Maßnahmen, so Neumann. Deshalb treibt Opel die Lokalisierung der Zulieferer voran, um den Anforderungen des Werkes in St. Petersburg besser gerecht zu werden.

An dem Standort soll die Produktion zudem auf Einschichtbetrieb zurückgefahren werden. Von August bis Oktober sollen die Bänder nur an 16 Tagen laufen. Etwa ein Viertel der knapp 2000 Beschäftigten im Werk St. Petersburg sollen das Unternehmen verlassen. Die Mitarbeiter sollen freiwillige Abfindungsangebote erhalten. Susanna Webber, bislang in der Geschäftsführung der Opel Group für die Bereiche Einkauf und Logistik zuständig, wird laut Opel mit sofortiger Wirkung das dortige Geschäft führen.

Marktanteil zurückgegangen

Seit Januar werden die Russland-Aktivitäten von General Motors von Europa aus gesteuert. Zuvor war General Motors International Operations (GMIO) dafür verantwortlich. In den ersten acht Monaten des Jahres ging der Automobil-Gesamtmarkt in Russland um 12,1 Prozent zurück.

GM ist in Russland mit den Marken Opel, Chevrolet und Cadillac vertreten. Von Januar bis August lag der gesamte Marktanteil der GM-Marken bei rund 7,8 Prozent - nach rund 9 Prozent im Vorjahr. Im Werk in St. Petersburg werden gegenwärtig der Opel Astra und der Chevrolet Cruze gebaut. Andere Opel-, Chevrolet- und Cadillac-Fahrzeuge kommen aus den Werken der Partner Avtotor und GAZ in Kaliningrad und Nischni Nowgorod. Der Chevrolet Niva wird im GM-Avtovaz Joint-Venture in Togliatti produziert.

Sanktionen des Westens

Neumann erklärte weiter, das Unternehmen stehe zu den angekündigten Investments in das Joint-Venture GM-Avtovaz, das gerade den Marktstart des neuen Chevrolet Niva im Jahr 2016 vorbereitet. Neue Presswerke und Karosseriefertigungen sowie ein neues Logistik-Center seien Teil des Investments in der Region Samara.

Russland wird wegen der Ukraine-Krise derzeit mit Sanktionen von Seiten der Europäischen Union und der USA unter Druck gesetzt. Die Strafmaßnahmen richten sich gegen den Kapitalmarkt, Energie- und Rüstungsunternehmen. Die Autobranche ist nicht direkt betroffen. Neben GM ist aus deutscher Sicht vor allem VW in Russland aktiv.

Der Handelskrieg mit Russland hinterlässt auch Spuren in den Bilanzen von Adidas, Henkel und dem Arzneimittelhersteller Stada. Hightechfirmen haben Probleme bei der Ausfuhr von Gütern, Fraport sorgt sich um seinen Flughafen in St. Petersburg, der Logistikkonzern HHLA um seinen Schwarzmeer-Hafen Odessa. Die Liste der Unternehmen, die wegen der Verschärfung von Sanktionen und Gegensanktionen mit Geschäftseinbußen rechnen, wird von Woche zu Woche länger.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa/rts

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