Wirtschaft

BP macht Energiebranche Mut Ölverbrauch wird steigen

BP-Chef Bob Dudley ist der Mutmacher der Ölbranche.

BP-Chef Bob Dudley ist der Mutmacher der Ölbranche.

(Foto: REUTERS)

Das Überangebot an Ölmarkt setzt den Multis schwer zu. Bis Ende des Jahres werde "jedes Öllager und jeder Swimming Pool weltweit randvoll mit Öl gefüllt sein", beschreibt es BP-Chef Dudley. Aber er bleibt zuversichtlich.

Mut ist das, was die Energiebranche jetzt vielleicht am dringendsten nötig hat. Um die 28 Dollar kostet ein Fass Rohöl der Sorte WTI derzeit, vor eineinhalb Jahren war es mehr als das Dreifache. Rohstoffexperten treibt im Moment kaum etwas so sehr um, wie die Frage, wie lange diese Schwächephase am Rohstoffmarkt noch anhalten wird. Der britische Energieriese BP kann da kurzfristig wenig Hoffnung machen. Die Lage könnte für die Ölproduzenten noch eine ganze Weile schwierig bleiben, prognostiziert der Konzern in seiner jüngsten Studie.

Kurzfristig sei kein Ende des Billig-Öls in Sicht, sagte Konzernchef Bob Dudley bei der Präsentation des Welt-Energie-Ausblicks 2016 des britischen Ölmultis in London. Es werde viel Zeit vergehen, bis ein Barrel wieder 100 Dollar kosten werde. Ende des Jahres werde "jedes Öllager und jeder Swimming Pool in der Welt bis zum Rand mit Öl gefüllt sein". Die Stimmung sei gedämpfter als sonst, fügte Dudley hinzu. BP sei "very bearish", also sehr pessimistisch.

Untergangsstimmung wollte er damit aber nicht schüren. Denn laut der jüngsten BP-Studie wird der Energiehunger global zunehmen. Die Welt werde in 20 Jahren rund ein Drittel mehr Energie verbrauchen als heute, sagt BP voraus. Das würde einem jährlichen Anstieg von rund 1,4 Prozent entsprechen. Bereits im dritten oder vierten Quartal des Jahres werde sich der Ölmarkt stabilisieren. Die Preiswende werde jedoch langsam von statten gehen.

Durch den derzeitigen Preisverfall beim Erdöl dürfe man sich nicht beirren lassen, versuchte der BP-Chef zu beruhigen. "Es ist nicht nur wichtig, sich an die gegenwärtig harten Bedingungen anzupassen, sondern sich auch auf die nächste Serie von Herausforderungen vorzubereiten", forderte er mit Blick auf den aus Sicht des Konzerns langfristig steigenden Bedarf auf. Der Energiesektor müsse in langen Zeiträumen denken. Der aktuelle Nachfrage- und Preiseinbruch bei gleichzeitiger Überproduktion in mehreren Förderländern könnte "für einige Zeit andauern, aber nicht für immer", prognostizierte Dudley.

2016 wird noch "hart"

Der Einbruch "ist nicht der erste und wird nicht der letzte sein", so Dudley weiter. Auch 2016 dürfte ein "hartes Jahr" werden. Durch das weltweite Bevölkerungswachstum sowie durch die steigende Wirtschaftskraft vor allem in China und Indien werde der Energiebedarf aber langfristig steigen. Die globale Bevölkerung werde um 1,5 Milliarden auf 8,8 Milliarden Menschen anwachsen. Die weltweite Wirtschaftsleistung dürfte sich verdoppeln, stellt BP in Aussicht.

Fossile Brennstoffe dürften mit 60 Prozent auch in Zukunft den Löwenanteil zur globalen Energieversorgung beitragen, prognostiziert BP bereits in seinem "Energy Outlook 2035". Die Zahl der Autos auf dem Planeten werde sich in den kommenden 20 Jahren verdoppeln, was auch die Nachfrage nach Öl stimulieren werde, hatte BP-Chefökonom Dale in einem Kommentar ausgeführt.

Der Mix in der Energiewelt von morgen dürfte jedoch ein anderer sein: Der Anteil der Energie mit intensivem Kohlenstoffverbrauch wird sich laut BP insgesamt deutlich verringern. Am stärksten dürfte dennoch Erdgas zunehmen (1,8 Prozent pro Jahr), Öl um jährlich 0,9 Prozent.

BP-Chef Dudley verwies in London noch auf eine weitere Herausforderung für die Energiebranche: die Regularien wegen des Klimawandels. Hier sieht er erheblichen Handlungsbedarf für die Politik. Nach den Berechnungen des Ölkonzerns werden die CO2-Emissionen bis 2035 jährlich um ein Prozent steigen. Das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, werde damit deutlich verfehlt. Laut Dudley unterstreicht dies die Dringlichkeit von Maßnahmen. Der CO2-Ausstoß müsse seinen Preis haben -  und zwar denselben für alle in der Welt. Dudley will für westliche Konzerne keinen Preisnachteil im globalen Energiewettbewerb.

Unsicherheiten bleiben

Der Ölpreisabsturz bedeutet für die Multis schwere Zeiten. Die Gewinne von BP, Shell oder Exxon Mobil sind bereits kräftig eingebrochen, der norwegische Förderer Statoil schrieb zuletzt sogar Miese. Die Konzerne müssen radikal sparen und streichen. Auch die Zulieferer bekommen das zu spüren.

Neben allen Unsicherheiten bezüglich des chinesischen Wirtschaftswachstums oder der weiteren Klimapolitik der Staatengemeinschaft, spricht einiges dafür, dass die Ölpreise wieder anspringen werden: Wenn die Multis heute ihre Investitionen zurückfahren, bedeutet das für die Zukunft eine Verknappung der Kapazitäten.

Auch der jungen Frackingbranche, der vorgeworfen wird, dass sie zum Preisverfall maßgeblich beigetragen habe, weil sie den Markt mit Billigöl überflutet habe, zahlt bereits einen hohen Preis. Der Highflyer am Ölmarkt ist längst nicht mehr der Überflieger. Die Fracking-Methode ist verhältnismäßig teuer. Viele Firmen sind bereits pleite oder stehen kurz vor dem Aus. Auch hier ist also mit einer Verknappung zu rechnen. Längerfristig könnte beides zusammen genommen durchaus zu steigenden Preisen führen.

Der Optimismus von BP überrascht vielleicht nicht, weil man von einem Ölmulti erwartet, dass er die Fahne für die Branche hochhält. Doch der Ausblick des Ölkonzerns deckt sich auch mit den Prognosen der unabhängigen Experten von der Internationalen Energieagentur (IEA). Auch sie erwarten, dass der Anteil fossiler Brennstoffe am Energiemix im Jahr 2014 mit 75 Prozent stattlich sein wird. Ihrer Prognose nach wir der globale Ölverbrauch binnen 25 Jahren immerhin um rund ein Viertel wachsen. Allerdings bezweifelte die Pariser Organisation, die das Sprachrohr der Industriestaaten im Energiegeschäft ist, auch, dass der Ölpreis in absehbarer Zeit alte Höhen erreichen wird. Eine wirtschaftlich rosige Zukunft liegt so, wenn überhaupt, dann in weiterer Ferne.

Quelle: ntv.de

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