Wirtschaft

Ja aus Brüssel erwartet O2 und E-Plus sind auf der Zielgeraden

Neuer Riese auf dem deutschen Mobilfunkmarkt.

Neuer Riese auf dem deutschen Mobilfunkmarkt.

(Foto: dpa)

Für die Mobilfunkbetreiber Telefónica Deutschland und E-Plus wird es spannend: Nach einer längeren Prüfung des geplanten Zusammenschlusses steht die Entscheidung der EU-Kommission bevor. Unter Auflagen könnte der Deal durchgehen.

Das lange Warten hat bald ein Ende. Schon in wenigen Tagen werden die Würfel fallen - dann dürfte klar sein, ob Telefónica Deutschland (O2) seinen Wettbewerber E-Plus aus Düsseldorf übernehmen kann. Ein Jahr nach der Ankündigung würde damit der Erwerb unter Dach und Fach sein und ein neuer Riese auf dem deutschen Mobilfunkmarkt entstehen.

Und entschieden sein wird schließlich auch, welche Kröten Telefónica Deutschland dabei schlucken muss. Der Schulterschluss zwischen München und Düsseldorf ist nicht nur wegen seines Transaktionswertes von mehr als 8 Milliarden Euro für die Branche von Bedeutung. Es wäre auch der erste große Schritt zu einer Konsolidierung auf dem deutschen Mobilfunkmarkt.

Während die beiden Noch-Konkurrenten fest damit rechnen, dass Brüssel den Deal unter Auflagen absegnen wird, blicken viele Verbraucher mit Sorge auf das Treiben der Giganten. Sie befürchten wie das Bundeskartellamt oder die Monopolkommission, dass mit der Abnahme der Anbieter am Markt der Druck auf die Preise schwinden könnte.

Nur gemeinsam können hohe Kosten geschultert werden

E-Plus-Chef Thorsten Dirks, der als ein möglicher Kandidat für den Chefposten der neuen Mobilfunkallianz gilt, versucht seit Monaten, solche Bedenken zu zerstreuen. "Wir werden im Markt weiter angreifen", verspricht der Manager. Auch Martin Knauer, Chef des Telekom-Discounters Congstar, ist davon überzeugt, dass ein Zusammenschluss der beiden Anbieter keinesfalls den Druck von den Preisen nehmen wird. "Es ist noch Luft drin", glaubt er.

Experten sehen darüber hinaus wegen der anstehenden gewaltigen Investitionen in schnellere Mobilfunknetze ein schlagendes Argument für den Deal. Nur gemeinsam könnten die beiden kleinen Anbieter die hohen Kosten schultern und den Platzhirschen Deutsche Telekom und Vodafone im Wettbewerb Paroli bieten. Nicht die Mobilfunkpreise seien das Problem, sondern das rasant wachsende Datenvolumen, das durch die Netze rauscht und zum Flaschenhals werden könnte.

Grünes Licht aus Brüssel würde zunächst auch nur bedeuten, dass die Allianz von Telefónica und E-Plus gemessen an der Zahl der verkauften SIM-Karten die bisherigen Branchenriesen T-Mobile und Vodafone überflügeln wird. Bei den Erlösen hinken die Unternehmen, die wie E-Plus stark im Discountgeschäft aktiv sind, den Großen hinterher.

Marke E-Plus ist Auslaufmodell

Die weitere Entwicklung wird davon abhängen, wie sich die fusionierte Telefónica/E-Plus strategisch aufstellt. Als sicher gilt, dass die erfolgreichen Discountmarken bleiben und nicht eingestampft werden. Gerade E-Plus hat dieses Geschäftsfeld, das in der Branche inzwischen einen Anteil von 30 Prozent ausmacht, geprägt wie kein anderer. Sie heißen Blau.de, Simyo oder Alditalk, Yourfone, Debitel Light und Ay Yildiz. Inzwischen sind auch andere Firmen im Discountgeschäft dabei. Bei Telefónica O2 sind es Fonic, Simply, Tchibo Mobil oder Maxxim. Welche Marken bei einem Zusammengehen bestehen bleiben, bleibt abzuwarten. Bei den Düsseldorfern ist die Marke E-Plus schon länger ein Auslaufmodell.

Es gibt zwar noch Altverträge, aber die Marke wird mit dem neuen Konzernherrn aus München vermutlich ganz verschwinden. Telefónica Deutschland hatte erst vor wenigen Tagen ein großes Hindernis bei der nun anstehenden Entscheidung durch die EU-Kommission aus dem Weg geräumt. Für den Fall einer Genehmigung erklärte man sich bereit, in den kommenden fünf Jahren 20 Prozent der Netzkapazitäten dem Anbieter Drillisch zu überlassen.

Das Unternehmen aus Maintal in der Nähe von Frankfurt ist ein sogenannter virtueller Mobilfunkanbieter ohne eigenes Netz mit einem Umsatz von knapp 300 Millionen Euro. Drillisch soll darüber hinaus die Möglichkeit erhalten, weitere 10 Prozent zu kaufen. Mit dem Verkauf wolle Telefónica "wettbewerbsrechtliche Bedenken der Europäischen Kommission ausräumen", teilten die Münchner mit. Welche weiteren Auflagen die EU-Wettbewerbshüter machen werden, ist nicht klar. Vermutlich werden die Unternehmen auch Mobilfunkfrequenzen zurückgeben müssen.

Erst vor wenigen Wochen hatte die Brüsseler Behörde in einem ähnlich gelagerten Fusionsfall unter Bedingungen eine Übernahme von Telefónica Irland durch Hutchison freigegeben. Dabei hatte Hutchison unter anderem zugesagt, 30 Prozent seiner Netzkapazität an zwei virtuelle mobile Netzbetreiber abzugeben.

Quelle: ntv.de, Peter Lessmann und Sebastian Raabe, dpa

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