Wirtschaft

Geldpolitik ist kein Allheilmittel Notenbanken verlieren ihren Zauber

Vögel fliegen am frühen Morgen um das EZB-Gebäude.

Vögel fliegen am frühen Morgen um das EZB-Gebäude.

(Foto: picture alliance / dpa)

Früher dachten Finanzmarktteilnehmer, mit Geldpolitik sei alles zu heilen. Diese Erwartungen konnten die Zentralbanken zuletzt nicht mehr erfüllen. Das ist riskant - vor allem für Schwellenländer. Auch China steht im Feuer.

An den Finanzmärkten schwindet nach Einschätzung der Zentralbanken-Dachorganisation BIZ der Glaube an die Allheilkräfte der Geldpolitik. Die Turbulenzen an den Börsen zum Jahresstart hätten signalisiert, dass die Zentralbanken seit der Finanzkrise viel zu lange überlastet worden seien, warnte der Chef der Wirtschafts- und Währungsabteilung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Claudio Borio, im jüngsten BIZ-Quartalsbericht.

Marktteilnehmer hätten dies bemerkt. "Und ihr Vertrauen in die Heilkräfte der Zentralbanken ist - wahrscheinlich zum ersten Mal - eingeknickt." Die Politik täte gut daran, dies zu sehen.

Laut BIZ-Bericht ist die internationale Kreditvergabe zwischen Banken zum ersten Mal seit zwei Jahren gesunken. In den Schwellenländern nahm zudem die Dollar-Verschuldung, die in den vergangenen Jahren noch ein Motor der Wachstumsfinanzierung war, nicht weiter zu.

"Sollten die schwierigeren globalen Liquiditätsverhältnisse anhalten, könnte dies Stabilitätsrisiken für einige Länder bedeuten." Dem Bericht liegen unter anderem Daten zum globalen Bankgeschäft bis September 2015 zu Grunde.

Während die internationalen Bankkredite an Industriestaaten demnach im dritten Quartal 2015 weitgehend unverändert blieben, schrumpften sie hingegen an Schwellenländer um 141 Milliarden Euro. Im Vorjahresvergleich ist das ein Minus von sechs Prozent.

Asien leidet unter Dollar-Stärke

Dem BIZ-Bericht zufolge betrifft der Rückgang insbesondere asiatische Länder - und hier vor allem China. So fiel die grenzüberschreitende Kreditvergabe an das Reich der Mitte den BIZ-Daten zufolge im dritten Quartal um 119 Milliarden Dollar.

Allein das internationale Interbankgeschäft mit China sank um 100 Milliarden Dollar. Die BIZ hatte bereits Anfang Februar davor gewarnt, dass wegen des Dollar-Anstiegs einige Schwellenländer in Bedrängnis geraten könnten.

In der kommenden Woche werden Börsianer wieder auf die Europäische Notenbank schauen. Es gilt als sicher, dass EZB-Chef Mario Draghi die Geldpolitik noch weiter lockert. "Super Mario" steht wieder mal vor dem Problem, die hoch gesteckten Erwartungen der Anleger nicht zu enttäuschen.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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