Wirtschaft

Dauerhafter Vorteil für Apple Note 7 wird zum Gau für Samsung

Gefährliches Spielzeug: Ein Mann zeigt ein Note 7, das sich in den Händen seiner 13-jährigen Tochter entzündet hatte.

Gefährliches Spielzeug: Ein Mann zeigt ein Note 7, das sich in den Händen seiner 13-jährigen Tochter entzündet hatte.

(Foto: AP)

Den Rückruf mehrerer Millionen Smartphones hat Samsung zunächst relativ locker weggesteckt. Doch jetzt trägt der Konzern sein Flaggschiff zu Grabe. Damit verschieben sich die Gewichte auf dem Smartphone-Markt auf Dauer.

Die Smartphone-Giganten Samsung und Apple treffen sich heute zur ersten Anhörung ihres langjährigen Streits vor dem Obersten Gerichtshof der USA. Es geht ums große Ganze: War Samungs grundlegendes Design etwa für die App-Symbole des Galaxy von Apples iPhones abgekupfert? Die Richter entscheiden über Hunderte Millionen Dollar und über das Prestige der Unternehmen - und dennoch ist das Verfahren derzeit nur ein Nebenschauplatz im Zweikampf der Elektronikkonzerne. Die Nachricht, dass Samsung sein Flaggschiff Galaxy Note 7 komplett und dauerhaft beerdigt, könnte Apple dagegen einen dauerhaften Vorteil verschaffen.

Bis vor wenigen Tagen hatte es noch so ausgesehen, als könnte das Debakel mit den explodierenden Note-7-Akkus Samsung nichts anhaben. Für das abgelaufene Quartal kündigte der koreanische Konzern einen erneuten Gewinnsprung an. Trotz der ersten Umtauschaktion von 2,5 Millionen Smartphones und der verheerenden Nachrichten über die Gefahr brennender Geräte hatte die Aktie von Samsung Electronics sogar deutlich zugelegt. Der Rückruf dürfte zwar eine niedrige Milliardensumme gekostet haben, doch das hätte dem Konzern kaum dauerhaft geschadet. Allein im vergangenen Quartal verbuchte Samsung Electronics einen Gewinn von umgerechnet mehr als 6 Milliarden Dollar, seine Bar-Reserven sind auf knapp 60 Milliarden Dollar angewachsen.

Viele Aktionäre spekulierten darauf, dass der Konzern einen Teil diese Rücklagen ausschütten würde. Darauf hatten vor allem Hedgefonds in den vergangenen Wochen gedrängt.

Auch den Imageschaden des Rückrufs schätzten Beobachter zunächst trotz dramatischer Berichte über evakuierte Flugzeuge oder brennende Geräte in Kinderhänden als temporär ein. Schließlich hatte auch Apple seine jeweils neuesten iPhones in den vergangenen Jahren teilweise austauschen müssen.

Überläufer zu Apple kehren nicht zurück

Nun hat sich die Situation allerdings grundlegend geändert. Samsung bekommt seine Probleme bei der Note-7-Produktion nicht in den Griff. Zudem verliert das Unternehmen auf absehbare Zeit eines seiner Konkurrenz-Produkt zum iPhone 7 Plus von Apple. Im Hochpreissegment, zu dem die Geräte gehören, teilten sich die beiden Rivalen fast 90 Prozent der Marktanteile. Die Alternative für viele bisherige Samsung-Nutzer - im schlimmsten Fall auch für die Samsung-Verkaufsschlager Galaxy S7 und S7 Plus -  dürften also Apple-Produkte sein.

Diese Kunden seien aller Wahrscheinlichkeit nach für immer für Samsung verloren, heißt es in einer Analyse von Credit Suisse. Denn Apples iPhones haben eine Loyalitätsrate von 95 Prozent. Einmal mit einem iPhone ausgestattet, wählen fast alle Kunden auch beim nächsten Smartphone-Kauf ein Appleprodukt. Das heißt, selbst wenn Samsung im kommenden Jahr ein exzellentes Nachfolgeprodukt für das Note 7 auf den Markt bringen sollte, wäre es unwahrscheinlich, dass die Koreaner die verlorenen Marktanteile zurückgewinnen können.

Für Apple kommen die Probleme des Konkurrenten genau zum richtigen Zeitpunkt. Seit Monaten rätselt der Markt, wie der Konzern, der jahrelang einen Rekordgewinn nach dem anderen präsentierte, weiter wachsen will. Der weltweite Markt für die hochpreisigen iPhones gilt als weitgehend gesättigt. Von "Peak iPhone" - dem offenbar überschrittenen Höhepunkt des iPhone-Erfolgs - war bereits die Rede. Dabei ist Apple weitgehend abhängig von seinen Smartphones, die fast zwei Drittel zum Umsatz und noch mehr zum Gewinn des Konzerns beisteuern. Die Lücke, die Samsung nun auf dem Markt hinterlässt, bietet Apple eine unerwartete Chance.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen