Wirtschaft

Schweden-Bank zieht die Notbremse Nordea stoppt Ankauf von VW-Aktien

Sechs Monate Aktiensperre: Nordea-Händler müssen auf die VW-Aktie vorerst verzichten.

Sechs Monate Aktiensperre: Nordea-Händler müssen auf die VW-Aktie vorerst verzichten.

(Foto: dpa)

Die Maßnahme ist ungewöhnlich: In Stockholm dürfen Aktienhändler ab sofort kein Geld mehr in Europas größten Automobilkonzern investieren. Der Schritt belegt, wie schwer der Abgas-Skandal den Ruf von Volkswagen schädigt.

Die schwedische Bank Nordea hat ihren Händlern den Kauf von Volkswagen-Aktien untersagt. Hintergrund ist der VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Dieselmotoren, wie eine Sprecherin der Bank in Stockholm bestätigte. Die Entscheidung sei am Mittwoch gefallen.

Wie lange das Verbot gelten sollte, konnte die Sprecherin nicht sagen. Der schwedischen Zeitung "Dagens Industri" zufolge soll es für sechs Monate aufrechterhalten werden. Ob diese bankinterne Sicherheitsmaßnahme auch für weitere europäische Autobauer gilt, ließen die Berichte offen. Die schwedische Großbank will offenbar abwarten, bis der Skandal ausgestanden ist. Nordea zählt zum Kreis der größten Geldhäuser Europas. Die Bank gilt nach den Maßstäben der Aufsichtsbehörden als systemrelevant.

Empörung unter Investoren

Für VW zeigt sich an dieser Maßnahme, wie schwer der Ruf des Unternehmens unter den manipulierten Abgaswerte leidet. Ohne das Zutrauen von Großanlegern wie Nordea dürfte sich der Spielraum des Konzern mittelfristig erheblich einengen.

Ist die VW-Aktie für sie attraktiv?

Europas größter Autobauer VW hat zuletzt zugegeben, insgesamt elf Millionen Motoren vom Typ EA 189 mit einer Software zur Manipulierung des Schadstoffausstoßes ausgestattet zu haben. Der Skandal brachte eine ganze Industrie ins Zwielicht und leitete auch den Rücktritt von VW-Chef Martin Winterkorn ein.

VW als Konjunktur-Risiko?

An der Börse entwickelt sich der Abgas-Skandal unterdessen zum Dauerbelastungsfaktor für die gesamte europäische Automobilindustrie. Einzelne Stimmen befürchten bereits negative Konsequenzen für die deutsche Wirtschaftskraft. Die deutsche Wirtschaft ist in ihrer Struktur verhältnismäßig stark auf die Erfolge im Automobilbau ausgerichtet. Über das Netz an Zulieferbetrieben steht die Branche in Deutschland für mehrere Hunderttausend Arbeitsplätze.

Die Furcht vor einem Rückschlag für die deutsche Konjunktur durch den Abgas-Skandal bei Volkswagen setzte den europäischen Börsen zuletzt deutlich zu. Genährt wurden diese Spekulationen durch einen Zeitungsbericht über überhöhte Abgaswerte bei BMW-Dieselfahrzeugen.

Die Aktien des Münchener Autobauers brachen daraufhin zeitweise um knapp zehn Prozent ein und rissen den Rivalen Daimler mit. Dessen Papiere verbilligten sich um bis zu sechs Prozent. Dax und Eurostoxx50 verloren jeweils knapp zwei Prozent auf 9433 beziehungsweise 3031 Punkte.

Einem Vorab-Bericht der "Auto-Bild" zufolge hat der BMW X3 bei Straßentests des International Council on Clean Transportation (ICCT) die europäischen Abgas-Grenzwerte um das Elffache überschritten. BMW bezeichnete diese Ergebnisse "weder nachvollziehbar noch erklärbar" und betonte, dass die Steuersoftware der Motoren keine Funktion enthalte, um Abgas-Tests - wie im Fall von VW - auf einem Prüfstand zu erkennen. Daimler äußerte sich ähnlich. Der Wolfsburger Konzern hatte Manipulationen zur Einhaltung von Grenzwerten bei Abgas-Tests zugegeben.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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