Wirtschaft

Milliardenschwere Abschreibungen Nokia-Irrtum reißt Krater in Microsoft-Bilanz

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(Foto: REUTERS)

Nie zuvor hat der US-Softwaregigant Microsoft ein höheres Quartalsminus vermeldet. Neben dem Nokia-Desaster lastet die geringere PC-Nachfrage auf dem Unternehmen. Immerhin: Analysten waren noch pessimistischer.

Baustelle Microsoft: Angesichts drastischer Abschreibungen auf das Handygeschäft und einer schwache Nachfrage nach dem Betriebssystem Windows hat der US-Softwareriese tiefrote Zahlen geschrieben. Im jüngsten Quartal summierte sich der Fehlbetrag auf 3,2 Milliarden Dollar. Nie zuvor hatte der weltgrößte Softwarekonzern einen Dreimonatszeitraum schlechter beendet. Noch vor Jahresfrist hatte Microsoft 4,6 Milliarden Dollar Gewinn eingefahren.

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Der Umsatz fiel um fünf Prozent auf knapp 22,2 Milliarden Dollar. Dabei trugen die Verkäufe von Windows, Office, Datenbanken und anderer Unternehmenssoftware mit 13,5 Milliarden zum Gesamterlös bei. Allerdings war das Spartenplus von 0,2 Prozent das langsamste seit mindestens zwei Jahren. Neben den Abschreibungen lastete auch der starke Dollar auf dem Auslandsgeschäft.

Starke Erlöse zeigten einige Produkte, die vor allem auf Endkunden abzielen. Der Umsatz mit dem Tablet Surface zum Beispiel verdoppelte sich im Vergleich zum Vorjahr auf 888 Millionen Dollar. Die Erlöse mit der Spielkonsole Xbox und Videospielen kletterte um 27 Prozent. Das reichte jedoch nicht, um im Geschäft mit Endkundenprodukten insgesamt für Wachstum zu sorgen, dort ging der Umsatz um 13 Prozent zurück.

Der Verlust je Aktie belief sich auf 0,40 Dollar. Bereinigt um Sonderposten verdiente der Konzern 0,62 Dollar. Analysten hatten hier im Mittel nur einen Gewinn von 0,56 Dollar erwartet.  Und so zeigte sich Konzernchef Satya Nadella zufrieden: "Ich bin stolz auf unsere Ergebnisse", sagte er in einer Analystenkonferenz.

Tausende Stellen fallen weg

Bei Tablets und Smartphones hinkt Microsoft Konkurrenten wie Samsung und Apple hinterher. Das spiegelt sich in massiven Wertberichtigungen wider, die sich insgesamt auf 7,5 Milliarden Dollar summierten. Zusammen mit anderen Sonderaufwendungen wurde das Quartalsergebnis sogar mit 8,4 Milliarden Dollar belastet.

Vor etwa zwei Wochen erst hatte Microsoft einräumen müssen, dass der insgesamt fast 9,5 Milliarden Dollar teure Zukauf sich zu einem großen Debakel entwickelt hat. Mit Nokia-Smartphones wollte der Konzern Apple und Samsung angreifen. Doch die Geräte blieben ein Ladenhüter. Erst Anfang Juli hatte Microsoft den Abbau von zusätzlich 7800 Stellen angekündigt. Vor allem das Telefon-Hardware-Geschäft ist betroffen.

Nadella muss hinter Ballmer aufräumen

Der Nokia-Kauf war die letzte große Entscheidung von Ex-Microsoft-Chef Steve Ballmer. Unter Nachfolger Satya Nadella konzentriert sich Microsoft verstärkt auf Software und Cloud Computing, also die Datenspeicherung auf externen Servern. Der Umsatz in dieser Sparte verdoppelte sich in etwa. Im Cloud-Geschäft konkurriert Microsoft unter anderem mit SAP, IBM und Amazon.

Mit dem Betriebssystem Windows nahm Microsoft ein Fünftel weniger ein als im Vorjahr. Die neueste Version Windows 10 soll noch im Juli auf den Markt kommen und neue Kunden anlocken. Microsoft war früher mit seinem Windows-Programm unangefochtener Marktführer, das Betriebssystem läuft auf neun von zehn Computern. Angesichts des Siegeszugs von Smartphones und Tablets werden jedoch weniger herkömmliche PCs verkauft.

Erstmals in der Firmengeschichte dürfen Microsoft-Kunden ihre PCs kostenlos mit dem neuen Betriebssystem aktualisieren. Um den dadurch entgehenden Umsatz zu kompensieren, setzt der Konzern auf zusätzliche Angebote wie PC-Spiele und Office-Programme, die die Kunden kaufen sollen. Es wird ein Test für Microsoft, denn bislang hatte das Unternehmen keinen großen Erfolg damit, PC-Nutzern zusätzliche Programme zu verkaufen.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa

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