Wirtschaft

Historische Rally Nikkei nimmt 21-Jahres-Hoch ins Visier

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(Foto: REUTERS)

Die angesetzten Neuwahlen in Japan dürften den jüngsten Aufschwung nicht gefährden, da sich zuletzt auch das Umfeld für die Wirtschaft verbessert hat - ein weiterer Schub für den Aktienmarkt?

Auf ein Zwei-Jahres-Hoch ist der Nikkei 225 geklettert. "Für Rückenwind hat zuletzt der gegenüber dem Dollar deutlich sinkende Yen gesorgt, wodurch sich die Perspektiven für die exportabhängigen japanischen Unternehmen aufhellen", sagt Klaus Bauknecht, Chef-Volkswirt der IKB Deutsche Industriebank. Daher waren zuletzt die Aktien, wie von Toyota und Honda, gefragt, die einen Großteil ihres Umsatzes im Ausland machen. Ein schwächerer Yen käme zudem vielen anderen Unternehmen, wie dem Kamerahersteller Canon, sowie den Elektronikfirmen Sony und Panasonic zugute.

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Für den Rückgang des Yen ist die Erwartung der Investoren verantwortlich, dass US-Präsident Donald Trump bis zum Jahresende eine Steuerreform durch den Kongress bringen könnte und die US-Wirtschaft dadurch Rückenwind bekommt, was für steigende US-Renditen sprechen würde. Diese Aussicht schiebt den Nikkei zusätzlich an, denn eine stärkere amerikanische Wirtschaft fragt üblicherweise mehr Güter aus dem Ausland nach, etwa aus Japan, China oder Deutschland.

Volkswirte gehen daher davon aus, dass das im September beendete Quartal weiter gewachsen ist – das wäre das siebte Quartal in Folge mit Wachstum und damit der beste Wert seit 2001. Bei vielen Japanern kommt der Aufschwung aber kaum an, weil sich die Unternehmen trotz einer Arbeitslosenquote von lediglich 2,8 Prozent mit Lohnerhöhungen zurückhalten. Abzüglich der gestiegenen Inflation verbuchen die Arbeitnehmer seit etlichen Monaten sogar reale Einkommensverluste.

Die Politik von Ministerpräsident Shinzo Abe, der mit einem schwachen Yen und massiven staatlichen Konjunkturprogrammen versucht, die Wirtschaft anzukurbeln, stößt bei vielen Japanern zusehends auf Ablehnung. Allerdings heißen sie Abes Handeln in der Nordkorea-Krise gut, weshalb seine Zustimmungswerte zuletzt um acht Prozentpunkte auf 50 Prozent nach oben geschnellt waren. Er hat daher die Gelegenheit beim Schopf gepackt, um für den 22. Oktober vorgezogene Neuwahlen anzusetzen. Damit will er sich die Zustimmung der Wähler sichern, um den eingeschlagenen Kurs fortsetzen zu können.

ETF-Käufe treiben den Aktienmarkt nach oben

Obwohl der sinkende Yen den japanischen Aktienmarkt zuletzt beflügelt hat, dürfte hauptsächlich ein anderer Faktor für den Anstieg des Aktienmarkts verantwortlich sein: die massiven Käufe von Aktien-ETFs auf den marktbreiten Topix Index durch die japanische Notenbank. Sie hat im Juni 2016 das Volumen auf eine Jahresrate von sechs Billionen Yen (53,2 Milliarden Dollar) verdoppelt und besaß daher zuletzt ETFs von umgerechnet rund 140 Milliarden Dollar. Das sind horrende 75 Prozent der japanischen Aktien-ETFs, womit die Notenbank den Markt enorm verzerrt.

Damit gehören der Notenbank 2,5 Prozent des Börsenwerts des gesamten japanischen Aktienmarkts. Mit ihren massiven ETF-Käufen hat die Notenbank die Volatilität, gemessen am Nikkei Volatility Index, auf ein historisch niedriges Niveau gedrückt. "Damit haben wir in den USA, Europa und Japan ein ähnlich tiefes Volatilitätsumfeld", erläutert Stefano Angioni, Derivate-Experte bei der Société Générale. "Bei niedrigen Volatilitätsbewertungen sind Optionsscheine relativ gesehen günstig bewertet und werden oft auch als längerfristiges Investment eingesetzt", ergänzt Angioni.

Das Zwei-Jahres-Hoch beim Nikkei könnte nur eine kurze Zwischenstation sein. Sollte der Yen wegen der Hoffnung auf eine US-Steuerreform unter Druck bleiben, besteht weiteres Kurspotenzial, zumal die japanische Notenbank weiter kräftig den "Kaufen"-Knopf drücken dürfte. Der Nikkei könnte daher schon sehr bald die Marke von 20.950 Punkten überschreiten, womit er das höchste Niveau seit 1996 erreichen würde.

Quelle: ntv.de

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