Wirtschaft

Milliarden Dollar pulverisiert Mysteriöser Kurseinbruch bei Hanergy

Hanergy-Chef Li Hejun war bis Mitte der Woche der reichste Chinese. Dann verlor er in knapp einer halben Stunde umgerechnet 20 Milliarden Dollar. Grund war der Kurssturz seiner Solaraktie Hanergy Thin Film Power. Offenbar gab es ein "Mutter-Tochter-Problem".

Ein Messestand von Hanergy auf der Clean Energy Expo Anfang April in Peking.

Ein Messestand von Hanergy auf der Clean Energy Expo Anfang April in Peking.

(Foto: REUTERS)

Der mysteriöse Kurseinbruch von fast 47 Prozent bei den Aktien von Hanergy Thin Film Power am Mittwoch in Hongkong sorgt für Aufregung und Spekulationen. Inzwischen kommen immer mehr Hintergründe ans Licht: Demnach hat die Hanergy-Mutter, der chinesische Solarzellenhersteller Hanergy Holding Group, offenbar Bankkredite nicht zurückgezahlt. Wie Caixin Online in ihrer englischen Ausgabe unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise schrieb, nutzte Hanergy Aktien seiner börsennotierten Tochter als Sicherheit, um Kredite aufzunehmen, konnte dann aber nicht alle zurückzahlen. Die Aktienverkäufe eskalierten demnach, als die Gläubiger in den Verhandlungen mit dem Unternehmen über eine Tilgung nicht vorankamen.

Hanergy habe sich in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres Kredite von der Jinzhou Bank gesichert, nachdem die Bank dem Unternehmen eine Kreditlinie in Höhe von 8 Milliarden Yuan (umgerechnet rund 1,2 Milliarden Euro) gewährt habe, zitierte Caixin Online andere unternehmensnahe Quellen. Bereits im Januar 2014 habe Hanergy eine Vereinbarung mit der China Minsheng Bank und einem von ihr geführten Kreditkonsortium erreicht, dem weltgrößten Dünnschicht-Solarzellenhersteller Kredite von 20 Milliarden Yuan einzuräumen.

Ein Manager von Minsheng sagte laut Caixin Online, die Bank habe Hanergy keine Kredite gewährt: Nach eingehender Prüfung sei man zu dem Schluss gekommen, dass die Abhängigkeit von Mutter und Tochter angesichts der Vielzahl interner Transaktionen zu hoch sei.

Bewusst hohes Risiko eingegangen

Hanergy-Chairman Li Hejun, vor dem Kursdebakel reichster Mann Chinas, hatte in einem früheren Interview erklärt, verbundene Transaktionen machten 62 Prozent des börsennotierten Geschäfts aus, und versprochen, dieses Volumen im Jahresverlauf zu reduzieren. Lis Vermögen, zu dem 31,25 Milliarden Hanergy-Aktien gehören, wurde vom Magazin Hurun Report im Februar auf 165 Milliarden Yuan geschätzt. Am Mittwoch verlor er innerhalb von 24 Minuten umgerechnet 20 Milliarden Dollar. Damit ist er "nur" noch der viertreichster Chinese.

Hanergy hat sich zu dem Kursrutsch nicht geäußert. Der Absturz setzte kurz nach Beginn einer Jahreshauptversammlung ein. Li nahm an dem Treffen nicht teil. Li war, wie Hanergy mittielte, in Peking zur Eröffnung eines firmeneigenen Ausstellungszentrums. Vize-Chairman Frank Dai Mingfang soll die Versammlung nach Erhalt eines Telefonanrufs überstürzt verlassen haben.

Analysten hatten zuvor gewarnt, dass Hanergy-Aktien wegen der verbundenen Transaktionen mit Risiken verbunden seien, eine Praxis, die in Vorwürfen der Marktmanipulation enden kann. Tatsächlich löste der Kursrutsch Spekulationen aus, wonach das Unternehmen wegen Marktmanipulation von der Hongkonger Wertpapieraufsichtsbehörde untersucht wird, wie Caixin Online schrieb. Doch weder sie noch die Hongkonger Börse nahmen bislang Stellung zu den Gerüchten.

Der Kurs von Hanergy Thin Film Power war am Mittwoch in den ersten 70 Minuten nach dem Handelsstart bei hohen Umsätzen von 175 Millionen Aktien von 7,37 Hongkong-Dollar auf 3,91 eingebrochen, wobei der stärkste Kursrutsch in den letzten 25 Minuten erfolgte, bevor die Aktien vom Handel suspendiert wurden.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ

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