Wirtschaft

Jede siebte Stelle fällt weg Munich Re unterzieht Ergo einer Rosskur

Bei Ergo wird kräftig gespart.

Bei Ergo wird kräftig gespart.

(Foto: dpa)

Die Munich Re will ihren Erstversicherer Ergo wieder auf Vordermann bringen. Der Tochterkonzern wird kräftig durchgeschüttelt. Für die Digitalisierung wird Geld in die Hand genommen. Es wird aber auch der Rotstift geschwungen.

Eine Milliarde Euro Investition in die Digitalisierung und 1800 Arbeitsplätze weniger: Die Reise der zur Munich Re gehörenden Ergo geht klar in Richtung schlanker, digitaler Erstversicherer. Im Jahr 2016 dürfte das Ergebnis noch leicht negativ ausfallen, teilte die Munich Re mit. Doch die Rosskur solle Ergo "wieder zu einer starken Ertragssäule" machen, sagte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard. Spätestens ab 2021 erwartet Ergo einen Jahresüberschuss von mehr als 500 Millionen Euro als Beitrag zum Jahresergebnis der Munich Re.

Munich Re
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Bei der Ergo wird alles durchgeschüttelt: Vom Vertrieb über die Produkte bis zur Verwaltung. Die Investitionen fließen insbesondere in die Digitalisierung des Geschäfts. Insgesamt investiert die Ergo bis 2020 einen Betrag von einer Milliarde Euro. Mit der Zusammenlegung von Vertriebsorganisationen und Einsparungen in der Verwaltung plant Ergo, die Kosten bis 2020 um brutto rund 540 Millionen Euro und netto rund 280 Millionen Euro zu senken. Damit verbunden ist der Abbau von rund 1800 Arbeitsplätzen in Deutschland.

Immer mehr soll online laufen

Es gibt zwar auch in Zukunft Mitarbeiter, die mit den Versicherten persönlich sprechen werden. Insgesamt versucht die Ergo aber stärker als bisher so viel möglich online zu erledigen. Für Kunden, die sich jetzt schon mit ihrer Versicherung ausschließlich online beschäftigen, startet Ergo 2017 einen rein digitalen Versicherer, als eigenständiges Unternehmen unter eigener Marke. Erstes Produkt soll eine Kfz-Versicherung sein.

Die Ergo bietet die gesamte Palette von Erstversicherungen an: Von der Lebensversicherung bis hin zu Schaden-Unfall, Kranken- und Rechtsschutz. Aber insbesondere das Geschäft mit den Lebensversicherungen ist stark unter Druck geraten. Die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank erschwert das Geschäft enorm.

Aufseher haben Lebensversicherer besonders im Blick

Entsprechend vorsichtig ist Aufsicht. Die Bafin legt für Lebensversicherungen nur bis 2018 die Hand ins Feuer, wie der zuständige Exekutivdirektor, Frank Grund, dem Wall Street Journal sagte. Während der Branchenverband GDV sich auf die Versicherungsaufsicht EIOPA beruft und damit rechnet, dass Lebensversicherer noch mindestens eine Dekade über ausreichende Eigenmittel verfügen, sieht das Grund inzwischen vorsichtiger. "Versicherer über einen Zeitraum von acht bis elf Jahren als sicher zu bezeichnen, halte ich für mutig", sagte er.

Die EIOPA macht sich aktuell ein Bild von der Lage. Sie hat jüngst den Startschuss für einen neuen Stresstest gegeben. Dabei handelt es sich nicht um eine Übung, bei der die Versicherer bestehen oder durchfallen können. Vielmehr ist es das Ziel, Schwachstellen in dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld festzustellen. Bis Mitte Juli können die Versicherer die Antworten an die nationalen Versicherer geben. Die Ergebnisse sollen dann im Dezember dieses Jahres anonymisiert veröffentlicht werden.

Quelle: ntv.de, wne/DJ

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