Wirtschaft

Rubel erholt sich Moskaus Börse kämpft sich zurück

Schlägt in der Ukraine-Krise moderatere Töne an: Russlands Präsident Wladimir Putin.

Schlägt in der Ukraine-Krise moderatere Töne an: Russlands Präsident Wladimir Putin.

(Foto: AP)

Die Ukraine-Krise ist nicht beigelegt, und die EU könnte ihre Sanktionen gegen Russland ausweiten. Doch davon lassen sich weder der Moskauer Aktienmarkt noch der Rubel beeindrucken.

Der russische Aktienmarkt hat die Ukraine-Krise (fast) abgehakt: Nachdem der Micex Index, der die 50 größten Aktien des Landes enthält, kurz vor dem Referendum auf der Krim am 16. März eingebrochen war, hat er seitdem um deutlich mehr als 20 Prozent zugelegt. Derzeit notiert er in der Nähe des 52-Wochen-Hochs aus dem Oktober 2013. Die Empfehlung vom 18. März 2014 von Jay Carney, dem damaligen Pressesekretär der Vereinigten Staaten, russische Aktien zu verkaufen, hat sich damit als völlig falsche Empfehlung herausgestellt. Der Kursanstieg ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass zuletzt etliche Firmen Dividenden gezahlt haben - und sich die Aktien trotzdem stabilisieren.

Die Rally am Aktienmarkt hat allerdings nur wenig mit einer guten Entwicklung der russischen Wirtschaft zu tun. Sie schwächelt vielmehr, vor allem wegen der Sanktionen der EU. Das Volumen an Übernahmen und Zusammenschlüssen von Unternehmen ist in Russland im ersten Halbjahr auf umgerechnet 16,6 Mrd. Dollar gesunken. Das ist ein Vier-Jahres-Tief und ein Rückgang um fast 40 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2013. Im ersten Quartal dieses Jahres war die Wirtschaft um lediglich 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gewachsen.

Die Notenbank prognostiziert für das Gesamtjahr sogar nur ein Plus von 0,4 Prozent. Das wäre das niedrigste Wachstum seit 2009. Das staatliche Privatisierungsprogramm im Volumen von einer Billion Rubel (29 Milliarden Dollar), bei dem unter anderem Papiere der Telekomfirma Rostelecom verkauft werden sollen, ist ins Stocken geraten. Immerhin war es den Kreditinstituten Alfa Bank, Sberbank und Gazprombank im Juni gelungen, Euro-Anleihen zu platzieren. Das war die erste Emission von Anleihen in ausländischer Währung seit der Annektierung der Krim im März. Ebenso wie der Aktienmarkt hat sich der Rubel seit Mitte März kräftig erholt, von 51 Rubel je Euro auf nunmehr 46,50 Rubel.

Gazprom tritt auf die Bremse

Das russische Finanzministerium hat zuletzt angekündigt, dass es für das Jahr 2016 mit deutlich geringeren Dividendenzahlungen von staatlich kontrollierten Firmen, wie Gazprom und Rosneftegaz, rechnet als ursprünglich geplant, weil die Unternehmen bei den Ausschüttungen auf die Bremse treten. Der weltgrößte Gasproduzent Gazprom will in den nächsten zehn Jahren 55 Milliarden Dollar investieren, beispielsweise in eine Gaspipeline nach China und in die Erschließung von Feldern im Osten Sibiriens. Zudem muss das 22 Milliarden Dollar teure South-Stream-Pipeline-Projekt finanziert werden, mit dem Gas über Bulgarien in die Europäische Union transportiert werden soll. Damit will Russland die Abhängigkeit von der Ukraine als Transitland für den Rohstoff verringern. Russland besitzt einen direkten Anteil von 38,4 Prozent an Gazprom.

Nach der Rally ist der Micex mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 5,5 bewertet. Damit sind russische Aktien die günstigsten aus dem Bereich der Emerging Markets. Allerdings lag das KGV für den Micex vor der Annektierung der Krim bei lediglich 5,3. Und die politischen Risiken sind heute nicht geringer als damals. Wenn Investoren jedoch weiter kräftig bei Aktien aus den Emerging Markets zugreifen sollten, könnte auch der Micex seine Klettertour fortsetzen. "Die russischen Aktien werden von der anhaltenden Rally bei Emerging-Markets-Papieren mit nach oben gezogen", sagt Joseph Dayan, Analyst bei BCS Financial Group in London. Ein Risiko bleibt jedoch weiterhin bestehen: Falls Russland in den Osten der Ukraine einmarschieren sollte, könnte sich die Stimmung für russische Aktien merklich eintrüben. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit hierfür derzeit gering.

Quelle: ntv.de

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