Wirtschaft

Keine Big Macs mehr Moskau erklärt den Burger-Krieg

Eine McDonald's-Filiale in St. Petersburg.

Eine McDonald's-Filiale in St. Petersburg.

(Foto: imago/Russian Look)

Der Schritt hat es in sich: In Moskau müssen McDonald's-Filialen vorübergehend schließen. Das ist nicht nur ein starker symbolischer Schritt, dahinter steckt mehr.

Wie sich die Zeiten ändern. Am 31. Januar 1990 stehen im Herzen Moskaus 30.000 Menschen Schlange und warten stundenlang, um am Puschkin-Platz bei McDonald's einen Burger zu ergattern. An diesem Tag hatte die Fast-Food-Kette ihre erste Filiale in Russland eröffnet. Im Juni schaute Boris Jelzin vorbei, bald darauf pfiffen die Scorpions "Wind of change".

McDonald's
McDonald's 260,30

An einem warmen Augustmorgen im Jahre 2014 rütteln Russen an den verschlossenen Glastüren. Dann bemerken sie das einfache Siegel der Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor. "Sie kommen wohl nicht von hier?", ruft ihnen ein Rentner zu. Vier Filialen der US-Kette hat die Lebensmittelaufsicht vorübergehend geschlossen - offiziell aus hygienischen Gründen.

Jeder, der schon einmal Toiletten in Krankenhäusern der russischen Provinz gesehen hat, kann sich denken, dass diese Erklärung nur vorgeschoben ist. Der Schritt ist vielmehr eine Antwort auf die vom Westen verhängten Sanktionen. Das sieht der Rentner auch so: "Was soll man machen? Wir haben Krieg." Hygiene- und Sicherheitsüberprüfungen sind in Russland ein beliebtes Mittel der Bürokratie, um Druck auszuüben. Sie sind nun auch ein Instrument der Außenpolitik. So hatte die Regierung schon vor den weitgehenden Einfuhr-Beschränkungen für Produkte aus den USA und der Europäischen Union zahlreiche Importverbote für westliche Produkte erlassen, diese aber stets mit Gesundheitsbedenken begründet und eine Verbindung zu den Finanz- und Handelssanktionen bestritten.

Dass der Kreml jetzt auf McDonald's zielt, hat in erster Linie mit der Symbolkraft des Konzerns zu tun. Die Fast-Food-Kette steht wie Coca-Cola für die US-amerikanische Lebensart. Der Schritt hängt wohl auch damit zusammen, dass der Konzern seine Filialen auf der Krim schloss, nachdem sich Russland die Schwarzmeerhalbinsel einverleibt hatte.

Der Rechtspopulist Wladimir Schirinowski forderte daraufhin, McDonald's aus Russland zu verbannen. "Es ist sehr gut, dass McDonald's seine Lokale auf der Krim geschlossen hat", zitiert die russische Agentur Ria Novosti den Vorsitzenden der Liberaldemokratischen Partei (LDPR). McDonald's solle so "schnell wie nur möglich abhauen".

So weit ist es allerdings noch nicht. Doch vor dem Hintergrund der Spannungen angesichts des Ukraine-Konflikts soll nun jede der mehr als 400 Filialen im ganzen Land kontrolliert werden. Für McDonald's ist das nicht nur aus Image-Gründen unangenehm. Russland ist einer der wichtigsten Auslandsmärkte des Konzerns, dort beschäftigt er etwa 37.000 Menschen. Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei umgerechnet 1,3 Milliarden Euro. Täglich essen eine Million Menschen in russischen McDonald's-Niederlassungen. Die Filiale am Puschkin-Platz ist die bestbesuchte der Welt, hier arbeiten 300 Menschen.

In Russland betreibt der Konzern im Gegensatz zu anderen Ländern seine Filialen selbst und nicht im Franchise-System. Die Zutaten für seine Produkte bezieht das Unternehmen fast ausschließlich von einheimischen Herstellern.

Jack Daniels ist an der Reihe

Die russische Lebensmittelaufsicht hatte bereits Ende Juli mehrere Produkte von McDonald's beanstandet und angekündigt, sie werde den Verkauf verbieten. Den Behördenangaben zufolge wurden damals bei Kontrollen in McDonald's-Filialen in der Stadt Weliki Nowgorod Bakterien in einem Salat und mehreren Sandwiches gefunden. Außerdem hätten bei mehreren Produkten, etwa dem Cheeseburger, die Nährwertangaben nicht mit der Realität übereingestimmt. McDonald's teilte mit, es prüfe die Beschwerden der Lebensmittelaufsicht. Oberste Priorität des Unternehmens seien "sichere Qualitätsprodukte".

Bei der - vorübergehenden - Schließung geht es allerdings um mehr als um bloße Symbolpolitik. Im April hatte Präsident Wladimir Putin konstatiert, dass Russland eine eigene Fast-Food-Kette brauche. Sie solle eine Alternative zu McDonald's werden und traditionelle Gerichte aus verschiedenen Regionen Russlands anbieten. Mit dem Einfuhrstopp für westliche Lebensmittel verfolgt er ein ähnliches Ziel: Es geht darum, ausländische Produkte durch einheimische zu ersetzen.

Burger King scheint derweil nicht in Gefahr. Das liegt wohl daran, dass das russische Geschäft zur Hälfte der staatlichen Bank VTB gehört - dem zweitgrößten Geldinstitut des Landes. Dafür haben die russischen Behörden mit Jack Daniels das nächste US-Unternehmen im Visier. Der Vorwurf: Der Whiskey enthalte eine Substanz, die auch für Insektengift verwendet werde.

Quelle: ntv.de, mit DJ/AFP

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