Wirtschaft

Zeitenwende im EU-Agrarmarkt Moody's droht Südzucker

Zuckerrübenanbau in Deutschland: Was passiert, wenn die EU-Subventionen wegfallen?

Zuckerrübenanbau in Deutschland: Was passiert, wenn die EU-Subventionen wegfallen?

Am Himmel über der europäischen Zuckerrübe ziehen dunkle Wolken auf. Weil Brüssel mittelfristig den Markt für Rohrzucker aus Übersee öffnen will, verdüstern sich die Perspektiven. Der bisherige Marktführer muss um sein Rating fürchten.

Die neuen Gewinnaussichten von Europas größtem Zuckerkonzern Südzucker alarmieren die Analysten der Ratingagentur Moody's: Die Bonitätswächter nehmen die geplante Liberalisierung des europäischen Zuckermarkts zum Anlass, um die Kreditwürdigkeit des Mannheimer Unternehmens auf den Prüfstand zu stellen.

Zur Debatte steht eine Herabstufung des "Baa1"-Ratings für die Verbindlichkeiten des MDax-Konzerns. Ob es zu diesem sogenannten "Downgrade" wirklich kommt, hänge unter anderem davon ab, wie erfolgreich das Unternehmen die geplanten Kostensenkungen umsetzen könne, teilte Moody's mit. Außerdem müsse berücksichtigt werden, wie Südzucker langfristig mit der Liberalisierung des Zuckermarkts in der EU zurechtkomme.

"Baa1" ist die achtbeste Note auf der 20-stufigen Rating-Skala von Moody's. Eine Herabstufung hätte erhebliche Auswirkungen. Das Unternehmen müsste unter Umständen mit deutlichen Mehrkosten bei der Fremdkapitalaufnahme rechnen.

Südzucker hatte in der vergangenen Woche gewarnt, dass der operative Gewinn im neuen Geschäftsjahr auf 200 Millionen Euro einbrechen dürfte. Schon 2013/14 (per Ende Februar) war das operative Ergebnis um fast ein Drittel auf 658 Millionen Euro geschrumpft. Der Umsatz werde 2014/15 auf 7,0 Milliarden von 7,7 Milliarden Euro zurückgehen, hieß es in der Prognose.

Europa öffnet den Zuckermarkt

Die Öffnung des europäischen Zuckermarkts dürfte die geschäftlichen Rahmenbedingungen heimischer Zuckerproduzenten grundlegend verändern. In Europa wird Zucker in der Regel unter vergleichsweise ungünstigen klimatischen Bedingungen aus dem Anbau der Zuckerrübe gewonnen. Konkurrenz durch Rohrzucker aus Anbauländern in der Karibik, Asien, Afrika oder Südamerika müssen die europäischen Rübenbauern dabei bislang nicht fürchten - obwohl der Rübenanbau zum Beispiel in Deutschland oder Frankreich sehr viel mehr Aufwand erfordert als etwa der Rohrzuckeranbau in Brasilien.

Noch schützt die gemeinsame Agrarpolitik der EU die europäische Zuckerindustrie durch Quoten, Importschranken und umfangreiche Subventionen vor dem sehr viel günstigeren Zuckerangeboten des Weltmarkts. Ziel der seit den 1960er Jahren bestehenden Zuckerpolitik war es, die Versorgung der Bevölkerung mit Zucker unabhängig von geopolitischen Einflussfaktoren am Weltmarkt zu gewährleisten.

Die ursprünglichen Argumente für diese Abschottung sind historisch längst überholt. Kritikern zufolge könnte Europa sogar sehr viel Geld in der Entwicklungshilfe einsparen, wenn sie EU-Absatzmarkt für die Hersteller in den klassischen Zuckerrohr-Anbauländern öffnen würde.

Diese Öffnung liegt nicht mehr in allzu ferner Zukunft: Brüssel wird der bisherigen Beschlusslage zufolge das bestehende Quotensystem ab Herbst 2017 abschaffen. Dabei dürften voraussichtlich auch die bislang garantierten Mindestpreise für Zuckerrüben wegfallen - eine Entscheidung, auf die sich der europäische Zuckermarkt samt seiner Rohstofflieferanten frühzeitig ausrichten muss.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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