Wirtschaft

Eingriff des Staates möglich Monte dei Paschi kämpft ums Überleben

Monte dei Paschi di Siena gilt als älteste noch existierende Bank der Welt.

Monte dei Paschi di Siena gilt als älteste noch existierende Bank der Welt.

(Foto: REUTERS)

Sie gilt als älteste noch existierende Bank der Welt: Monte dei Paschi. Die Zukunft ist allerdings ungewiss. Das Kreditinstitut braucht mehr Zeit für einen Rettungsplan. Doch die EZB scheint sich zu sperren - nun könnte der italienische Staat eingreifen.

Die italienische Krisenbank Monte dei Paschi die Siena (MPS) will ihren milliardenschweren Rettungsplan vorantreiben. Das Geldhaus habe von der Europäischen Zentralbank (EZB) bislang keine Reaktion auf die Bitte um einen Aufschub für die Kapitalmaßnahmen erhalten, teilte das Finanzinstitut mit. Der Verwaltungsrat wolle seine Beratungen am Sonntagnachmittag wieder aufnehmen.

Die EZB lehnt es aber Insidern zufolge ab, dem Institut aus der Toskana mehr Zeit für die Suche nach frischem Geld zu geben. Die EZB wollte die Berichte nicht kommentieren. An der Mailänder Börse stürzten Monte-Paschi-Aktien zum Wochenschluss um mehr als 14 Prozent ab. Die Aktien wurden nach starken Kursverlusten mehrfach vom Handel ausgesetzt.

Eingriff des Staates möglich

Potenzielle Investoren dringen darauf, der Bank mehr Zeit zu geben. Stimmt die EZB dagegen, wächst der Druck auf die Regierung, in die Bresche zu springen und das drittgrößte Kreditinstitut des Landes selbst zu retten. Erschwert wird die Suche nach einer raschen Lösung durch den Rücktritt von Ministerpräsident Matteo Renzi, der nach der klaren Niederlage beim Verfassungsreferendum nur noch geschäftsführend im Amt ist.

Monte dei Paschi hat wegen der Regierungskrise in Rom um eine Fristverlängerung bis zum 20. Januar gebeten. Denn mehrere Investmentbanken halten den Fahrplan für die Rettung ebenfalls für zu knapp bemessen. Er sei bis zum Jahresende wohl nicht umsetzbar, sagten Insider. Auch mangele es an Investoren. Ein Konsortium von Investmentbanken muss darüber entscheiden, ob es bei der angedachten Kapitalerhöhung in Höhe von fünf Milliarden Euro mitmachen will. Damit sollen Verluste bei der Auslagerung von faulen Krediten im Umfang von 28 Milliarden Euro an den Rettungsfonds Atlante abgedeckt werden.

Ein Eingreifen des Staates könnte nun sehr schnell erfolgen. Dies sei innerhalb von Tagen denkbar, verlautete aus Kreisen der Finanzbranche und Regierung. Demnach traf sich Monte-Paschi-Chef Marco Morelli mit Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan sowie Vertretern der Investmentbanken JPMorgan und Mediobanca. Monte dei Paschi ächzt als Folge der jahrelangen Wirtschaftsflaute unter einem Milliardenberg fauler Kredite und braucht dringend frisches Kapital.

Auch UniCredit unter Druck

Möglich ist jetzt eine Teilverstaatlichung. Spielraum für eine solche Lösung gibt es: Die Verordnungen der EU lassen prinzipiell eine "vorsorgliche Rekapitalisierung" einer Bank durch den Staat zu, um eine drohende Schieflage abzuwenden. Insidern zufolge könnte das Finanzministerium in Rom Nachrang-Anleihen von etwa 40.000 Kleinanlegern aufkaufen und diese Bonds dann in Aktien umwandeln. Damit würde der Staatsanteil an der Bank von derzeit vier auf bis zu 40 Prozent steigen. Bis zum Wochenende sei eine solche Transaktion - insgesamt zwei Milliarden Euro schwer - durchaus möglich, hatte es zuletzt geheißen.

In diesem schwierigen Umfeld wird sich wohl auch Italiens Branchenprimus UniCredit aus der Deckung wagen. Nächste Woche könnte die Mutter der Münchner HypoVereinsbank die lange erwartete Kapitalerhöhung bekanntgeben. Ein Volumen von bis zu 13 Milliarden Euro ist Insidern zufolge im Gespräch. Damit könnte das Geldhaus Bedenken über ihre Kapitalausstattung ausräumen. Auch UniCredit hat viele faule Kredite in den Büchern und macht verglichen mit europäischen Rivalen wenig Gewinn.

Quelle: ntv.de, mli/rts/dpa

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