Wirtschaft

Umstrittene Übernahme Monsanto lehnt erhöhte Bayer-Offerte ab

Zwei Milliarden hat Bayer nachgelegt, um Monsanto doch noch von sich zu überzeugen. Doch der US-Saatgutriese gibt sich auch mit der aufgestockten Übernahmeofferte nicht zufrieden - und schlägt das Angebot als "finanziell unangemessen" aus.

Der Milliardenpoker von Bayer und Monsanto geht weiter: Der US-Saatguthersteller hält auch das erhöhte milliardenschwere Übernahmeangebot des deutschen Pharma- und Agrarchemiekonzerns für zu niedrig. Die Offerte reiche finanziell nicht aus, um ein Geschäft sicherzustellen, teilte Monsanto in St. Louis mit. Monsanto bleibe aber offen für Gespräche mit dem Leverkusener Konzern sowie anderen Parteien, hieß es.

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Bayer zeigte sich am Abend von der erneuten Monsanto-Abfuhr enttäuscht. Die Offerte an die Aktionäre von Monsanto entspreche einem Aufschlag von 40 Prozent zum Monsanto-Schlusskurs vor der Offerte, bekräftigten die Leverkusener. Das angepasste Angebot sei eine überzeugende Gelegenheit für eine sofortige und sichere Wertsteigerung für Monsanto-Aktionäre, insbesondere vor dem Hintergrund der zuletzt schwachen Geschäftsentwicklung und des reduzierten mittelfristigen Ausblicks von Monsanto. Doch auch Bayer gab sich gespächsbereit: Bayer sehe einer Fortsetzung des Dialogs unter einer angemessenen Vertraulichkeitsvereinbarung entgegen, die den Zugang zu weiteren Informationen ermögliche, hieß es am Abend.

Bayer hatte seine Offerte in der vergangenen Woche von 122 auf 125 US-Dollar je Aktie leicht angehoben. Die Rekord-Offerte erhöhte sich damit von 62 Milliarden auf insgesamt rund 64 Milliarden Dollar. Am Markt wird davon ausgegangen, dass die Deutschen die Amerikaner auf diese Weise dazu bewegen wollten, Einblick in die Bücher zu gewähren. Das würde es Bayer erleichtern, sich ein genaues Bild vom Wert des US-Konzerns zu machen. Analysten gehen davon aus, dass sich die Türen wohl ab rund 130 Dollar öffnen könnten.

Aufstieg zur weltweiten Nummer eins

Bayers Ursprungsangebot lag bei insgesamt 62 Milliarden Dollar inklusive der Schulden von Monsanto. Bayer bietet Monsanto darüber hinaus eine sogenannte Aufhebungszahlung von 1,5 Milliarden Dollar an, falls die Kartellfreigaben nicht erteilt werden sollten. Die Aufstockung war laut Bayer möglich geworden, nachdem der Konzern in vertraulichen Gesprächen mit Monsanto zusätzliche Informationen erhalten habe, hieß es am vergangenen Donnerstag. Bayer habe die feste Absicht, diese Transaktion abzuschließen, hieß es damals.

Die Leverkusener hatten im Mai überraschend die geplante Übernahme des Saatgutspezialisten aus den USA angekündigt. Der deutsche Konzern würde durch den Rekord-Zusammenschluss zur weltweiten Nummer eins im Agrarchemiegeschäft aufsteigen. Dennoch war der Deal von Anfang an umstritten: Monsanto steht in Europa seit Jahren wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte in der Kritik. Dem US-Hersteller von genmanipuliertem Saatgut wird unter anderem ruppiges Verhalten im Umgang mit seinen Kunden vorgeworfen. Außerdem vertreibt Monsanto den Unkrautvernichter Glyphosat. Dieser steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Monsanto vermarktet Glyphosat unter dem Namen Roundup. Vor kurzem hatte die EU-Kommission die Europa-Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters um bis zu 18 Monate verlängert.

Monsanto hatte Kreisen zufolge erst vor Kurzem Gespräche mit dem Bayer-Konkurrenten BASF über eine Kombination der jeweiligen Agrarchemie-Sparten wieder aufgenommen. Die Amerikaner prüften verschiedene Transaktionen einschließlich der Übernahme des BASF-Geschäfts mit Lösungen für die Agrarwirtschaft, hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg vor rund einer Woche unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet.

In der Branche ist generell viel in Bewegung: So will etwa der chinesische Chemiekonzern ChemChina den schweizerischen Agrarchemie-Anbieter Syngenta für 43 Milliarden Dollar schlucken. Auch die US-Konkurrenten Dow Chemical und Dupont wollen zusammengehen. Sie würden damit erst einmal den Branchenprimus BASF vom Thron stoßen. Allerdings wollen sich die beiden US-Konzerne nach der geplanten Fusion in drei börsennotierte Unternehmen aufspalten.

Quelle: ntv.de, dsi/dpa

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