Wirtschaft

Kontroverse Pläne gegen China-Deals Ministerium prüft Aixtron-Übernahme

Das Management sieht Aixtron keineswegs als Opfer, sondern wirbt nachdrücklich für das Übernahmeangebot aus China.

Das Management sieht Aixtron keineswegs als Opfer, sondern wirbt nachdrücklich für das Übernahmeangebot aus China.

Der Kauf des Tech-Unternehmens Aixtron durch den chinesischen Investor FGC schien bereits perfekt zu sein. Doch nun grätscht das Wirtschaftsministerium nicht nur in diesen Deal hinein. Unterstützung bekommt die Regierung dafür aus Brüssel.

Die Übernahme und erhoffte Rettung des angeschlagenen Chip-Anlagenbauers Aixtron durch einen chinesischen Investor könnte im letzten Moment doch noch scheitern. Wie die Aachener mitteilten, widerrief das Bundeswirtschaftsministerium die am 8. September erteilte Unbedenklichkeitsbescheinigung und will die Übernahmepläne nochmals unter die Lupe nehmen.

Aixtron
Aixtron 22,88

Die Übernahme des Spezialanlagenbauers durch den Investor Fujian Grand Chip Investment (FGC) schien in trockenen Tüchern. Nach einer Reduzierung der Mindestannahmeschwelle auf 50,1 von 60 Prozent hatten die Aktionäre dem Investmentfonds des Geschäftsmanns Zhendong Liu doch rund 60 Prozent ihrer Anteilsscheine zum Kauf angedient.

Aixtron-Chef Martin Goetzeler hatte zuvor längere Zeit nach einem zahlungskräftigen Investor Auschau gehalten, da er mit dessen Hilfe den angeschlagenen Konzern wieder auf Kurs bringen will. Mit der FGC glaubt er, den Retter gefunden zu haben. Er verspricht sich einen besseren Zugang zum chinesischen Markt und das nötige Kapital für Forschung und Entwicklung. Die Chinesen versicherten zudem, Aixtron operativ unangetastet zu lassen.

Oettinger unterstützt Gabriel

Zahlreiche Aixtron-Aktionäre hatten allerdings auf der Hauptversammlung im Frühjahr gegen die Übernahmepläne gewettert. Sie fürchten den Abfluss von Know-how und hielten das Angebot von sechs Euro pro Aktie für zu niedrig.

Die erneute Prüfung des Aixtron-Kaufs erfolgt, nachdem Gabriels Wirtschaftsministerium bereits in der vergangenen Woche einen Plan vorgelegt hatte, der EU-Staaten künftig mehr Handhabe gegen unliebsame Übernahmen aus dem nichteuropäischen Ausland geben soll. Dies soll vor allem dann gelten, wenn wie im Fall Aixtron direkt oder indirekt staatliche Investoren an einem Deal beteiligt sind. Neben Aixtron hatte unter anderem die Übernahme des Roboterherstellers Kuka Sorgen vor einem Ausverkauf deutscher Spitzentechnologie durch chinesische Unternehmen ausgelöst.

Gabriels Pläne sind jedoch umstritten. Während EU-Kommissar Günther Oettinger Zustimmung äußerte, erntete der Minister Widerspruch aus der Wirtschaft. "Ich halte Gabriels Idee für sehr überlegenswert und gut", sagte Oettinger gegenüber "Bloomberg".

Investitionen müssten international "nach den gleichen Spielregeln" erfolgen, so Oettinger. Es gebe "zahlreiche Länder, auch große wie China, bei denen der Zugang zum Markt oder die Übernahmen von Unternehmen erschwert oder faktisch unmöglich ist."

DIHK: keine neuen Hürden!

Der Präsident der deutschen Industrie- und Handelskammer bezweifelt dagegen, dass es überhaupt Anlass für Neuregelungen im Außenwirtschaftsrecht gebe. Es gebe ein krasses Ungleichgewicht zwischen hohen deutschen und niedrigen chinesischen Investitionen im jeweils anderen Land, sagte Schweizer dem "Handelsblatt". Wenn ein Kaufobjekt für die innere Sicherheit wichtig sei, gäben die bestehenden Gesetze der Regierung bereits ausreichend Möglichkeiten einzuschreiten. "Ich warne daher davor, neue Hürden aufzubauen", sagte Schweitzer.

Der Verbandspräsident reist in der kommenden Woche zusammen mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel nach China. Dabei wird auch der europäische Vorwurf unfairer Handelspraktiken der Volksrepublik Thema sein und vermutlich auch chinesische Unternehmenskäufe in Deutschland, etwa die Übernahme des Industrieausrüsters Kuka.

Quelle: ntv.de, rts

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