Wirtschaft

Deutsche Bank rückt Stühle Mehr Macht für Jain

Der Co-Chef Jain hat die Unterstützung von Aufsichtsratschef Achleitner.

Der Co-Chef Jain hat die Unterstützung von Aufsichtsratschef Achleitner.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Deutsche Bank hat die Verantwortlichkeiten im Vorstand neu verteilt. Ein starkes Signal geht von der Entscheidung aus, Co-Chef Jain mehr Verantwortung zu geben. Die Person Fitschen wird offenbar zunehmend kritisch gesehen.

Die Unruhe bei der Deutschen Bank hält an. Das mit Spannung erwartete Aktionärstreffen hat noch nicht begonnen, da krempelt der Konzern zur Umsetzung seiner neuen Strategie die Führungsetage um. Die beiden Bankchefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen bleiben zwar an Bord. Die Führungsposition von Jain wird dabei aber im Unterschied zu der von Fitschen sichtlich gestärkt. Der mächtige Aufsichtsratschef Paul Achleitner stehe hinter Jain, sagte eine Person, die mit den Beratungen im Gremium vertraut ist.

Fitschen werde intern zunehmend kritisch gesehen, so der Insider nach der dreistündigen Sitzung am Vorabend der Hauptversammlung weiter. Hintergrund ist, dass Fitschen sich seit einigen Wochen wegen versuchten Prozessbetrugs im Kirch-Verfahren vor dem Landgericht München verantworten muss. Fitschen hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Sein Vertrag läuft noch bis 2017.

Programmhinweis

News Spezial: Deutsche Bank in der Krise. Um 12.30, 13.30 und 14.30 Uhr bei n-tv

Der 52-jährige Jain gibt zwar einige Aufgaben ab, bekommt dafür aber zur besseren Umsetzung der Ende April beschlossenen "Strategie 2020" die Verantwortung für den Bereich Strategie & Organisationsentwicklung. Der Bereich ist für die Anpassung des operativen Modells der Bank zur Steigerung der Effizienz verantwortlich. Fitschen bekommt keine neue Aufgabengebiete, sondern verliert sogar noch an Zuständigkeit für die unternehmensinterne "Bad Bank".

Zuständig für die interne "Bad Bank" wird künftig der bisherige Finanzvorstand Stefan Krause sein. Er soll auch maßgeblich für die Trennung von der Postbank leiten und dort den Chefposten im Aufsichtsrat übernehmen.

Neske wirft hin

Deutsche Bank
Deutsche Bank 14,58

Vollzogen wurde bei der Aufsichtsratssitzung auch die Trennung vom bisherigen Chef des Privatkundengeschäfts, Rainer Neske. Er verlässt den Konzern zum 30. Juni und wird durch Christian Sewing ersetzt, der erst im Januar für Rechts- und Compliance-Themen neu in den Vorstand geholt worden war. In Kürze soll auch Alan Cloete den Konzern verlassen, der dem erweiterten Vorstand angehört und im Zuge des Zinsskandals ins Visier der Ermittler gerückt war.

Der Druck auf die Bankführung ist groß, viele einflussreiche Investoren sind mit den bisherigen Ergebnissen unzufrieden und auch noch nicht von den Weichenstellungen für die Zukunft überzeugt. Um die Bilanz zu kürzen, will Deutschlands größtes Geldhaus die Postbank verkaufen - vorzugsweise über die Börse - und das verbleibende "blaue" Filialnetz drastisch schrumpfen.

Neske galt als Verlierer dieser Entscheidung, büßt er damit doch einen Großteil seines Bereichs ein, während die Investmentbanker, die Jain jahrelang selbst führte, wieder an Gewicht gewinnen. Neske Abgang war daher schon länger erwartet worden.

Achleitner wacht über die "neue" Bank

Aufsichtsratschef Achleitner dankte Neske für dessen 25 Jahre bei der Deutschen Bank, betonte nach der Sitzung aber: "Angesichts der neuen strategischen Ausrichtung des Geschäftsbereichs für Privat- und Geschäftskunden haben wir uns darauf verständigt, dass eine neue Führung angebracht ist." Den Neuanfang macht Sewing. Er soll den Privatkundenbereich ohne Scheuklappen wieder auf Vordermann bringen, wie ein Insider berichtete. Die Erwartungen an Sewing sind hoch, er wird auch den sich abzeichnenden Jobabbau in der Sparte vertreten müssen.

Achleitner gilt als mächtiger Wächter über die "neue" Deutsche Bank, der sich hinter den Kulissen auch stark operativ einmischt. Er trat vor drei Jahren zusammen mit Jain und Fitschen an, um den von zahllosen Rechtsstreitigkeiten gebeutelten Konzern wieder in ruhiges Fahrwasser zu lenken.

Vom Rivalen Goldman Sachs warb Achleitner Marcus Schenck als neuen Finanzchef ab, wie schon länger bekannt ist. Er übernimmt das Ruder mit der heutigen Hauptversammlung.

Auch außerhalb des Vorstands, eine Ebene darunter, gibt es einige Veränderungen, nicht nur in Sachen Cloete, der zuletzt für die Geschäfte in der Region Asien/Pazifik zuständig war: Nadine Faruque wird Generalbevollmächtigte der Bank und soll damit Sewing bei Compliance-Themen unterstützen. Der ebenfalls als Neske-Nachfolger gehandelte Christian Ricken scheidet aus dem erweiterten Vorstand aus.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen