Wirtschaft

Gute Stimmung auf den Märkten Mauer Handel setzt Deutscher Börse zu

Das Firmenlogo der Deutsche Börse AG zeigt zwar nach oben - beim Gewinn geht es derzeit aber in die andere Richtung.

Das Firmenlogo der Deutsche Börse AG zeigt zwar nach oben - beim Gewinn geht es derzeit aber in die andere Richtung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Läuft es gut an der Börse, ist das schlecht für die Börse: Die Deutsche Börse AG leidet unter wenig Bewegung in den Depots der Anleger - und verbucht im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang. Künftig sollen neue Märkte stärker ausgebaut werden.

Die lange Ruhe an den Finanzmärkten hat das Geschäft der Deutschen Börse im zweiten Quartal belastet. Das Unternehmen setzte daher seinen seit langem anhaltenden Abwärtstrend fort. Der Überschuss sackte verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um rund sieben Prozent auf 159,3 Millionen Euro ab, wie der Börsenbetreiber mitteilte.

Deutsche Börse
Deutsche Börse 186,45

Der Börsenbetreiber kann weiter kaum von der insgesamt guten Stimmung an den Aktienmärkten profitieren. Anleger müssen angesichts der allgemeinen Entspannung weniger in ihren Depots umschichten oder sich gegen neue Risiken absichern. Das ist schlecht für die Deutsche Börse. Der Umsatz ging im abgelaufenen Jahresviertel um knapp zwei Prozent auf 488,4 Millionen Euro zurück.

Operativ verdiente der Dax-Konzern mit rund 236 Millionen Euro acht Prozent weniger als vor einem Jahr. Dennoch schnitt der Konzern insgesamt besser ab als erwartet. Analysten hatten im Schnitt einen Rückgang auf 232 Millionen Euro erwartet.

Eurex verhagelt das Quartal

Besonders betroffen von der Ruhe an den Finanzmärkten ist die Derivate-Tochter Eurex. Die Nettoerlöse des wichtigsten Geschäftsbereichs der Gruppe sackten um zehn Prozent ab. Auch an den Aktienmärkten der Deutschen Börse wurde im zweiten Quartal wieder weniger gehandelt. Laut der Analysten der Deutschen Bank lag die Aktienvolatilität in Europa alleine im Juli 35 Prozent unter dem Zehn-Jahres-Schnitt. Zuwächse bei der Abwicklungs- und Verwahrtochter Clearstream sowie im Datengeschäft machten die Rückgänge nicht wett.

Ein großer Belastungsfaktor sind auch die niedrigen Zinsen. Sie erschweren der Deutschen Börse das Geschäft mit der Anlage von verwahrten Geldern. Analysten sehen wenig Anzeichen, dass die Talfahrt bald enden könnte. Zuletzt senkten zahlreiche Experten den Daumen über dem Konzern und revidierten ihre Empfehlungen.

Jahresziele bleiben bestehen

Dennoch sieht sich der Vorstand auf "gutem Weg", die eigenen Jahresziele zu erreichen. Die sollen abhängig von der Entwicklung der Konjunktur bei 1,9 bis 2,1 Milliarden Euro liegen, 2013 waren es  1,9 Milliarden Euro. Beim Betriebsgewinn rechnet das Management mit 850 Millionen bis 1,05 Milliarden Euro, etwas mehr also als die 739 Millionen im Vorjahr. Auch bereits auf Halbjahressicht steht die Börse besser da als im Vorjahr. Der operative Gewinn bis Juni lag mit 566 Millionen Euro deutlich über dem Vorjahreszeitraum von 448 Millionen.

Das ist dem starken ersten Quartal geschuldet, in dem die Börse allerdings von zwei Sondereffekten profitiert hatte. Zum einen stieg damals der Wert einer Beteiligung der Börse. Zum anderen flossen erstmals die Zahlen der Energiebörse EEX voll in die Bilanz ein.

Auch andere Börsenbetreiber leiden unter der Zurückhaltung der Investoren. Viele Anbieter setzten deshalb verstärkt auf Geschäfte abseits des Handels. Die US-Börse Nasdaq geht bei der Expansion in neue Geschäftsfelder besonders aggressiv vor und hat zuletzt unter anderem das Public- und Investor-Relations-Geschäft von Thomson Reuters gekauft.

Deutsche Börse setzt auf Asien-Handel

In der Folge baute die Nasdaq ihren Gewinn im zweiten Quartal um rund 15 Prozent auf 101 Millionen Dollar (75 Millionen Euro) aus. Auch die Deutsche Börse will künftig stärker auf Geschäfte abseits des Handels setzen und zudem in Ländern wie China oder Indien angreifen. Zudem wird ein Abwicklungshaus in Singapur aufgebaut, das 2015 in Betrieb gehen soll.

Die Asien-Offensive, die Konzernchef Reto Francioni Anfang 2013 ausgerufen hatte, soll sich künftig auch im Aufsichtsrat widerspiegeln. So soll Amy Yok Tak Yip in den Aufsichtsrat einziehen, erklärte das Unternehmen. Yip, die in der Geschäftsführung der Kapitalanlagegesellschaft RAYS Capital Partners in Hongkong sitzt, hat viele Jahre in der asiatischen Finanzindustrie gearbeitet.

Quelle: ntv.de, kst/dpa/DJ/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen