Wirtschaft

Russland-Geschäft belastet MAN muss wohl Prognose aufgeben

Die Volkswagen-Tochter MAN kann ihre Jahresziele womöglich nicht halten. Bei der Vorlage der Drittquartalszahlen will das Unternehmen konkreter werden. Die Lkw-Sparte hat ihre Erwartungen bereits kassiert. Zieht das Maschinenbau-Segment nach?

Der Konflikt in der Ukraine und die nach wie vor schwächelnde Konjunktur in Europa machen dem Münchener Lastwagen- und Maschinenbauer MAN stärker zu schaffen als bisher gedacht. MAN kappte deshalb den Ausblick für die Sparte Truck & Bus und setzt hinter die Konzernprognose ein Fragezeichen. Das operative Ergebnis des Bereichs werde im laufenden Jahr "erheblich unter" dem Vorjahreswert von 228 Millionen Euro liegen, sagte ein Sprecher der Volkswagen-Tochter. Vorher waren die Münchener in dem Bereich von einem Wert "spürbar über" dem Vergleichswert ausgegangen.

Wie stark deshalb die Konzern-Prognose unter Druck kommt, ist offenbar noch unklar. Die Konzern-Prognose werde sich wegen der Kappung des Sparten-Ausblicks "voraussichtlich nicht gravierend ändern", hieß es. Derzeit halte man an der Jahresprognose fest, konkrete Details will das Unternehmen dann Ende Oktober bei Vorlage des Berichts für die ersten neun Monate mitteilen.

Einbruch in Russland

Konzernweit wollen die Münchener bisher ein "deutlich höheres" operatives Ergebnis erwirtschaften. Der Umsatz soll dabei "spürbar unter" dem Vorjahreswert bleiben. In der Sparte Truck & Bus sollte der Absatz und Umsatz der Sparte bisher "leicht" unter dem Vorjahr liegen, nun rechnet das Unternehmen mit einem "deutlichen" Rückgang, ergänzte der Sprecher auf Nachfrage. Zuvor hatte die "Börsen-Zeitung" unter Berufung auf Aussagen von MAN-Bereichschef Anders Nielsen vor Journalisten auf der Nutzfahrzeugmesse IAA in Hannover darüber berichtet.

Der Manager hatte auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) schon zuvor recht düstere Marktaussichten im Zusammenhang mit dem Europageschäft gegeben. Der europäische Markt für schwere Nutzfahrzeuge dürfte in diesem Jahr zwischen 10 und 15 Prozent schrumpfen, hatte Nielsen am Dienstag in Aussicht gestellt. Der russische Lkw-Markt dürfte im laufenden Jahr sogar um rund ein Viertel einbrechen.

Spediteure haben bereits zugeschlagen

Dämpfend wirke sich nun auch das Strohfeuer beim Lkw-Absatz im vergangenen Herbst aus. Wegen der ab Anfang 2014 geltenden Euro 6-Norm hatten sich viele Spediteure gegen Ende des abgelaufenen Jahres noch mit günstigeren Modellen eingedeckt.

MAN fährt angesichts des Umfelds seit Oktober bis Ende des Jahres in seinen Werken Steyr und Salzgitter Kurzarbeit. Rund 4000 Mitarbeiter sind davon betroffen, hatte der Manager am Dienstag gesagt. Es bestehe zudem die Möglichkeit, die Kurzarbeit auf insgesamt sechs Monate bis Ende März auszuweiten. In beiden Werken sei man in Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern, hatte der Manager weiter gesagt. Für die Nutzfahrzeug-Sparte MAN Truck & Bus arbeiten rund 34.000 Beschäftigte.

Entsprechend geringer ist die Nachfrage nun. MAN erklärte, das gut laufende Geschäft der Kraftwerksparte werde den Dämpfer im Lkw-Geschäft voraussichtlich weitgehend wettmachen. Bisher rechnet der Konzern mit einem Umsatz spürbar unter dem Vorjahreswert. Der operative Gewinn und die Rendite sollen jedoch deutlich höher als 2013 ausfallen.

Daimler stützt sich an US-Nachfrage

Im August schrumpfte nach Daten des europäischen Herstellerverbandes ACEA die Nachfrage nach schweren Lastwagen über 16 Tonnen in der EU um sechs Prozent auf rund 13.000 Fahrzeuge. Während in Deutschland und Italien etwas mehr Laster auf die Straßen kamen, sanken die Neuzulassungen in Frankreich und Großbritannien stark. Gefragt waren dagegen Stadtlieferwagen und Transporter. Insgesamt kamen im vergangenen Monat in den EU-Staaten und den drei Efta-Ländern Schweiz, Norwegen und Island knapp sechs Prozent mehr Nutzfahrzeuge auf die Straßen.

Auch andere Lkw-Hersteller sind angesichts der Krisen und Konflikte in vielen Teilen der Welt inzwischen weniger optimistisch. "Wir können nicht mit Rückenwind von den Märkten rechnen", hatte Wolfgang Bernhard, Chef der Lkw-Sparte von Daimler, in dieser Woche auf der Nutzfahrzeugmesse IAA in Hannover gesagt. An ihren Geschäftszielen halten die Stuttgarter jedoch fest, weil die Nachfrage in den USA und Japan stark ist. Diesen Ausgleich hat MAN nicht.

MAN hatte seine Geschäftsziele bereits im Sommer zurückgeschraubt, weil das Geschäft in Südamerika schlecht läuft. Damals hatte das Management die Lage in Europa noch optimistisch eingeschätzt. Seine Hoffnung setzt MAN nun darauf, dass die Kraftwerksparte den Dämpfer im Lkw-Geschäft wettmachen kann.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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