Wirtschaft

Streiks kosten hunderte Millionen Lufthansa will Tarifstreit schlichten lassen

Lufhansa-Chef Carsten Spohr will der Pilotengewerkschaft Cockpit "die Hand reichen". Der seit Monaten andauernde Tarifkonflikt belastet die Bilanz des Konzerns schwer. Die Piloten reagieren allerdings zurückhaltend.

Im monatelangen Tarifkonflikt mit der Vereinigung Cockpit geht die Lufthansa auf die Pilotengewerkschaft zu. Vorstandschef Carsten Spohr bietet den Piloten eine Gesamtschlichtung zu allen offenen Tarifverträgen an. "Wir reichen ihnen damit die Hand", sagte Spohr auf der Hauptversammlung des Dax-Konzerns in Hamburg.

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Derzeit geht es um insgesamt sechs Tarifverträge zwischen Deutschlands größter Airline und den in der Vereinigung Cockpit organisierten Piloten. Dazu gehört neben dem Vergütungstarifvertrag, dem Manteltarifvertrag und anderen Vereinbarungen auch die konfliktträchtige Übergangsversorgung. Dabei geht es um die Frage, in welchem Alter und zu welchen Konditionen die Piloten in den Vorruhestand gehen können. Das ist derzeit mit 55 Jahren möglich. Spohr möchte aber, dass die Piloten bis zum Alter von 60 Jahren im Cockpit sitzen.

Die Cockpit bewertete den jüngsten Vorstoß der Lufthansa zur Beilegung des seit einem Jahr laufenden Tarifkonfliktes noch nicht. "Wir müssen abwarten, bis die Lufthansa uns das Angebot auch am Tariftisch vorlegt", sagte Cockpit-Sprecher Markus Wahl.

Der Streit zwischen Lufthansa-Management und Vereinigung Cockpit hat in den vergangenen Monaten ein Dutzend Arbeitskämpfe nach sich gezogen, die das operative Ergebnis von Deutschlands größter Airline allein im vergangenen Geschäftsjahr mit rund 220 Millionen Euro belasteten. Die Kosten der Arbeitskämpfe im laufenden Jahr sind bislang noch nicht beziffert worden.

Konzern will 1,5 Milliarden verdienen

Die von den Piloten kritisierten Pläne Spohrs, innerhalb des Lufthansa-Konzerns mit Wings das Billig-Segment zu stärken, ist allerdings nicht Teil des Schlichtungsangebots. Die Lufthansa stellt sich nach wie vor auf den Standpunkt, dass es sich hierbei um eine unternehmerische Entscheidung handelt.

Lufthansa kämpft auf der Langstrecke mit preisaggressiven Wettbewerbern aus der Golf-Region, während in Europa Billigflieger wie Ryanair und Easyjet der Fluglinie das Leben schwer machen. Mit Eurowings will Spohr sowohl innerhalb Europas als auch auf der Langstrecke besser konkurrieren. Dieser Plan kann aber nur aufgehen, wenn das Personal billiger fliegt, um Kosten zu senken.

Mit Blick auf die Jahresprognose sagte Spohr: "Es ist nach dem ersten Quartal nicht einfacher geworden." Spohr bekräftigte gleichwohl, im laufenden Geschäftsjahr ein um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Steuern und Zinsen von mehr als 1,5 Milliarden Euro. Die Streikkosten sind dabei allerdings nicht berücksichtigt. Lufthansa wird über das zurückliegende März-Quartal am kommenden Dienstag berichten.

Chef "versteht" Absturz bis heute nicht

In seiner Rede vor den Aktionären im Hamburger Congress Centrum ging Spohr auch nochmal ausführlich auf den Absturz der Germanwings-Maschine am 24. März über den französischen Alpen ein. "Der Gedanke an dieses Unglück löst immer noch Fassungslosigkeit, Entsetzen und Trauer aus. Verstehen können wir es bis heute nicht", so Spohr auf seiner ersten Hauptversammlung als Vorstandschef der Lufthansa, die in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag begeht.

Spohr kündigte an, "Sicherheitsstrukturen" "unabhängig von Marke und Tarifvertrag" weiter zu entwickeln. Nach derzeitigem Kenntnisstand hat der Co-Pilot des Fluges 4U 9225 den Absturz, bei dem 150 Passagiere und Besatzungsmitglieder den Tod fanden, bewusst herbeigeführt.

Quelle: ntv.de, mbo/rts/DJ

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