Wirtschaft

Über den Wolken ins Internet Lufthansa kündigt Breitband-Flüge an

Die größte deutsche Fluggesellschaft bricht ins digitale Zeitalter auf: Schon ab kommendem Sommer können Passagiere der Lufthansa auch bei innereuropäischen Flügen E-Mails checken, Online-Nachrichten lesen oder einfach nur so im Internet surfen.

Die Deutsche Lufthansa will ab dem Frühsommer 2016 an Bord von Kurz- und Mittelstreckenflügen schnelle Internetverbindungen zur Verfügung stellen. "Damit sind wir die erste Fluggesellschaft Europas, die ihren Gästen ein Surf-Erlebnis in der Qualität und Geschwindigkeit wie zu Hause anbietet", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr.

Die auf den Langstreckenflügen eingesetzten Lufthansa-Maschinen fliegen bereits seit Jahren mit optionalem Online-Anschluss für Passagiere. Mit einem neuen Kooperationspartner will die Fluggesellschaft dieses kostenpflichtige Extra nun auch auf innereuropäischen Verbindungen ausweiten. Was genau Lufthansa-Kunden dafür künftig aufbringen müssen, blieb zunächst offen.

Relaisstationen im All

Das neue Angebot basiert auf einer Breitband-Verbindung, die während des Fluges via Satellit aufrechterhalten wird. Die Lufthansa arbeitet dabei mit dem Spezialanbieter Inmarsat zusammen. Die Satelliten-Technologie biete die nahtlose Abdeckung auf Kurz- und Mittelstreckenflügen, heißt es. Auf der Kurz- und Mittelstrecke können sich die Jets der Lufthansa-Flotte dabei während des Flugs in das Inmarsat-Netz "Global Xpress" einwählen.

Um eine lückenlose Verbindung auf den Hauptstrecken zu gewährleisten, hatte Inmarsat kürzlich den dritten Satelliten im All positioniert. Auf der Langstrecke läuft die Internetanbindung über das Lufthansa-System "Flynet", wahlweise über WLan oder per Mobilfunk-Standard GSM. Die Lufthansa arbeitet dabei mit der Deutschen Telekom zusammen. Für die Nutzung einer herkömmlichen "Flynet"-Verbindung berechnet die Lufthansa bislang 9 Euro pro Stunde oder maximal 17 Euro je Flugverbindung.

Das neue Angebot dürfte es Reisenden erleichtern, während des Flugs in Kontakt mit der Familie, der Firma oder Geschäftspartnern zu bleiben. Der Fluggast werde mit seinem eigenen mobilen Endgerät über WLan einen Breitband-Internetzugang nutzen können, betonte die Fluggesellschaft. Dabei würden "neben einfachen E-Mail-Diensten auch anspruchsvollere Anwendungen bis hin zum Streaming" möglich. Außerdem könne der Fluggast mit dem Mobiltelefon SMS-Dienste und Datentransfer über den eigenen Mobilfunkvertrag nutzen.

Keine Ferngespräche aus den Wolken

Herkömmliche Telefongespräche wird es an Bord der Lufthansa-Maschinen allerdings auch weiterhin nicht geben. Obwohl technisch durchaus möglich, bleiben die Fernsprechverbindungen per Mobilfunk oder mit Skype ausdrücklich außen vor - weil sich die Mehrheit der Passagiere Befragungen zufolge dadurch gestört fühlen würde. Bei der Lufthansa heißt es dazu, "aufgrund der expliziten Kundenwünsche" werde auch weiterhin auf Telefonverbindungen im Flugzeug verzichtet.

Umsetzung und Einbau übernimmt die Konzerntochter Lufthansa Technik. "Mit ihrer langjährigen Erfahrung im Bereich der Flugzeug-Modifikation" werden die Experten dort "alle Systeme und Komponenten in die Flugzeuge integrieren", wie es bei der Lufthansa dazu heißt. "Dazu gehören neben dem Einbau alle luftfahrt- und zulassungsrechtlich erforderlichen Arbeiten."

Lufthansa Systems und Lufthansa Technik planen außerdem eine langfristige, globale Partnerschaft, um auch weiteren Fluggesellschaften eine multifunktional einsetzbare Onboard-IT-Plattform mit breitbandigem Internetzugang anbieten zu können. Der Projektname des Systems lautet "BoardConnect".

Testprogramm mit der Telekom

Ab 2017 will sich Lufthansa zudem an einem Testprogramm für ein neues europäisches Hybridnetzwerk beteiligen, das die Mobilfunktechnologie LTE der Deutschen Telekom mit der Satellitentechnologie von Inmarsat kombinieren soll. Wenn die Tests erfolgreich sind - und die Behörden der Luftfahrtaufsicht mit Blick auf Technik und Sicherheit grünes Licht geben -, dann könnten Passagiere ihre Mobilgeräte schon bald ohne zusätzlichen Aufwand auch während des Flugs nutzen.

Langfristig dürfte das die Luftfahrtbranche erheblich verändern: Wenn die Passagiere während des Flugs vornehmlich mit ihren eigenen Smartphones, Tablets und Laptops beschäftigt sind, entfällt für kostenbewusste Airlines womöglich der Zwang, eigene Entertainmentsysteme an Bord vorzuhalten. Beim Ankauf neuer Maschinen könnten die Fluggesellschaften dann auf teure Zusatzausstattung wie Monitore und Bedienelemente verzichten.

"Lufthansa war schon immer ein Pionier bei der Entwicklung von Internetangeboten an Bord", betonte Airline-Chef Spohr bei der Präsentation der neuen Pläne. Bereits am 15. Januar 2003 habe die deutsche Fluggesellschaft den "weltweit ersten Linienflug mit Breitband-Internetzugang" durchgeführt. Das WLan-Angebot musste die Lufthansa allerdings schon drei Jahre später zum Bedauern vieler Passagiere wieder einstellen. Der Grund: Die erforderlichen Satelliten wurden nicht weiter betrieben. Auf Interkontinentalflügen bietet die Lufthansa seit Dezember 2010 als erste Fluggesellschaft Breitband-Internetzugänge an.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ

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