Wirtschaft

Aktientausch läuft an Linde bringt Fusion mit Praxair auf den Weg

Bei Linde ist eine Annahmequote von 75 Prozent nötig.

Bei Linde ist eine Annahmequote von 75 Prozent nötig.

(Foto: dpa)

Die Hürde Bafin ist übersprungen - nun wird Linde hinsichtlich der Fusion mit Praxair konkret. Die Aktionäre des Münchner Industriegasekonzerns können bis zum 24. Oktober ihre Aktien in Anteile an der neuen Holding Linde plc tauschen.

Bei der angekündigten Milliardenfusion von Linde mit dem US-Industriegasekonzern Praxair wird es konkret. Nach der Genehmigung durch die Finanzaufsicht Bafin legte der Münchener Konzern sein formelles Umtauschangebot für die eigenen Anteilseigner vor.

Sie haben nun bis 24. Oktober Zeit, ihre Aktien in Anteile an der neuen Holding Linde plc zu tauschen. Für jede zum Umtausch eingereichte Aktie der Linde AG erhalten Aktionäre 1,54 Aktien der Linde plc, wie der Dax-Konzern mitteilte. Die nach irischen Recht gegründete Holding bekommt einen Doppelsitz - handelsrechtlich liegt er in der irischen Hauptstadt Dublin, steuerrechtlich in der südenglischen Stadt Guildford, wo auch die Hauptverwaltung ansässig sein wird.

Auf Seiten von Linde ist eine Annahmequote von 75 Prozent nötig, damit die Fusion unter Gleichen zustande kommt. Eine spezielle Regelung gibt es dabei für Indexfonds, die ihre Aktien in der Regel erst andienen können, wenn ein hoher Prozentsatz der übrigen Aktionäre dies bereits getan hat. Daran sind Fusionen bereits gescheitert.

Linde bietet den Indexfonds nun die Möglichkeit, vorzeitig eine unwiderrufliche Annahmeverpflichtung abzugeben. Damit soll eine Zitterpartie vermieden werden. Etwa 10 Prozent der Linde-Aktien werden nach Banken-Schätzungen von Indexfonds gehalten.

Praxair-Aktionäre stimmen Ende September ab

Auf Seiten des Fusionspartners Praxair muss eine Aktionärsversammlung dem Zusammenschluss lediglich mehrheitlich zustimmen. Sie ist für den 27. September geplant. Anfang Juni hatten beide Seiten den Fusionsvertrag unterzeichnet. Aus dem Zusammenschluss entsteht das weltgrößte Branchenunternehmen mit 27 Milliarden Euro Umsatz, 66 Milliarden Euro Börsenwert und weltweit 80.000 Mitarbeitern. Es überrundet damit den derzeitigen Spitzenreiter Air Liquide.

Die Fusion ist nicht unumstritten. Besonders die Gewerkschaften sehen das Vorhaben kritisch. Die IG Metall fürchtet, dass bis zu 10.000 Arbeitsplätze bei Linde verloren gehen könnten. Auch dass die Holding ihren Sitz nicht mehr in Deutschland haben wird und der fusionierte Konzern aus den USA heraus gesteuert werden soll, kritisiert die Gewerkschaft.

Die Kartellbehörden dürften die Fusion ohne Auflagen kaum durchwinken. Linde dürfte sich deshalb wohl von einem Teil seines US-Geschäfts trennen müssen. Branchenkenner erwarteten, dass Bereiche in Milliardenhöhe aufgegeben werden müssen. In Medienberichten hieß es, dass beide Seiten bis zu einer Schmerzgrenze von 3,7 Milliarden Dollar Jahresumsatz zu Verkäufen bereit sind.

Laut Prospekt muss die Fusion noch bei acht Kartellbehörden angemeldet werden, darunter auch die EU-Kommission. Brüssel soll den formalen Antrag baldmöglichst bekommen. In den USA hat die zuständige Federal Trade Commission nach der Fusionsvoranmeldung weitere Informationen angefordert. In den Vereinigten Staaten ist zusätzlich eine Freigabe durch den Regierungsausschuss CFIUS erforderlich, der das Vorhaben unter dem Aspekt der Auswirkung für die nationale Sicherheit prüft.

Sollte das Übernahmeangebot bis zum Ende der Annahmefrist für 90 Prozent oder mehr Aktien der Linde AG angenommen worden sein, so will die neue Holding ihre gesetzlichen Möglichkeiten nutzen und die restlichen Aktionäre zwangsweise aus dem Unternehmen herausdrängen. Auch das lässt sich dem Prospekt entnehmen.

Reitzle, Fehrenbach, Enders und Börsig in Verwaltungsrat

Fest steht überdies, wer nach der Fusion führende Positionen im künftigen Konzern bekleidet. In den zwölfköpfigen Verwaltungsrat der Linde plc ziehen auf deutscher Seite neben dem jetzigen Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle, der eine treibende Kraft für den Zusammenschluss war, die Professorin Ann-Kristin Achleitner, Ex-Bosch-Chef Franz Fehrenbach, Ex-Deutsche-Bank-Finanzvorstand Clemens Börsig, Airbus-Chef Thomas Enders sowie Victoria Ossadnik eine. Alle sind bislang Vertreter der Kapitalseite im Linde-Aufsichtsrat.

Für Praxair wird neben CEO Stephen F. Angel, der wie bekannt auch den fusionierten Gasekonzern führen soll, unter anderem Martin Richenhagen in den Verwaltungsrat sitzen. Der gebürtige Deutsche ist Chef des Landmaschinenkonzerns AGCO, der hierzulande mit der Marke Fendt vertreten ist.

Finanzvorstand soll der bisherige Praxair-CFO Matthew J. White werden. Linde entsendet mit Christian Bruch, Bernd Eulitz und Sanjiv Lamba drei Vorstände in den Management-Ausschuss, der aus sechs Executive Officers bestehen soll.

Quelle: ntv.de, wne/DJ

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