Platzt die Milliarden-Ölblase? Kreditausfälle bei Wells Fargo nehmen zu
05.05.2016, 10:43 UhrWegen des Ölpreisverfalls brechen den Ölfirmen die Einnahmen weg. Die Folge ist eine gewaltige Pleitewelle - vor allem in der jungen Fracking-Industrie. In den Bilanzen der US-Banken hinterlässt das Spuren. Böse Erinnerungen an die Häuserkrise werden wach.
Der Berg an bedenklichen Krediten ist bei der US-Großbank Wells Fargo deutlich gewachsen. Vor allem wegen der Schwäche der Öl- und Gasindustrie stieg das Volumen der als problematisch eingestuften Darlehen im ersten Quartal um 62 Prozent auf knapp 30 Milliarden Dollar. Das erklärte das Geldhaus in einer Mitteilung an die Börsenaufsicht.
Ende 2015 waren lediglich Kredite im Volumen von 18,5 Milliarden Dollar als zweifelhaft, minderwertig oder für besonders beobachtungswürdig eingestuft worden. Insgesamt hatte Wells Fargo zuletzt 43,5 Milliarden Dollar an Darlehen an die Öl- und Gasindustrie vergeben.
Wegen des Ölpreisverfalls hat eine gewaltige Pleitewelle die Branche erfasst. Durch die massiv gesunkenen Einnahmen sahen sich bislang 59 Öl- und Gasfirmen gezwungen, einen Antrag auf Gläubigerschutz zu stellen. Jüngste Opfer sind Midstates Petroleum und Ultra Petroleum, die diese Woche in die Insolvenz gingen. Allein im Auftaktquartal waren es damit 15 Unternehmen.
Drohender Dominoeffekt
Vor allem Unternehmen, die mit der kostspieligen Fracking-Technik aus Schiefergestein Öl fördern, haben Probleme, ihre Rechnungen zu bezahlen. Zahlreiche Banken haben daher bereits ihre Rückstellungen für Darlehensausfälle erhöht.
Bei der größten US-Bank JP Morgan hatte sich das Volumen an bedenklichen Krediten an die Öl- und Gasindustrie im ersten Quartal auf 9,7 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt. Insgesamt hatte JP Morgan zuletzt bedenkliche Kredite in Höhe von 21,2 Milliarden Dollar in seinen Büchern - ein Anstieg von 45 Prozent.
Damit mehren sich die Anzeichen, dass sich die ungezügelte Gier nach Öl bitter rächt. Investoren sind schon seit längerem alarmiert. Die Frage ist, wie lange die Banken die vom Preisverfall gepeinigten US-Ölförderfirmen am Leben erhalten werden, denn die Rettungsleine ist nicht unendlich lang.
Die Rating-Agentur Fitch rechnet damit, dass im laufenden Jahr elf Prozent aller bonitätsschwacher Unternehmensanleihen aus diesem Sektor notleidend werden. Das entspricht einem Anleihevolumen von bis zu 46 Milliarden US-Dollar. Böse Erinnerungen an die Hypothekenkrise werden wach.
Quelle: ntv.de, ddi/rts