Wirtschaft

Lufthansa will wachsen "Konnten 5000 Stellen nicht schaffen"

Carsten Spohr träumt von Expansion.

Carsten Spohr träumt von Expansion.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Kampf mit den Gewerkschaften hält Deutschlands größte Airline klein, beklagt Lufthansa-Chef Spohr. Bei niedrigeren Personalkosten könnte der Konzern 25 weitere Maschinen betreiben.

Die Fakten sind klar: Weniger Wachstum als die Wettbewerber, das bedeutet Verlust von Marktmacht und schleichenden Niedergang. Lufthansa-Chef Carsten Spohr will diese Entwicklung mit aller Härte stoppen. Ein ums andere Mal appelliert er deshalb an die Beschäftigten, auf neuen Kurs zu schwenken. Doch bislang stieß er damit nur auf taube Ohren.

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Unmittelbar vor dem für den 2. Dezember geplanten "Jobgipfel" des Unternehmens mit den beiden Gewerkschaften Ufo und Cockpit versucht der Vorstandsvorsitzende jetzt Wachstumsfantasien anzuregen. Bei geringeren Personalkosten könnte der Konzern deutlich mehr Stellen schaffen, sagte Spohr dem "Focus". Lufthansa betreibe insgesamt 25 Flugzeuge weniger, als eigentlich geplant.

"Das entspricht rund 5000 Arbeitsplätzen, die wir nicht schaffen konnten, weil wir mit unseren Kosten keine Strecken finden, auf denen wir diese Flugzeuge ohne Verluste einsetzen könnten", so der Lufthansa-Chef weiter. Der Konzern profitiere dabei sogar noch vom niedrigen Ölpreis und der guten Nachfrage der Kunden, "die unsere Investitionen in neue Flugzeuge, Angebote und Produkte, wie etwa die Premium-Economy-Klasse, sehr gut annehmen".

In Teilen Staats-Airline geblieben

In Bezug auf die Tarif-Auseinandersetzungen mit dem Kabinenpersonal zeigt der frühere Pilot unterdessen ungebrochene Härte: Geschäftsleitung und Mitarbeiter müssten sich "gegenseitig eingestehen, dass wir mit den Strukturen, die noch immer in Teilen denen einer Staats-Airline gleichen, unsere Marktanteile nicht halten können", sagte er. 56 Jahre lang sei die Kernflotte der Lufthansa jedes Jahr gewachsen, "seit vier Jahren tut sie das nicht mehr".

Spohr räumte dabei ein, dass der Veränderungsprozess "für alle Mitarbeiter sehr schwierig" sei. Es sei aber besser, so eine Veränderung aus einer Position der Stärke anzugehen, "und nicht erst, kurz bevor es zu spät ist".

Das Vertrauen der Kunden in die deutsche Fluggesellschaft sei nach dem Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen immer noch groß. Lufthansa sei wahrscheinlich die "einzige Airliines auf der Welt, die nach so einem tragischen Absturz keinerlei Buchungsrückgänge hatte", sagte Spohr weiter. Laut einer Umfrage vom Sommer nach dem Vertrauen in Low-Cost-Carrier liegt Germanwings mit 48 Prozent an der Spitze. Die nächstplatzierte Airline hat 20 Prozentpunkte weniger.

Eine Lösung des Tarifstreits ist nicht absehbar. Die Fronten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmerschaft sind verhärtet. Gleichzeitig ist die Lage bedrohlich: Alle Fluggesellschaften kommen besser voran als Lufthansa. Die deutsche Nationallinie und ihre Schwester-Airlines zogen im vergangenen Jahr lediglich 1,3 Prozent mehr Passagiere an. Bei Ryanair waren es gut 6 Prozent, bei Emirates 12 Prozent und bei Etihad Airways aus Abu Dhabi sogar fast ein Viertel mehr Gäste.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa

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