Wirtschaft

Trotz überraschenden Gewinns Keine Entwarnung bei der Deutschen Bank

Wie geht es weiter?

Wie geht es weiter?

(Foto: REUTERS)

Die Deutsche Bank sorgt mit ihren Geschäftszahlen bei den Aktionären für gute Laune. Deren Hoffnungen könnten allerdings verfrüht sein.

Erleichterung bei den Investoren der Deutschen Bank: Deutschlands größtes Institut hat im ersten Quartal einen Gewinn von 236 Millionen Euro erwirtschaftet. Analysten waren von einem Verlust von 300 Millionen ausgegangen. Dass das Ergebnis nicht ganz so schlecht ausgefallen ist wie befürchtet, dafür sind nicht zuletzt die Belastungen für Rechtsrisiken verantwortlich. Sie lagen mit lediglich 187 Millionen Euro meilenweit unter dem Wert des Vorjahresquartals von 1,54 Milliarden Euro. Dass sie derart niedrig bleiben werden, darf aber getrost bezweifelt werden.

Deutsche Bank
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Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, sieht noch woanders Schwächen bei dem Finanzinstitut: "Die harte Kernkapitalquote ist von 11,1 Prozent auf 10,7 Prozent gesunken. Durch den Verkauf der Beteiligung an der chinesischen Hua Xia Bank soll der Wert zwar um 0,5 Prozentpunkte gesteigert werden. Doch damit bliebe die Deutsche Bank weiterhin klar unter dem Vergleichswert der Commerzbank, der bei zwölf Prozent liegt."

Ob die Kurserholung bei der Deutschen Bank weitergeht, wird daher vor allem von der Entwicklung des Finanzmarkts abhängen. Im ersten Quartal hatten die dortigen Turbulenzen dazu geführt, dass das Handelsgeschäft mit Anleihen und Währungen sowie mit Aktien um jeweils 29 Prozent eingebrochen war. "Die Finanzmärkte waren im ersten Quartal schwierig", sagte Vorstandschef John Cryan. "Deshalb hielten sich die Kunden an den Kapitalmärkten zurück, unsere Erträge waren im Vergleich zum Vorjahr rückläufig, vor allem im Wertpapierhandel und bei Unternehmensfinanzierungen."

In dem schwierigen Umfeld hatten die Unternehmen zudem weniger Kapitalerhöhungen und Anleihen am Markt platziert, was wiederum die Deutsche Bank deutlich belastet hatte. Nachdem sich der weltweite Aktienmarkt seit Mitte Februar aber deutlich erholt hatte, könnte nun aber wieder Gegenwind aufkommen. Der Grund ist bei der japanischen Notenbank zu suchen, die auf ihrer heutigen Sitzung die Geldpolitik überraschend nicht gelockert hat und dadurch den Yen gestärkt hat. Dieser könnte zu einer starken Belastung für die Börsen werden.

Aktienmarkt hängt am Währungsmarkt

Yen / US-Dollar
Yen / US-Dollar ,01

Weil der Yen in den vergangenen Jahren stark gegenüber dem Dollar gesunken war, hatten Investoren verstärkt Kredite auf Yen-Basis aufgenommen und das Geld beispielsweise in US- oder europäische Aktien gesteckt. Das nennt man Carry Trade. Die Investoren haben dabei von zwei Seiten profitiert: Einerseits von Währungsgewinnen und andererseits von Kursgewinnen am Aktienmarkt. Das Spiel geht aber nur gut, solange der Yen fällt. Wenn er aber wie derzeit kräftig steigt, lösen die Investoren ihre Yen-Kredite auf und verkaufen ihre Aktien. In dem Umfeld dürfte auch das Geschäft der Deutschen Bank wieder unter Druck kommen, sei es im Handelsgeschäft oder bei der Begleitung von Unternehmen bei Emissionen am Kapitalmarkt.

Cryans anhaltende Vorsicht für das Gesamtjahr 2016 ist daher mehr als berechtigt. "Es ist noch unklar, ob wir am Ende einen kleinen Gewinn der einen Verlust ausweisen", sagte er. Grund sei nicht zuletzt die Beilegung möglichst vieler der juristischen Altlasten. Wie groß die Skepsis der Investoren trotz der jüngsten, kräftigen Kurserholung ist, zeigt gerade ein Vergleich zwischen dem Aktienkurs und dem materiellen Eigenkapital je Aktie.

Es wird berechnet, indem man vom Eigenkapital den Firmenwert aus Übernahmen abzieht und anschließend durch die Aktienanzahl dividiert. Der aktuelle Aktienkurs liegt mir rund 17,40 Euro meilenweit unter dem materiellen Eigenkapital je Aktie von 37,29 Euro. Das zeigt, wie skeptisch Investoren die Gewinnperspektiven der Deutschen Bank einschätzen.

Anleger sollten vor allem den Aktienmarkt genau im Auge behalten. Sollte er sich weiter erholen, dürften die Aktien der Deutschen Bank und die anderer Banken auf der Überholspur sein. Ansonsten dürften die Bankaktien deutlich schlechter laufen als der Gesamtmarkt.

Quelle: ntv.de

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