Wirtschaft

Übernahme von Kaiser's-Filialen Kartellamt könnte Edeka stoppen

Edeka will die Kaiser's-Supermärkte kaufen.

Edeka will die Kaiser's-Supermärkte kaufen.

(Foto: imago/Horst Galuschka)

Edeka will sich die Kaiser's-Supermärkte schnappen. Der bisherige Besitzer wäre froh, die Filalen endlich los zu sein. Doch das letzte Wort hat das Kartellamt. Und dort dürfte das Vorhaben auf wenig Gegenliebe stoßen.

Leicht hat es sich Karl-Erivan Haub nicht gemacht. Doch nun steigt die von ihm geführte Unternehmerfamilie, der die Handelsgruppe Tengelmann gehört, aus dem Supermarktgeschäft aus. Ihre Kaiser's-Filialen gehen an Edeka. Allerdings nur dann, wenn das Kartellamt mitmacht. Und das ist alles andere als ausgemacht.

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Rund 1,8 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften die 451 Märkte mit knapp 16.000 Mitarbeitern. Das reicht aber nicht, um im hart umkämpften deutschen Lebensmittelhandel alleine zu bestehen. Seit Jahren schreibt Kaiser's rote Zahlen, eine Trendwende ist nicht in Sicht. In den vergangenen Monaten hatte Tengelmann deshalb geprüft, welche Optionen es für die Märkte gibt.

"Das Ergebnis ist auf schmerzliche Weise eindeutig", sagt Haub in seiner Funktion als geschäftsführender Gesellschafter. "Wir sehen leider keine Perspektive mehr, unsere Supermärkte aus eigener Kraft zu einem profitablen Unternehmen zu machen." Lange habe sich die Familie gegen einen Verkauf des Traditionsgeschäfts gesträubt und immer wieder hohe Verluste ausgeglichen. Eine Trennung von der Kette sei nunmehr jedoch unausweichlich.

Auf lediglich 0,6 Prozent Marktanteil kommen die Kaisers's-Filialen. Gegen die großen Konkurrenten Edeka, Lidl, Aldi und die Metro-Tochter Real haben sie offensichtlich keine Chance. Satte 85 Prozent des Marktes beherrschen die vier Rivalen - und sie expandieren munter weiter.

Genau das könnte die Verkaufspläne zum Scheitern bringen. Erst Ende September hatte das Bundeskartellamt einen unüberhörbaren Warnschuss in Richtung der Lebensmittel-Riesen abgefeuert. Die Situation sei besorgniserregend, so Behördenchef Andreas Mundt. Es drohe sogar eine weitere Verschlechterung des Wettbewerbs. Künftige Zusammenschlüsse würden deshalb streng geprüft.

Seine Sorge: Je mehr sich der Handel auf wenige große Ketten konzentriert, desto schwächer wird die Position der Lebensmittelhersteller. Sie werden beim Feilschen um Preise und Rabatte noch größere Schwierigkeiten bekommen als bisher.

Mundt berief sich auf eine mehrjährige Studie seiner Behörde. Demnach kaufen die Handelskonzerne anders als häufig behauptet ihre Produkte vor allem in Deutschland und nicht im Ausland. Gegenüber den einheimischen Herstellern könnten die Einzelhändler ihre Verhandlungsmacht ausnutzen, wenn es denen an Ausweichalternativen für den Absatz ihrer Produkte fehle. Im Klartext: Wenn einer der Riesen damit droht, bestimmte Produkte aus dem Sortiment zu nehmen, muss so mancher Lebensmittelhersteller seine Preise senken.

Besonders stark ist Edeka dem Kartellamt zufolge im Markt platziert. Der Konzern habe im Verhältnis zu seinen jeweiligen nächsten Wettbewerbern eine etwa doppelt so hohe Gesamtverkaufsfläche sowie eine doppelt so hohe Standortdichte. Edeka sei gemessen an Umsatz, Beschaffungsanteilen bei Herstellermarken, der Verkaufsfläche und der Standortzahl der bei weitem führende Anbieter in Deutschland. Edeka erzielte 2013 mit seinen rund 11.600 Märkten und 327.900 Mitarbeitern einen Umsatz von 46,2 Milliarden Euro. Experten sehen den Marktanteil bei etwas mehr als 20 Prozent.

Das spricht nicht unbedingt dafür, dass das Kartellamt die Übernahme der Kaisers's-Filialen erlaubt. Die Behörde sei über das Vorhaben informiert worden, sagte Kartellamtspräsident Mundt. Einzelheiten seien bislang nicht besprochen worden. "Schon die jetzige Konzentration ist ein Problem", fügte er hinzu.

Doch Edeka gibt sich zuversichtlich. Die Konzentration von Edeka-Märkten in Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen werde nicht "signifikant zunehmen", teilte der genossenschaftliche Verbund mit. Ob über den ehemaligen Supermärkten von Kaiser's künftig der Edeka-Schriftzug prangt, wollte ein Sprecher nicht sagen. Edeka wolle der Entscheidung des Bundeskartellamts nicht vorgreifen.

Die Edeka-Tochter Netto hatte 2008 bereits den Lebensmitteldiscounter Plus von der Unternehmensgruppe Tengelmann übernommen. 2300 Filialen kaufte Netto selbst und wandelte sie um. Als Auflage des Kartellamts mussten jedoch rund 300 Filialen abgetreten werden, wofür der Handelskonzern Rewe mit seiner Discount-Tochter Penny den Zuschlag bekam.

Und die Verbraucher? Der Preisdruck des mächtigen Handels auf die Lieferanten sei eine zweischneidige Sache, sagt Kartellamtschef Mundt. Er könne zwar im Einzelfall für niedrigere Preise sorgen - aber nur falls die Rabatte weitergegeben werden. Auf Dauer gehe das aber auf die Qualität der Produkte.

Quelle: ntv.de, mit dpa/AFP

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