Wirtschaft

Schutz vor chinesischer Spionage Kanada drängte Bombardier zu Airbus

Ab sofort Partner: Ein Airbus A320neo und eine Bombardier C-Serie.

Ab sofort Partner: Ein Airbus A320neo und eine Bombardier C-Serie.

(Foto: REUTERS)

Durch Druck von Boeing steht die C-Serie von Bombardier kurz vor der Einstellung. Um das Progamm zu retten, bandelt der kanadische Flugzeugbauer mit chinesischen Partnern an. Doch aus Angst vor Technologieklau interveniert die Regierung und "beschenkt" Airbus.

Der entscheidende Anstoß kam aus Ottawa: Erst Kanadas Politik hat Bombardier Insidern zufolge auf die Idee gebracht, doch eine Partnerschaft mit Airbus einzugehen. Die Führung des kanadischen Flugzeugbauers hatte nach der Absage des US-Rivalen Boeing eigentlich mit chinesischen Flugzeugherstellern angebändelt. Doch die Regierung von Ministerpräsident Justin Trudeau signalisierte, dass ihr ein Einstieg von Airbus in die C-Serie von Mittelstreckenflugzeugen lieber wäre. "Aus Sicht der Regierung war alles besser als eine Verbindung mit China", sagte einer der Insider.

Innovationsminister Navdeep Bains und Handelsminister Francois-Philippe Champagne drängten Bombardier im August und September, wieder Kontakt zu Airbus aufzunehmen. "Vielleicht hat Bombardier an diese Option nicht gedacht, nachdem die Gespräche vorher gescheitert waren", sagte ein Insider. Die ersten Gespräche fanden im kleinsten Kreis in Restaurants in Paris, London und München statt: Die beiden Vorstandschefs Tom Enders und Alain Bellemare hatten nur je einen Kollegen mitgebracht. Am 16. Oktober verkündeten beide, dass Airbus die Mehrheit an der C-Serie übernehmen würde - für einen Dollar.

Zwei Jahre zuvor waren das Bombardier-Management und Airbus-Chef Enders ohne Einigung auseinandergegangen, nachdem die Gespräche öffentlich geworden waren. Doch Bombardier brauchte dringend einen Partner für die C-Serie. In die Entwicklung der Baureihe hatten die Kanadier sechs Milliarden Dollar gesteckt, doch seit 18 Monaten keine Bestellung mehr dafür bekommen. Boeing habe einen Einstieg zu ähnlichen Bedingungen abgelehnt, wie sie später Airbus geboten wurden, sagten zwei Insider.

Zuletzt konzentrierten sich die Gespräche auf den staatlichen chinesischen Flugzeugbauer Comac. Er war - neben der größeren Avic und einem staatlichen Investmentfonds - schon zwei Jahre zuvor im Gespräch gewesen. Comac wollte sich dazu nicht äußern.

Angst vor Patentklau

Für Bombardier schien ein Einstieg der Chinesen verlockend: Er hätte den Zugang zu dem am schnellsten wachsenden Flugzeug-Markt weltweit bedeutet. Doch die Gespräche waren zäh, zu zäh für Bombardier. Und in der Regierung gab es Ängste, dass dann Arbeitsplätze und Technologie nach China abgezogen würden. Die Chinesen könnten nicht garantieren, dass Patente und anderes geistiges Eigentum nicht gestohlen würden. Dabei versucht die Regierung Trudeau eigentlich, die wirtschaftlichen Kontakte nach China zu intensivieren, um sich weniger abhängig vom großen Nachbarn USA zu machen.

Keiner der Beteiligten wollte sich zu den Recherchen von Reuters äußern. Airbus-Chef Enders sagte auf die Frage, ob der europäische Flugzeugbauer eingesprungen sei, weil es Vorbehalte gegen China gegeben habe: "Wir waren offensichtlich nicht in diese Diskussionen eingeweiht."

Quelle: ntv.de, Allison Lampert und Tim Hepher, rts

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